Stand: 25.11.2025 09:55 Uhr

Als „König Boris“ bei „Fettes Brot“ war er einer der wichtigsten Musiker in der deutschen Hiphop- und Rap-Szene. Nun hat Boris Lauterbach seiner Liebe zum Kiezverein ein Denkmal gesetzt: „FC St. Pauli. Eine Liebeserklärung“.

von Thorsten Mack

Der FC. St. Pauli und sein Millerntorstadion. Es ist ein Fußballtempel, ein Sehnsuchtsort. Durch den Einlauftunnel mit seinem roten Licht müssen die Spieler zum Platz. „Rotes Licht macht eine gute Haut. Haben wir im Bus auf Tour auch immer angehabt, damit der Raubbau, den so eine Tournee am Körper bedeutet, nicht so offensichtlich ist, „sagt Boris Lauterbach, alias „König Boris“ der Band Fettes Brot. Der Musiker und sein Millerntor. Der Hamburger Rapper ist ihm verfallen, seit er 15 ist.

Die Emotionen. Das völlig im Augenblick sein, im Hier und Jetzt, für 90 Minuten. „Für mich ist so ein Heimspiel immer noch ein magischer Moment. Der Moment, wenn ich durch den Aufgang ins Stadion komme und das Stadion ist gut gefüllt,“ erzählt Lauterbach. „Klassisch sucht man sich ja seinen Verein eigentlich nicht aus. Der passiert einem ja irgendwie und das war bei mir auch so. Als ich 15 war, war ich in so einer Jugendgruppe und da haben mich ein paar Leute gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal mit zu St. Pauli zu kommen, und ich hatte schon davon gehört und hatte natürlich auch was mit Politik zu tun. Ich wusste, hier gibt es keine Nazis, hier gibt es nicht auf die Fresse. Hier gibt es wache Leute, die Rassismus und Gewalt versuchen aus den Stadien rauszuhalten.“

"König Boris" Lauterbach

Dass der Musiker Boris Lauterbach großer FC St. Pauli Fan ist, wissen nur wenige. Nun setzt er dem Verein mit seinem Buch „FC St. Pauli. Eine Liebeserklärung“ ein Denkmal.

Musik trifft Fußball – eine enge Verbindung

Seinen Weg mit Fußball und Fettes Brot erzählt König Boris in seinem Buch. Süffige Geschichten über seine Fußball-Liebe zum Underdog St.Pauli. „Musik und Fußball gehen ja irgendwie Hand in Hand. Fußball und Fankurven wären ja ohne Musik gar nicht denkbar, also die ganzen Fangesänge basieren ja auf irgendwelchen großen Pop-Hits. Bei St. Pauli wird sogar auf einem von unseren Songs, auf Schwule Mädchen regelmäßig ein St. Pauli-Song gesungen – was natürlich die absolute Krönung ist“, erzählt der Musiker nicht ohne Stolz. „Viel besser geht es eigentlich nicht als Musiker, wenn so ein Fußballstadion so deine Songs singt, das fühlt sich schon richtig gut an.“

St. Pauli als soziale Institution und Lebensgefühl

St. Pauli ist als Verein inzwischen eine Institution. Ein Lebensgefühl, das König Boris würdigt. Entstanden, als die Besetzer der Hafenstraße als Fans zu den Spielen kamen – und deren Mitbewohner Volker Ippig Torwart von St. Pauli war. Kapitalismuskritik und Integration, ein feierwütiger Verein als Schmelztiegel eines bunten, linken Viertels. „Der ganze Stadtteil gehört natürlich dazu. Ohne den Stadtteil würde es diesen Verein nicht geben. Die ganzen Menschen, die man kennenlernt, auch bei den Auswärtsfahrten. Das ist alles etwas, was für mich diesen Kosmos des FC St. Pauli ausmacht.“

König Boris hatte mit seiner Band Fettes Brot schon kommerziellen Erfolg, als dieser im Hiphop noch verpönt war und als "Sellout" galt, also als der Ausverkauf der eigenen Echtheit und Credibility.

In „Disneyland After Dark“ blickt König Boris poetisch und kritisch auf das urbane Leben.

Ein Star, sein Verein und eine Liebeserklärung

König Boris ist Teil dieses Kosmos’, ein Teil des FC St. Pauli. „Angefangen hat das damals im alten Stadion noch für mich da hinten zwischen den Trainerbänken, im sogenannten Hafenstraßenblock.“ Auch rappen durfte er hier. So zum Beispiel beim Flash 2000, einem Hip-Hop-Festival. Ungefähr 20.000 Leute waren da, „das war ein krasser Moment,“ erinnert er sich. Diesen Verein und seine Fans unterstützten Fettes Brot auch bei der 100-Jahr-Feier. Denn Boris’ frühere Bandkollegen Dr. Renz und Björn Beton sind inzwischen auch Fans.

„Die Musikauswahl war schon immer sehr geschmackvoll“, sagte Bandmitglied Dr. Renz einmal. „In anderen Stadien wird gerne mal irgendein Schmu abgespielt.“ „Die beiden anderen kamen ein bisschen später dazu“, erzählt Boris Lauterbach, „so eher Anfang der 2000er. Was aber lustig ist, dass die beiden vorher in ihren Jugendjahren hier Eis verkauft haben im Stadion. Beide haben über die kalten Eier geklagt, die sie beide immer gekriegt haben, weil sie immer diese Kühltruhe vor ihrem Gemächt tragen mussten.“ Ein Star, sein Verein und ein Buch als Liebeserklärung.

Der Comicband "Schwule Mädchen" steht auf einem Treppenabsatz vor einer Häuserzeile.

Die Zeichner*innen haben ihren Comic am Donnerstag im Nachtasyl Hamburg vorgestellt.

Die Rapperin Lady Bitch Ray überrascht die Hamburger Fahrgemeinschaft Eunique und Denyo. Sie erzählt den beiden, wie schwer es früher war als Frau im Rap-Game.

Mit Bands wie „Die Beginner“ oder „Fettes Brot“ avanciert Hamburg in den 90ern zur Hiphop-Hochburg.

"König Boris" Lauterbach

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