Berlin. Der spanische Maler Diego Rodríguez de Silva y Velázquez – kurz Diego Velázquez – lebte von 1599 bis 1660 und hat die Darstellung des Menschen in der Kunst auf eine neue Ebene gehoben.

Wo andere Vertreter des Barocks auf überladene Motive setzten, konzentrierte sich der Maestro auf die Verschiebung von Perspektiven, auf Kontraste und besondere Lichtverhältnisse. Oft werden Details seiner Werke erst auf den zweiten Blick sichtbar.

Diese französische Dokumentation ist selbst ein Kunstwerk und huldigt Velázquez und seinem Einfluss auf viele Maler ersten Ranges, die oft lange nach ihm den Pinsel schwangen. „Das Geheimnis von Velázquez“ markiert das Regiedebüt von Stéphane Sorlat, der zuvor als Produzent von Filmen wie „Francisco de Goya: Der Schlaf der Vernunft“ in Erscheinung getreten ist. Sorlat nimmt für sein sublimes Puzzle diverse Werke des Genies genauer unter die Lupe. Velázquez konnte gut mit den Herrschenden seiner Zeit, als Hofmaler von König Philipp IV. porträtierte er große und kleine Edelleute in edlem Zwirn. Doch genauso offenbaren seine Schöpfungen auch ein großes Interesse an den Außenseitern der Gesellschaft, an Trinkern und Kleinwüchsigen, die er mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen und Empathie auf der Leinwand verewigte. Wer für Velázquez Modell saß, stand oder lag, konnte Vieles erwarten, nur eines nicht: Eine schmeichelhafte Darstellung seiner selbst. „Zu wahr!“ soll Papst Innozenz X. ausgerufen haben, als er sein Bild betrachtete.

Im Film kommen zahlreiche renommierte Künstler wie Julian Schnabel oder Isabel Coixet zu Wort, sie berichten von ihrer ganz eigenen Entdeckung des Diego Velázquez und sprechen ihre Hochachtung aus. In historischen Aufnahmen würdigt Dali den Mann hinter dem berühmten Bild Las Meninas („Die Hoffräulein“), das er mannigfaltig kopierte. Manet wird gar mit dem Ausspruch „Er ist der Maler der Maler“ zitiert.

Untermalt mit poetischen Kommentaren, Naturaufnahmen und Liedern entfaltet sich in anderthalb Stunden ein ganzes Universum vor dem Zuschauer, das gleichermaßen Fakten vermittelt und einen erstaunlich modernen und einflussreichen Künstler emotional greifbar macht. Angeblich fand man nach Velázquez´ Ableben 29 Spiegel in dessen Wohnung. Diese filmische Reflexion seines Schaffens hätte ihn wahrscheinlich froh gestimmt.