Istanbul – Rund zwei Wochen nach dem Tod einer Touristenfamilie aus Deutschland in Istanbul steht die Todesursache offenbar fest: Laut eines Berichts der Rechtsmedizin starben die Eltern und ihre beiden Kinder „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ an einer Vergiftung mit dem hochgiftigen Gas Phosphin.
Das berichten das Nachrichtenportal „T24“ und der TV-Sender „Halk TV“.
Die Familie aus Hamburg war in den Urlaub nach Istanbul gereist. In der Nacht vom 12. zum 13. November wurden die Eltern Servet (38) und Çiğdem B. (27) und ihre zwei Kinder Masal (3) und Kadir (6) wegen Übelkeit und Erbrechen mit Verdacht auf Vergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Das Hotel im Stadtteil Fatih, in dem die Familie aus Hamburg abgestiegen war
Foto: Hamdi Goekbulut
Nach einer Behandlung wurden die Eltern und Kinder jedoch nicht stationär aufgenommen. Sie kehrten ins Hotel zurück. Ein fataler Fehler. Nur Stunden später verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch: Erst starben die Kinder, dann die Mutter und wenige Tage später auch der Vater.
Zunächst war eine Lebensmittelvergiftung nicht ausgeschlossen worden. Doch dann erhärteten sich Hinweise auf eine chemische Vergiftung. Nach Informationen der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“ sollen Experten herausgefunden haben, dass in einem der Hotelräume kürzlich ein Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wurde.
Mehr zum ThemaBericht: Pestizid im Hotel könnte Tod verursacht haben
Laut „Halk TV“ deutet der Bericht der Rechtsmedizin nun tatsächlich „auf eine hohe Wahrscheinlichkeit hin, dass die Familie an dem im Hotel verwendeten Pestizid starb“.
Das toxische Gas Phosphin sei etwa in aus dem Zimmer entnommenen Wischproben festgestellt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf den rechtsmedizinischen Bericht. Auch in Handtüchern des Hotels habe man Phosphin entdeckt.
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Im Blut, im Mageninhalt und in den Lebensmitteln der Familienmitglieder sei hingegen kein Gift gefunden worden, berichten „Halk TV“ und „T24“. Auch Tests in den Einrichtungen, in denen die Familie gegessen hatte, hatten hingegen keine Auffälligkeiten aufgewiesen, so Anadolu.
Laut Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft soll ein separater Bericht zur genauen Todesursache noch in dieser Woche veröffentlicht werden, berichtet „T24“.
Bei der Bekämpfung von Schädlingen wird häufig der Stoff Aluminiumphosphid eingesetzt. In Verbindung mit Wasser – Luftfeuchtigkeit genügt – entsteht das giftige Gas Phosphin. Es ist farblos und im reinen Zustand geruchlos.
Der Eingang zur Notaufnahme der Uniklinik in Istanbul: Hier kam Familie B. an, um sich wegen der schweren Vergiftungs-Symptome untersuchen zu lassen
Foto: Hamdi Gökbulut
Mehrere Menschen wurden nach dem Tod der Familie festgenommen, darunter laut „T24“ ein Hotel-Chef, zwei Hotelangestellte sowie der Chef einer Schädlingsbekämpfungsfirma, sein Sohn und ein Mitarbeiter des Unternehmens.
Die türkischen Behörden prüfen inzwischen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Tod der Familie und weiteren Todesfällen besteht und ob Sicherheitsvorschriften bei den Einsätzen verletzt wurden.
Haben diese Sekunden gefehlt?: Hamburger Familie im Hotel in Istanbul eingesperrt
Quelle: DHA21.11.2025
Korrektur
In einer früheren Version des Artikels schrieben wir zunächst, dass die Todesursache feststeht. Da das endgültige offizielle Ergebnis der Untersuchung aber noch aussteht, haben wir den Text entsprechend angepasst und bitten, den Fehler zu entschuldigen.