1. Startseite
  2. Wirtschaft

DruckenTeilen

Russlands Autobranche kämpft weiterhin ums Überleben. Ein führendes Unternehmen und großer Arbeitgeber muss mit Verlusten rechnen.

Moskau – Russlands einst boomende Autobranche durchlebt eine Krise nach der anderen: Die sinkenden Verkaufszahlen infolge des Ukraine-Kriegs und westlicher Sanktionen waren nur der Anfang. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet, könnte die Produktion des größten, russischen Automobilherstellers AvtoVAZ am Hauptstandort Toljatti massiv einbrechen.

Russlands Wirtschaft muss Verluste hinnehmen – Produktionseinbruch zu erwarten bei führendem Hersteller

Die Produktion der Unternehmensmarke Lada werde noch 2025 um 40 Prozent auf 274.000 Fahrzeuge sinken. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 wurden noch 456.300 Fahrzeuge produziert. Es werde erwartet, dass das Absatzvolumen der ausgelieferten Fahrzeuge 27,7 Prozent weniger als im Vorjahr betragen wird. Das geht laut Interfax aus Unterlagen des Stadtbezirkrats Toljatti hervor. In Rubel wird die Produktionsmenge des Herstellers AvtoVAZ auf 464,5 Milliarden geschätzt.

Vor einigen Tagen hatte der AvtoVAZ-Vorsitzende einen Verkaufsrückgang prognostiziert. Der Absatz der Lada-Fahrzeuge auf dem russischen Markt werde sich im Jahr 2025 auf insgesamt rund 350.000 Einheiten belaufen, einschließlich Exporten auf 370.000 Einheiten, sagte AvtoVAZ-Präsident Maxim Sokolov gegenüber Reportern. Im Jahr 2024 verkaufte das Unternehmen noch 458.900 Fahrzeuge auf dem russischen Markt. Die Verkäufe der Lada-Modelle seien 2025 ohnehin sehr niedrig gewesen. Im Zeitraum zwischen Januar und Oktober dieses Jahres lag der Verkaufsrückgang von AvtoVAZ mit einem Einbruch von 25 Prozent sogar unter dem Marktdurchschnitt.

Denkfabrik: Putins größter Albtraum könnte wahr werdenPutins Kriegswirtschaft treibt Russlands Autobranche weiter in die Krise. © © IMAGO / ZUMA PressRussische Autobranche von Wirtschaftskrise schwer getroffen – Preise erhöhen sich durch steigende Gebühr

Gründe für die Verkaufszahlen des Herstellers, der aufgrund der Krise schon in eine Vier-Tage-Woche angeordnet hatte, sind der schwache Rubel und die hohen Leitzinsen. Die russische Zentralbank musste den Leitzins im Kampf gegen die hartnäckige Inflation wiederholt anheben, was auch in der Autobranche zu höheren Krediten führte und den Verkauf bremste. In den vergangenen Monaten wurde der Leitzins aber wieder gesenkt und liegt derzeit bei 16,5 Prozent. Sokolov rechnet weiterhin mit einem sinkenden Leitzins und dass dadurch der Absatz sowohl inländischer als auch importierter Fahrzeuge steigen könnte.

Allerdings muss sich die russische Autoindustrie künftig auf weitere Herausforderungen einstellen, die die Hoffnung auf eine Erholung dämpfen könnten: Ab dem 1. Dezember 2025 erhöhen sich die Recyclinggebühr für leistungsstarke und teure Fahrzeuge. Ab dem 1. Januar steigt die Gebühr für alle Fahrzeuge um etwa 10 Prozent entsprechend der Inflation.

Die Recyclinggebühr ist eine einmalige Zahlung für die spätere Entsorgung eines Fahrzeugs. Heimischen Autoherstellern wird diese Zahlung fast vollständig durch von Wladimir Putin angeordnete Subventionen erstattet. Die Gebühr dient in erster Linie als Maßnahme, um heimische Marken zu schützen und einen Vorteil gegenüber ausländischen Marken zu beschaffen. Sie wird aber zugleich die Preise für Privatpersonen nochmal deutlich in die Höhe treiben. In Erwartung der steigenden Preise erhöhte sich der Autoverkauf im Oktober deutlich gegenüber dem Vormonat um 35 Prozent auf 165.702 Einheiten. Trotzdem lagen die Verkaufszahlen laut dem russischen Marktforschungsinstitut Autostat immer noch 3,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Russlands Autohersteller in Toljatti müssen sich auf sinkende Produktionen einstellen

Mit Blick auf die allgemeine Pkw-Produktion im Stadtbezirk Toljatti sind verschiedene Szenarien möglich. In einem Szenario gehen Experten davon aus, dass die Pkw-Produktion in den nächsten Jahren rückläufig sein wird und im Jahr 2026 um 3,3 Prozent auf 265.000 Fahrzeuge sinkt. In einem optimistischeren Szenarion wird mit einem Anstieg der in Toljatti produzierten Pkws gerechnet. Diese sollen bis 2028 das Niveau von 2024 erreichen. (Quellen: Interfax, Reuters, Meduza (bohy))