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Kreuzung oder Kreisverkehr? Autofahrer legen die Verkehrsregeln am neu gestalteten Knotenpunkt in Kirchweyhe unterschiedlich aus. © Dierck Wittenberg
Ein neuer provisorischer Kreisverkehr in Kirchweyhe sorgt wegen fehlender Beschilderung und Baustellenchaos für gefährliche Fahrmanöver. In einer Sache blockt die Gemeinde.
Am neuen Kreisverkehr am Richtweg in Kirchweyhe sind im Laufe einer nichtmal 20-minütigen Beobachtungen verschiedene gewagte Fahrmanöver zu bestaunen. Zwei Kombis und ein Transporter fahren jeweils geradeaus über die – bisher nicht abgesetzte – Verkehrsinsel von der Kleinen Heide auf die Coulainer Allee. Ein Golf fährt mit links gesetem Blinker ein und nimmt, immer noch links blinkend, die zweite Ausfahrt. Der Fahrer eines anderen VWs wiederum wählt die Variante: links blinken, die Verkehrsinsel schneiden und in die Kleine Heide einbiegen.
Auch wenn der Verkehr noch nicht rund läuft: Der Mini-Kreisverkehr ist das erste vorzeigbare Ergebnis der Dauer-Dauerbaustelle am Richtweg. Er verbindet die Straßen Kleine Heide, Coulainer Allee, Am Kuhzaun und perspektivisch den Richtweg miteinander. Vollständig angelegt ist der Kreisel indes noch nicht: Bei der Asphaltdecke muss die Baufirma noch nachbessern, und wegen dort noch verkehrender Baufahrzeuge wurde auf eine Pflasterung der Insel in der Kreisel-Mitte verzichtet.
Gewagte Fahrmanöver im Minikreisel in Kirchweyhe
Vor allem aber fehlen bisher eine entsprechende Beschilderung und Fahrbahnmarkierungen. Bis es so weit ist, gilt dort rechts vor links, Einfahrende haben also Vorfahrt. In einem klassischen Kreisverkehr müssen dagegen diejenigen warten, die einfahren wollen, den Fahrzeugen im Innern Vorfahrt gewähren. Der neue Knotenpunkt ist also vorerst ein „unechter Kreisverkehr“, der bis zur Freigabe des Richtwegs auch nur drei von vier Straßen miteinander verbindet. Nach Auskunft der Pressestelle der Gemeinde wird der Ausbau zum „echten Kreisverkehr“ erst nach Abschluss der Nacharbeiten erfolgen.
Darauf, dass der Kreisel noch nicht vollständig ausgebaut ist, verweist auch Polizeisprecher Thomas Gissing. Ihm zufolge hat die Polizei an dem umgestalteten Knotenpunkt bisher nicht proaktiv kontrolliert. Nach seiner Einschätzung werden die Beamten sich die Situation aber genauer anschauen, wenn der Kreisverkehr komplett fertig ist. Gissings Beispiel für eine veränderte Verkehrssituation nach Fertigstellung: Ein Autofahrer, der etwa von der Kleinen Heide aus in den Kreisverkehr einfährt, wird dann damit rechnen müssen, dass jemand von links aus dem Richtweg kommt – und entsprechend vorsichtiger fahren.
Die Baustelle am Richtweg beschäftigt alle Beteiligten weit länger als geplant. Die Umgestaltung auf voller Länge sollte zunächst im vergangenen Jahr starten. Nach einer Verschiebung haben die Bauarbeiten in der Gemeinde im April richtig begonnen. Der nun provisorisch hergestellte Kreisverkehr stellt den ersten Bauabschnitt dar, der laut ursprünglicher Ankündigung im Sommer fertiggestellt sein sollte.
Baustelle Richtweg: Ende weiter nicht in Sicht
Während die Querung inzwischen wieder befahrbar ist, gilt das für den Richtweg selbst nicht. Seit Ostern haben die Anwohner eine aufgerissene Fahrbahn vor der Tür. Inzwischen haben Gemeinde und Baufirma aber angekündigt, bis Weihnachten eine provisorische Zuwegung zu den Grundstücken zu ermöglichen. Die Verzögerungen führt die Gemeindeverwaltung auf Unwägbarkeiten bei der Ausführung zurück: Die Straßenbauer hätten mit nicht verzeichneten Leitungen zu kämpfen und der Boden sei in so schlechtem Zustand, dass er deutlich tiefer als vorgesehen ausgekoffert werden muss.
Unter Anliegern sorgen die Verzögerungen und die mit der Baustelle verbundenen Einschränkungen für Verdruss. Aber nicht nur das. Mehrere Anwohner hatten gegenüber der Mediengruppe Kreiszeitung übereinstimmend eine ausbleibende Kommunikation bemängelt: Nach einer ersten Anliegerinformation zu Beginn der Baumaßnahme habe es lange keine offiziellen Auskünfte gegeben.
Im Oktober hatte dann die Gemeinde mit einem Vorlauf von knapp einer Woche zu einer Versammlung ins Rathaus geladen. Eingeladen waren laut Gemeinde alle Anwohner der bisherigen Baustelle am Kreisel und des Richtwegs bis zum Heimstättenweg, Pressevertreter aber ausdrücklich nicht. Bei der Versammlung hat die Verwaltung unter anderem die Freigabe des Kreisverkehrs und die provisorische Lösung für die Zuwegungen bis zu den Feiertagen angekündigt.
Kritik: Fehlende Kommunikation mit Anwohnern
Ein weiteres Thema war die Kommunikation. So wurde ein Whatsapp-Kanal angekündigt – den die Verwaltung auch eingerichtet hat und der laut Gemeindesprecher Sebastian Kelm für alle Betroffenen der Sperrung ist. Geplant seien kurze, regelmäßige Informationen darüber, was gerade passiert beziehungsweise welche neuen Entwicklungen es gerade gibt.
Nach weiteren Schritten zur besseren Informationsversorgung der Betroffenen gefragt, antwortet Kelm: „Flankierend wird die Gemeinde die Allgemeinheit über alle ihr zur Verfügung stehenden öffentlichen Kommunikationskanäle auf dem Laufenden halten, wenn wesentliche Neuerungen zu vermelden sind.“
Baufirma nicht eingeladen – offene Fragen bleiben
Teilnehmern der Anliegerversammlung war indes aufgefallen, dass dort die Baufirma nicht mit vertreten war. Das bestätigt der Gemeindesprecher. Es sei darauf verzichtet worden, die Baufirma hinzuzuziehen. „Denn diese hätte unserer Ansicht nach nichts darüber hinaus beitragen können, was die Gemeinde ohnehin vorgetragen hat.“
In ihrer Mitteilung zur Freigabe des Kreises hatte die Gemeinde auf noch zu erfolgende Nachbesserungsarbeiten an der Deckschicht durch die Baufirma verwiesen. Inwiefern Unstimmigkeiten zwischen beiden Seiten bestehen und inwieweit diese ausgeräumt werden konnten, wollte der Sprecher indes nicht kommentieren: „Auf den Inhalt interner Abstimmungen zwischen Gemeinde und Baufirma können und wollen wir im Sinne der Vertraulichkeit nicht öffentlich eingehen.“