Stand: 25.11.2025 21:23 Uhr
Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, dem „Orange Day“, soll ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden. Auch in Niedersachsen finden viele Aktionen statt – zum Beispiel in Hannover und Göttingen.
In Hannover findet in diesem Jahr zum zweiten Mal der „Orange-Day-Lauf“ statt. Er startet unter dem Motto „STOPP Gewalt gegen Frauen“ am Platz der Menschenrechte und führt rund fünf Kilometer durch die Innenstadt. Die Schirmherrschaft hat auch diesmal die Präsidentin der Polizeidirektion Hannover, Gwendolin von der Osten, übernommen. „Wir setzen mit dem ‚Orange-Day-Lauf‘ ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, so von der Osten. Die Polizei Hannover stehe dabei nicht nur für Schutz, sondern auch für Solidarität und Prävention.
Video:
Gemeinsamer Lauf zum Orange Day in Hannover (3 Min)
Erlös hilft Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben
Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) rechnet beim „Orange-Day-Lauf“ erneut mit mehr als 1.200 Teilnehmenden. Er freue sich, dass Start und Ziel diesmal vor dem Neuen Rathaus sind. „Dies symbolisiert noch einmal mehr, dass sich die gesamte Stadt gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzt“, so Onay. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Euro pro Person, der Erlös geht an den Frauennotruf Hannover. Die Beratungsstelle hilft Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben und unterstützt auch deren Angehörige. Außerdem bietet der Frauennotruf unter anderem Präventionsangebote und Selbstverteidigungskurse an.
Telefonnummern für Opfer von häuslicher Gewalt
- Gewalt gegen Frauen – bundesweites Hilfetelefon rund um die Uhr; Tel. 116 016
- Sofortaufnahmestelle für Frauen und ihre Kinder in Hannover – Frauenhaus24, erreichbar rund um die Uhr: (0800) 770 80 77
- Frauennotruf Hannover e.V., offene Sprechstunde immer montags von 14 bis 15 Uhr (außer an Feiertagen), telefonische Beratung montags 15 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 12 Uhr und freitags 10 bis 13 Uhr: (0511) 33 21 12
- Gewalt gegen Männer – bundesweites Hilfetelefon rund um die Uhr; Tel. (0800) 12 39 900
Aktionsmonat gegen sexualisierte Gewalt an Frauen
Die Polizeidirektion Göttingen hat den November zum Aktionsmonat gegen sexualisierte Gewalt an Frauen ausgerufen. In ihrem Zuständigkeitsbereich sind 2024 mehr als 600 Frauen Opfer einer Vergewaltigung, eines sexuellen Übergriffs, einer Nötigung oder einer sexuellen Belästigung geworden. Für das laufende Jahr zeichne sich eine ähnliche Entwicklung der Fallzahlen ab. Am „Orange Day“ wird das Dienstgebäude der Direktion in Göttingen in Orange angestrahlt und die orangene Fahne gehisst, um Solidarität und Zusammenhalt mit allen von Gewalt betroffenen Frauen zu verdeutlichen.
Thema soll noch mehr in den Fokus gerückt werden
„Die Statistiken und der besorgniserregende Ausblick auf das laufende Jahr zeigen uns einmal mehr, dass wir als Polizei unsere Bemühungen noch weiter intensivieren müssen und das Thema sexualisierte Gewalt noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden muss“, sagt Tanja Wulff-Bruhn, Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen. „Gleichzeitig wollen wir Betroffenen Mut machen, sich zu öffnen und sich uns anzuvertrauen, wenn sie Opfer von Missbrauch oder Gewalt geworden sind.“
Podcast, Postkarten und YouTube
Im Aktionsmonat wird unter anderem ein zweiteiliger Podcast angeboten, in dem es um toxische Beziehungen, Gewalt in der Partnerschaft und Auswege aus der emotionalen Abhängigkeit geht. Außerdem berichten zwei Social Media Cops der Polizeidirektion Göttingen in einem YouTube-Video über Erlebnisse mit sexualisierter Gewalt, die Instagram-Userinnen eingesendet haben. Zitate dieser Frauen wurden auch für eine Postkarte verwendet, die im November im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen ausliegt und auf Hilfsangebote aufmerksam machen soll.

Die Postkarte zeigt eine Handbewegung, mit welcher Frauen auf sich aufmerksam machen können, wenn sie in Gefahr sind.
„Was ich anhatte“
Vom 24. bis 28. November wird die Wander-Ausstellung „Was ich anhatte“ in der Stadthalle Northeim gezeigt. Zu sehen sind Kleidungsstücke von Frauen, die sie während eines sexuellen Übergriffs getragen haben. Dazu gibt es Berichten der Betroffenen über die Tat, über persönliche Erfahrungen und über den Umgang mit dem Trauma. Die Botschaft: Sexualisierte Gewalt hat nichts mit der Kleidung der Opfer zu tun.
Gewalt im eigenen Zuhause: Das „RosenZimmer“
Am „Orange Day“, dem 25. November, wird im DRK-Gewaltschutzzentrum Cloppenburg die interaktive Rauminstallation „RosenZimmer“ eröffnet. Dieses Zimmer wirkt auf den ersten Blick wie ein gemütliches Wohnzimmer. Doch wenn Besucherinnen und Besucher Tagebücher lesen, Sprachnachrichten abhören oder Chatverläufe ansehen, wird klar, dass Gewalt oft genau dort passiert, wo sich Menschen eigentlich sicher fühlen sollten – im eigenen Zuhause.
Hintergründe des „Orange Day“
Im Jahr 1999 führten die Vereinten Nationen den „Orange Day“ offiziell ein. Ursprünglich initiiert wurde die Kampagne bereits 1981 von lateinamerikanischen und karibischen Feministinnen. Hintergrund ist die Ermordung der drei Mirabal-Schwestern in der Dominikanischen Republik. Die drei Schwestern wurden am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet, weil sie sich gegen die Diktatur im Land gewehrt hatten.
Orange Day 2025

308 Frauen wurden 2024 in Deutschland getötet – meist von (Ex-)Partnern. Zum „Orange Day“ am Dienstag wurde an Femizide erinnert, es gab viele Aktionen im Norden.

Denise Carstens aus Wolfsburg wurde von ihrem Ex-Partner brutal angegriffen – und fühlt sich bis heute allein gelassen.

Die Postkarte zeigt eine Handbewegung, mit welcher Frauen auf sich aufmerksam machen können, wenn sie in Gefahr sind.

Am „Orange Day“, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, gibt es vielerorts in Niedersachsen Aktionen.

Eine Studie des Bundesfamilienministeriums lobt die vielen Präventionsangebote der Stadt, darunter eine Ausstellung.

Die Vereinten Nationen prangern mit der internationalen Kampagne nicht nur körperliche Gewalt an. Auch in Norddeutschland gab es viele Veranstaltungen.

Jede vierte Frau erlebt Gewalt in der Partnerschaft. „Wir müssen das Thema rausholen aus dem Privaten“, sagt Anwältin Asha Hedayati.

Melanie Kleins Vater ist Alkoholiker, gewalttätig. Die Mutter flüchtet mit ihren Kindern, doch der Vater findet seine Familie.

Mehr als 100 Frauen sterben jedes Jahr durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner. Wie kann die Gewaltspirale beendet werden?