Fast 100.000 Patientinnen in Deutschland leiden an einem behandlungsbedürftigen Uterusmyom. Dies kann zu starken Menstruationsblutungen und in der Folge zu Blutarmut mit Eisenmangel und Erschöpfungszuständen führen oder starke menstruationsabhängige Schmerzen verursachen. Oft berichten Betroffene auch über Blasen- oder Rückenbeschwerden und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Mit einer Embolisationsbehandlung wie sie im Klinikum Stuttgart bereits 700 Mal durchgeführt wurde, kann Betroffenen mit einem sicheren und unkomplizierten Eingriff nachhaltig geholfen werden.

Typische Beschwerden bei Myomen

Leiomyome – auch Uterusmyome genannt – sind die häufigsten gutartigen Tumore der Gebärmutter. Myome entstehen aus glatten Muskelzellen der Gebärmutterwand (Myometrium) und können einzeln oder in größerer Zahl (Uterus myomatosus) auftreten. Manche Myome erreichen eine beachtliche Größe von über zehn Zentimetern. Die Beschwerden sind vielfältig: häufige Symptome sind verstärkte oder verlängerte Regelblutungen, Zwischenblutungen, Blutarmut (Anämie) infolge des Blutverlustes, Druckgefühl im Unterbauch, häufiger Harndrang sowie Schmerzen im Beckenbereich.

Myomembolisation: Durchführung im Klinikum Stuttgart seit 2009

Zur Behandlung symptomatischer Myome stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Neben der chirurgischen Entfernung des Myoms (Myomenukleation) oder – in schweren Fällen – der vollständigen Entfernung der Gebärmutter, hat sich zuletzt immer mehr die minimalinvasive und uteruserhaltende Alternative etabliert: die Myomembolisation. „Dabei werden die Myome gezielt von ihrer Blutzufuhr abgeschnitten und schrumpfen anschließend deutlich. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Behandlungsverfahrens sind in zahlreichen Studien mit tausenden Patientinnen belegt“, erklärt Professor Götz Martin Richter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und des Myomzentrums im Klinikum Stuttgart. Er hat dieses Verfahren, das ohne Vollnarkose auskommt, am Klinikum Stuttgart bereits im Jahr 2009 eingeführt. Im Myomzentrum des Klinikums Stuttgart, in welches auch die Frauenklinik des Klinikums eng eingebunden ist, wurden mittlerweile über 700 Myomembolisationen erfolgreich durchgeführt – damit gehört das Zentrum zu den führenden Kliniken in Deutschland.

Minimal-invasiver Eingriff mit hoher Erfolgsquote

Dieses Verfahren kommt immer dann in Frage, wenn Patientinnen keine Operation wünschen oder ihre Gebärmutter behalten möchten. „Eine Embolisation ist eine ganz einfache Behandlungsmethode, bei der die Myome gezielt zum Absterben gebracht werden und das Gebärmuttergewebe geschont wird“, erläutert Professor Richter. „Somit ist es eine perfekte minimal-invasive Ergänzung zur Myomentfernung durch unsere Kolleginnen und Kollegen der Gynäkologie.“ Etwa 100 solcher Behandlungen führen Professor Richter und sein Team im Jahr durch. Diese große Erfahrung hat zu deutlich besseren Ergebnissen bei gleichzeitig sehr kurzen Eingriffszeiten von oft nur 45 Minuten geführt. Dem Team steht für die Eingriffe modernste Technik zur Verfügung: Sowohl die Angiographieanlage neuester Generation als auch das MRT für Vor- und Nachuntersuchungen sind erst seit drei Jahren in Betrieb.

Wie läuft die Myomembolisation ab?

Unter örtlicher Betäubung wird über eine kleine Punktion in der Leiste ein dünner Katheter in die Beckenarterie eingeführt. Dieser wird unter Röntgenkontrolle bis in die Gebärmutterarterien vorgeschoben. Kleine Partikel werden gezielt eingebracht, um die Blutversorgung des Myoms zu blockieren. Die Blutversorgung der Gebärmutter selbst bleibt erhalten, da sie über ein feines Kapillarnetz weiter durchblutet wird. Die Myome hingegen werden von der Blutzufuhr abgeschnitten, sterben ab und schrumpfen in den folgenden Monaten deutlich.

Wirksamkeit und Verlauf

„In großen Studien und in unseren eigenen Langzeitbeobachtungen zeigen sich Erfolgsraten von über 90 Prozent hinsichtlich der Beseitigung myombedingter Symptome“, berichtet Professor Richter. Nach einigen Wochen erfolgt eine MRT-Kontrolle, um den Behandlungserfolg zu dokumentieren. In vielen Fällen sind die behandelten Myome nach einem Jahr auf rund 20 Prozent ihrer ursprünglichen Größe zurückgegangen. Die zuvor bestehenden Beschwerden verschwinden in der Regel vollständig.

Fruchtbarkeit und Kinderwunsch

Obwohl nach einer Myomembolisation bereits Schwangerschaften und Geburten berichtet wurden, empfehlen die Ärzte des Myomzentrums das Verfahren vor allem bei abgeschlossener Familienplanung. Zwar bleibt die Gebärmutter erhalten, doch ist noch nicht vollständig erforscht, wie sich eine embolisierte Gebärmutter während Schwangerschaft und Geburt verhält. Bei bestehendem Kinderwunsch wird daher meist eine laparoskopische Myomentfernung (Enukleation) als Alternative empfohlen.

Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Neben der Bildgebung und Diagnostik mit modernster Technik wie CT oder MRT ist die Interventionelle Radiologie mit ihren vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten ein wichtiger Schwerpunkt der Klinik. Die Interventionelle Radiologie ist ein relativ junges Teilgebiet der Medizin, das Bildgebung und minimal-invasive Therapie miteinander verbindet. Anstatt große Operationen durchzuführen, behandeln interventionelle Radiologen Erkrankungen gezielt über winzige Zugänge in den Körper – meist durch einen Millimeter kleinen Einstich in die Haut über das Gefäßsystem. Unter Röntgen-, Ultraschall-, CT- oder MRT-Kontrolle werden feine Katheter oder Nadeln millimetergenau an den Ort der Erkrankung geführt. Über diese Instrumente können dann schonend Gefäße verschlossen, Verengungen eröffnet, Tumore behandelt oder Abszesse und Flüssigkeiten abgeleitet werden.

Klinikum Stuttgart

Das Klinikum Stuttgart umfasst das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und Deutschlands größte Kinderklinik, das Olgahospital. Es ist das größte Haus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg. 9500 Mitarbeitende, darunter über 3000 Pflegekräfte und über 1200 Ärztinnen und Ärzte, versorgen jährlich rund 90.000 Patienten stationär und mehr als 600.000 ambulant, einschließlich 100.000 Notfällen. Mehr als 60.000 Operationen werden jedes Jahr im Klinikum Stuttgart betreut.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Webseite des Klinikums Stuttgart.