• Gastdirigent Jonathan Stockhammer dirigierte das dritte Saisonkonzert der Bremer Philharmoniker mit Werken von Copland, Korngold und Sibelius.
  • Höhepunkte waren Coplands „Billy the Kid“-Suite und Korngolds Musik zu „Der Herr der sieben Meere“; Stockhammer beeindruckte durch unkonventionelles Auftreten.
  • Die Interpretation von Sibelius’ 2. Sinfonie wurde kritisch bewertet; das Publikum belohnte Stockhammer und die Philharmoniker dennoch mit starkem Applaus.

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Gar nicht so selten wird in der klassischen Musik scharf geschossen, meist auf der Bühne. Im „Freischütz“ mit Teufelsmunition, im „Nussknacker“ mit der Spielzeugkanone. Im „Wildschütz“ und in der „Macht des Schicksals“ lösen Schüsse wilde Ereignisse aus, in Puccinis „Tosca“ und dem „Mädchen aus dem goldenen Westen“ geht es über Kimme und Korn den Tenören ans hohe C. Die schärfste Wildwest-Ballerei hat wohl der Amerikaner Aaron Copland 1938 in seinem Ballett „Billy the Kid“ abgefeuert – eine rhythmisch raffiniert choreografierte Salve aus Pauken, Snare Drum und Bassposaune. Zu hören war sie jetzt – als Orchestersuite – am Montag beim dritten Saisonkonzert der Bremer Philharmoniker in der Glocke.

Mit Jonathan Stockhammer aus Los Angeles – im März 2024 schon einmal zu Gast – stand ein echter Experte fürs amerikanische Gemüt (und neuere Musik) vor dem Orchester. Unkonventionell trat der schwarzgelockte, schlanke Dirigent zu Beginn gleich mit den Blechbläsern und Schlagzeugern auf, um Coplands berühmte, den Weltkriegssoldaten gewidmete „Fanfare for the Common Man“ (Fanfare für den einfachen Mann) von 1943 zu intonieren. Bei den oft lang gehaltenen Tönen zeigte sich die Klasse der drei Trompeten, vier Hörner und vier Posaunen samt Tuba; beeindruckend auch, weil Stockhammer ganz unpathetisch ans Werk ging.

Das galt auch für die folgende Viertelstunde mit Erich Wolfgang Korngolds Musik aus dem Hollywood-Klassiker „Der Herr der sieben Meere“ (Sea Hawk) von 1940. Englische Piraten gegen die spanische Armada, und Errol Flynn macht den letzten Degenstich: Was Korngold an Hornsignalen und Streichergischt, Geigenschmachten und Kampfgeklapper auffährt, regte hier wohldosiert das Kopfkino an. Technisch ist die Partitur so herausfordernd wie ein Degenkampf an Deck: Die Philharmoniker schlugen sich mindestens so wacker wie der Leinwandheld.

Dass die „Billy the Kid“-Suite gegenüber diesem oscarnominierten Breitwandgemälde klanglich raffinierter gestrickt ist, war im direkten Vergleich indes auch zu hören. Wie Copland die einsame Flöte über Hornquinten in die Weite der Prärie reiten oder Saloonsäufer in zwei Tonarten nebeneinander torkeln lässt, ist von höchster Kunstfertigkeit. Und die schon erwähnte Schießerei erhält allenfalls Konkurrenz von John Wayne, der („Let’s make music“) in „El Dorado“ auf die Kirchenglocken ballerte. Der 55-jährige Stockhammer, ganz agiles Temperamentsbündel, führte dazu fast selbst ein Ballett auf.

Sibelius ohne großen Bogen

Ein unkonventioneller Abend zum Schmunzeln. Dass er am Ende doch nicht ganz gelang, lag an der problematischen Interpretation von Jean Sibelius’ 2. Sinfonie D-Dur op. 43. Mit dieser fragilen Spätromantik von 1902 tat sich Stockhammer schwer. Fesselte anfangs noch der tänzerische Schwung à la Dvořák, kam man sich im Verlauf einer Dreiviertelstunde bald vor wie bei einem Organisten, der am liebsten immer nur volles Werk spielt. Kein großer Bogen, wenig dynamische Differenzierung zwischen den Orchestergruppen: Da wälzte sich der langsame Satz klumpig von Episode zu Episode, wurde die Wendung der Bläser nach Dur im Finale so lautstark herausgefordert, dass sie banal wirkte. Und die Schlusssteigerung tönte fast wie ein Konzert für Tuba und Streicher. Die Philharmoniker spielten klanglich hinreißend, großes Lob, aber für die Formgebung ist halt immer noch der Dirigent zuständig.

Das Publikum sah das nicht so eng, hier gab es den stärksten Applaus. Und dann ist Stockhammer mit seiner Weltumarmungsgestik ja auch ein besonders sympathischer Gastdirigent.

Welche Werke standen beim dritten Saisonkonzert der Bremer Philharmoniker unter Leitung von Jonathan Stockhammer auf dem Programm?

Beim dritten Saisonkonzert der Bremer Philharmoniker unter der Leitung von Jonathan Stockhammer standen Béla Bartóks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“, Charles Ives’ „The Unanswered Question“ sowie „Central Park in the Dark“ auf dem Programm. Nach der Pause wurde Arnold Schönbergs Orchesterfassung des Klavierquartetts g-Moll von Johannes Brahms aufgeführt. Alle Werke wurden thematisch als „Geburtstagskinder on Stage“ präsentiert.

Quellen

Welche Rolle spielen unkonventionelle Dirigieransätze und persönliche Ausstrahlung von Gastdirigenten bei klassischen Konzerten und deren Wahrnehmung durch das Publikum?

Unkonventionelle Dirigieransätze, wie etwa das Durchbrechen tradierter Konzertformate, das Einbinden unerwarteter Elemente oder die unmittelbare Ansprache des Publikums, tragen nach den Artikeln maßgeblich dazu bei, neue und jüngere Zielgruppen für klassische Konzerte zu gewinnen und Schwellenängste abzubauen. Die persönliche Ausstrahlung von Gastdirigenten wirkt dabei inspirierend und stärkend für das Orchester und kann den Funken auf das Publikum überspringen lassen, etwa durch Humor, Moderation oder demokratische Führung, wodurch die Musik emotional nähergebracht wird. Zusammengenommen prägen innovative Dirigierstile und die individuelle Präsenz eines Gastdirigenten die Wahrnehmung von Konzerten entscheidend und steigern die Attraktivität und Zugänglichkeit klassischer Musik.

Quellen

Diese Fragen und Antworten wurden mit KI basierend auf unseren Artikeln erstellt.

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