Detmold. Die Ukraine – für viele ein unbekanntes Land, das sie nur mit dem Krieg verbinden. Der Detmolder Verein „Courage – Initiative für Sterbe- und Trauerbegleitung“ hat dem gebeutelten Land jetzt einen Abend gewidmet und unter dem Titel „Ukraine – Terra incognita“ Einblicke in Historie und Gegenwart gegeben. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Hospizarbeit.

Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Detmold und einer Beratungsstelle in Bad Salzuflen unterstützt seit einem Jahr die Ukraine mit humanitären Fahrten in die Frontregionen. Der Vorsitzende Jason Maximilian Jochem moderierte durch den Abend und begrüßte zunächst Dr. Halyna Lejzjus. Sie kam nach Beginn des Angriffskriegs 2022 nach Deutschland und arbeitet als Dolmetscherin, Übersetzerin und Projektkoordinatorin für die internationale Hospizarbeit am Johannes-Hospiz in Münster. In ihrem Vortrag gewährte sie einen eindrucksvollen Einblick in die ukrainische Geschichte und Kultur, so die Pressemitteilung.

Der Schwiegervater Europas

Der im 11. Jahrhundert über Kyjiwer Rus (ein mittelalterliches Großreich in Osteuropa, auf das unter anderem die Ukraine zurückgeht) regierende Jaroslaw der Weise werde als Schwiegervater Europas bezeichnet, da viele seiner Kinder in europäische Königsfamilien eingeheiratet haben. Seine Töchter waren damals schon gebildet, konnten lesen und schreiben – und so überraschte es nicht, dass seine Tochter Anna erstaunt war, dass ihr Ehemann Heinrich I. von Frankreich weder lesen noch schreiben konnte. Begleitet wurde Lejzjus vom Chor „Tscherwona kalina“ aus Lemgo, der ukrainische Volkslieder präsentierte.

Dr. Andreas Stähli, lange Jahre Leiter der Akademie am Johannes-Hospiz, informierte im Anschluss über die Hospizbewegung und die Situation in der Ukraine. Das erste ukrainische Hospiz öffnete im Jahr 1997 in Lwiw seine Tore. In der Ukraine erfahren Hospize gerade mit dem Beginn der russischen Angriffskriege eine zentrale Bedeutung. Viele ältere Menschen bleiben alleine zurück, ihre Angehörigen fliehen ins Ausland oder kämpfen an der Front. Körperliche Schmerzen, aber auch Ängste und Sorgen belasten die alten Menschen. Hospize versuchen, ihnen zu helfen, dass sie nicht alleine sterben müssen. Aber sie bauen auch Kontakt zu nahen Angehörigen auf, um die sterbenden Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Doch es fehle immer stärker an wichtigen personellen und finanziellen Ressourcen..