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Donbass-Abtretung als Putins Kernforderung im Ukraine-Friedensplan. US-Denkfabrik sieht einen elementaren Grund: Russlands militärische Stärke erodiert.

Moskau – Über 50.000 Quadratkilometer ist der Donbass groß – eine Fläche fast doppelt so groß wie Belgien, größer als die Schweiz, fast so groß wie Bayern. Seit fast drei Jahren kämpft Wladimir Putin im Ukraine-Krieg um dieses riesige Gebiet – und kommt nicht voran. „Die russischen Streitkräfte haben seit 2022 nicht die Fähigkeit gezeigt, große Bevölkerungszentren wie jene im Festungsgürtel – dem Rückgrat der ukrainischen Verteidigung im Gebiet Donezk zu erobern“, ist das Fazit eines neuen Analyseberichts des Instituts für Kriegsstudien (ISW).

Um Pokrowsk im Donbass toben seit Monaten erbitterte Kämpfe.Wladimir Putins Donbass-Plan steht laut der US-Denkfabrik ISW vor dem Kollaps. (Symbolbild) © IMAGO/Stanislav Krasilnikov

Zur Einordnung: Der Donbass als Gesamtregion umfasst die beiden Oblaste Donezk und Luhansk. Deswegen versuchte Russland laut Einschätzung der ISW-Analysten, sich die Region durch den mittlerweile gescheiterten 28-Punkte-Plan der USA unter Donald Trump zu sichern. In dem Konzept, das am 19. November publik wurde, hieß es, Kiew sollte das Gebiet kampflos abtreten. Denn laut dem ISW sind die russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld weit davon entfernt, das Gebiet in den nächsten Jahren zu erobern.

Erhebliche Hindernisse für Putin: Einnahme des Donbass bedeutet „jahrelangen Kampf“

Der Grund: Putins Strategie zur vollständigen Eroberung der ukrainischen Oblast Donezk steht vor erheblichen militärischen Hindernissen. Das ISW widerspricht in seiner aktuellen Analyse der vom Kreml verbreiteten Darstellung eines bevorstehenden russischen Sieges: „Das anhaltende russische Vorrücken bedeutet nicht, dass russische Streitkräfte die restliche Oblast Donezk in Kürze einnehmen werden.“

Die US-Denkfabrik stellt klar, dass Russlands Vormarsch, obwohl es in den letzten drei Monaten „vergleichsweise schnellere Geländegewinne erzielte“, nur im „Schritttempo vorankommt“. Das ISW bewertet weiterhin, dass „die russischen Bemühungen zur Eroberung der Oblast Donezk ein jahrelanger Kampf sein wird, der Russland erhebliche Mengen an Personal und Material kosten wird“.

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Besonders deutlich wird Russlands militärische Schwäche am Beispiel der Stadt Pokrowsk im westlichen Teil der Oblast Donezk. Trotz wochenlanger intensiver Anstrengungen Russlands „zeigen ukrainische Kräfte weiterhin eine begrenzte Präsenz und führen Gegenangriffe innerhalb Pokrowsk durch“, was darauf hindeutet, dass „russische Streitkräfte derzeit wahrscheinlich nicht in der Lage sind, Pokrowsk schnell einzunehmen“.

Der Donbass ist das wirtschaftliche Herz der Ukraine. Die Region ist besonders reich an Rohstoffen. Bedeutsam sind vor allem die enormen Kohlevorkommen. Neben den traditionellen Rohstoffen wie Eisenerz verfügt die Region auch über batteriebezogene Mineralien, insbesondere Lithium, die für die grüne Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind. Für Putins Russland wäre die Kontrolle über diese Ressourcen ein enormer strategischer Gewinn.

Überblick: Aktuelle Ukraine-Friedensverhandlungen

28-Punkte-Plan überarbeitet Nach Genfer Gesprächen (23. November) wurde der ursprüngliche US-Plan reduziert: Europäischer Widerstand Deutschland, Frankreich, Großbritannien und EU lehnen Gebietsabtretungen ab Ursprünglicher Plan umstritten Ukraine sollte Donbass abtreten, Armee halbieren, russisch-orthodoxe Kirche anerkennen Verhandlungsfortschritt USA und Ukraine erstellten gemeinsam überarbeiteten Entwurf Nächste Schritte Koalition der Willigen (Über 30 Staaten) treffen sich virtuell

Diplomatie statt Schlachtfeld: Putin versucht Donbass-Plan durch Trump zu erreichen

Wegen der militärischen Rückschläge versucht Putin nun über diplomatische Kanäle zu erreichen, was auf dem Schlachtfeld nicht gelingt. Die Abtretung des Donbass soll laut Berichten Teil des am 19. November veröffentlichten 28-Punkte-Plans gewesen sein, den der Putin-Vertraute Kirill Dmitrijew mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff ausgehandelt haben soll. Nach Intervention durch die Ukraine und europäische Partner bei Verhandlungen in Genf am Sonntag (23. November) ist der Plan in seiner ursprünglichen Form mittlerweile aber nicht mehr existent.

Die genaue Zusammensetzung des neuen Entwurfs ist jedoch weitestgehend unklar. Sowohl Kiew als auch Staaten wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich lehnen Gebietsabtretungen grundsätzlich ab. Für Dienstagnachmittag (25. November) ist ein virtuelles Treffen der sogenannten Koalition der Willigen, einer westlichen Unterstützergruppe der Ukraine, geplant. Zu der Gruppe aus rund 30 Staaten zählen auch die USA. Das virtuelle Treffen solle ermöglichen, eine Bilanz der am Sonntag stattgefundenen Gespräche in Genf zu ziehen, hieß es aus dem Élysée-Palast in Paris. (Quellen: IWP, dpa) (bg)