Die Idee klingt charmant: Eine neue E-Auto-Prämie soll sicherstellen, dass Batterieautos auch für Geringverdiener erschwinglich werden, mit besonderem Fokus auf Modelle aus heimischer Produktion – was die Industrie ankurbeln soll. In Frankreich heißt dieses Modell Sozialleasing und bietet eine vom Einkommen abhängige staatliche Förderung der Nutzung neuer E-Autos. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) kündigte jetzt ähnliche Pläne an und bezeichnete Frankreich „durchaus als mögliches Vorbild“. Auch auf europäischer Ebene gibt es entsprechende Überlegungen. Doch funktioniert das Modell überhaupt?
Frankreich sperrte bei Sozialleasing chinesische Hersteller mit Trick aus
In Frankreich startete die erste Social-Leasing-Aktion im Januar 2024. Es handelte sich um ein Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Er hatte ein System versprochen, „bei dem man weniger als 100 Euro pro Monat für ein elektrisches Auto bezahlt“. Denn ansonsten sei der Zugang zur E-Mobilität Menschen, die lediglich den Mindestlohn verdienen, aber beruflich auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, weitgehend versperrt. Im Blick hatte Macron vor allem eine Förderung der französischen Automobilindustrie. Bei der Auswahl der zulässigen Modelle wurden trickreich Umweltkriterien zugrunde gelegt, die nicht-europäische und vor allem chinesische Hersteller von E-Autos ausschlossen.
Zumindest der Start vor knapp zwei Jahren verlief fulminant. Innerhalb von sechs Wochen war die Obergrenze von 50.000 geleasten Neuwagen erreicht – gerechnet hatte man zunächst eigentlich nur mit 20.000 bis höchstens 25.000 Exemplaren. Angesichts der unerwartet hohen Nachfrage und der knappen Kassen stoppte die Regierung die Aktion früher als geplant. Doch die zweite Auflage der Aktion verläuft seit September dieses Jahres weniger erfolgreich.
Kaum noch Nachfrage nach E-Auto-Sozialleasing in Frankreich
Zwar wurden in den ersten vier Wochen 41.500 Anträge auf E-Autos angenommen, doch dann riss die Nachfrage ab. Bis heute ist die Zielmarke von 50.000 nicht erreicht, das Programm bleibt hinter den Erwartungen zurück. Als Hauptgrund gilt die weniger hohe Subventionierung. Das Programm von 2024 hatte einen Topf von 650 Millionen Euro und damit im Schnitt 13.000 Euro pro Fahrzeug. Damit waren Raten zwischen 95 und 200 Euro pro Monat für einen geleasten Neuwagen möglich. Dieses Jahr steht nur noch knapp die Hälfte des Geldes zur Verfügung: 370 Millionen Euro – umgerechnet rund 7400 Euro pro Fahrzeug. Die Kosten für die Pflichtversicherung und mögliche Reparaturen kommen noch extra hinzu.
Zugleich bleibt die Anzahl möglicher Nutznießer der Förderung begrenzt. Diese richtet sich nur an Haushalte mit einem Einkommen von höchstens 16.300 Euro pro Person, wobei ein Kind steuerlich als halbe Person gezählt wird. Das entspricht in etwa dem Mindestlohn für einen Arbeitnehmer, den in Frankreich rund zehn bis zwölf Prozent aller im Privatsektor Beschäftigten verdienen. Darüber hinaus müssen Antragsteller nachweisen, dass sie mit ihrem Eigenwagen im Jahr mehr als 8000 Kilometer für ihre berufliche Tätigkeit zurücklegen oder mindestens 15 Kilometer entfernt von ihrer Arbeitsstelle wohnen.
Sozialleasing hilft laut Fachleuten E-Auto-Absatz nicht langfristig
Der Leasingvertrag läuft üblicherweise drei Jahre lang und kann einmal verlängert werden. Wer das Angebot 2024 genutzt hat, dem ist die Teilnahme an der neuen Ausgabe nicht erlaubt. Hinsichtlich der Automodelle kommt ungefähr ein Dutzend für die Förderung in Frage. Die französischen Hersteller dominieren bei den Bestellungen, in erster Linie Renault. Allein das Modell R5 E-Tech machte bislang fast ein Viertel der beantragten Fahrzeuge aus. Neben Autos des ebenfalls französischen Stellantis-Konzerns, darunter vor allem Peugeot, Citroën und Fiat, kamen auch andere europäische Marken wie Volkswagen, Seat und Skoda zum Zug.
Insgesamt verzeichnete der Automarkt auch in Frankreich einen deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen um 5,4 Prozent innerhalb von zehn Monaten. Eingerechnet ist dabei auch der kurzfristige Anstieg im Oktober um 63 Prozent, angetrieben durch das Sozialleasing. E-Autos haben aktuell einen Marktanteil von knapp einem Viertel bei Neuzulassungen.
Für Bernard Jullien, Dozent für Automobilindustrie an der Universität Bordeaux, bringt das von sozialen Kriterien abhängige Fördermodell keine langfristige Lösung, um den E-Auto-Absatz in Schwung zu bringen. „Man könnte auch langsam eine soziale Fahrzeugflotte aus gebrauchten Autos aufbauen“, sagt der Experte. „Die wäre größer und günstiger“, schlägt der Experte vor.
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Birgit Holzer
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