Die Unterhaltung seiner Bäder ist für Wiesbaden mit einer großen finanziellen Last verbunden. Diese Bürde wird noch schwerer, wenn die Kreditfinanzierung des im Bau befindlichen Sportparks Rheinhöhe erst ihre volle Wirkung entfaltet. Für das mehr als 150 Millionen Euro teure Projekt war im August der Grundstein gelegt worden. Anfang 2028 werden die ersten Gäste erwartet.

Schon jetzt mussten die Stadtverordneten das Eigenkapital des kommunalen Eigenbetriebs Mattiaqua um drei Millionen Euro erhöhen, um eine absehbare Überschuldung zu vermeiden. Der Hauptgrund: Wegen der hohen Zinsaufwendungen für die Sportpark-Kredite sieht der Wirtschaftsplan von Mattiaqua im kommenden Jahr ei­-nen Verlust von mehr als 7,5 Millionen Euro vor – trotz eines städtischen Betriebskostenzuschusses von fast 13 Millionen Euro.

Im laufenden Jahr geht die Stadt von einem Jahresverlust von 4,9 Millionen Euro aus nach 1,5 Millionen Euro im Jahr 2024. Die Eigenkapitalspritze von drei Millionen Euro wird es bis zum Jahresende 2026 gerade so verhindern, dass das Eigenkapital nicht „negativ“ wird und damit eine Überschuldung festzustellen wäre. Denkbar wäre auch ein unmittelbarer Defizitausgleich oder eine Erhöhung des jährlichen Zuschusses gewesen. Mittelfristig wird daran kein Weg vorbeiführen. Im nächsten Jahr wird die Stadt die Finanzierung von Mattiaqua neu ordnen müssen. In der Vorlage an die Stadtverordneten heißt es, die Kommunen seien verpflichtet, ihre Eigenbetriebe mit einen „angemessenen Eigenkapital“ auszustatten, um ihre „dauerhafte, technische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ zu gewährleisten.

Städtischer Zuschuss reicht nicht mehr

Finanziell geht es nicht nur um den Sportpark Rheingau. Auch das Hallenbad Mainz-Kostheim muss neu gebaut werden. Die Mattiaqua-Betriebsleitung geht davon aus, dass der jährliche Betriebskostenzuschuss von 13 Millionen Euro nicht mehr ausreichen wird, um die Verluste zu decken. Daher sei die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses „dringend erforderlich“, um den Finanzierungsbedarf zu decken und den langfristigen Betrieb aller Einrichtungen zu sichern, heißt es im Wirtschaftsplan, der für den Betrieb von acht Bädern sowie Verwaltung und Technik fast 150 Personalstellen ausweist.

Die Besucher zahlen mit rund 6,7 Millionen Euro nur rund die Hälfte dessen, was die Stadt zuschießen muss. Allein die Personalkosten werden 2026 auf deutlich mehr als acht Millionen Euro steigen. Die Gesamtkosten liegen bei rund 24 Millionen Euro. Dass das Defizit 2026 stark steigt, wird mit der Sanierung der Saunalandschaft im Thermalbad Aukammtal und des Freibads Maaraue begründet. Knapp vier Millionen Euro gibt Matti­aqua für Strom, Gas, Fernwärme und Heizöl aus, weitere 720.000 Euro für Wasser.

Die angespannte Finanzlage und der absehbar stark steigende Zuschussbedarf des Eigenbetriebs beschäftigt auch die Wiesbadener Politik. „Die Situation ist schlimmer als dargestellt“, sagte der FDP-Politiker Alexander Winkelmann im jüngsten Finanzausschuss. Er äußerte deutliche Kritik („Taschenspielertricks“) an der Art und Weise der finanziellen Entlastung von Mattiaqua. Eine „angespannte Situation“ gibt auch Felix Kisseler (Grüne) zu. Doch Wiesbaden wolle Bäderstadt bleiben und Mattiaqua „nicht beim Sterben zugucken“. Auch Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) verteidigte die Finanzhilfen für den Eigenbetrieb. Die Wiesbadener Bäder seien wichtiger „Teil der Daseinsvorsorge“.