Am Mittwochmorgen ist es in Düsseldorf-Holthausen zu einem schweren Straßenbahnunfall gekommen, eine Bahn ist entgleist. Der Unfall mit einer Straßenbahn der Linie U72 ereignete sich um 5.43 Uhr. Bei dem Unfall sind mehrere Menschen verletzt worden, eine Person davon schwer.
Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, als sie vor Ort eingetroffen seien, hätten sich noch zahlreiche Menschen in der Bahn befunden. Man habe jedoch keine technische Rettung leisten müssen, heißt, es waren keine Fahrgäste in den Wagen eingeklemmt.
„Wir mussten neun Personen mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser transportieren“, sagte der Sprecher weiter. Acht davon seien leicht, eine schwerer verletzt gewesen. Lebensgefahr habe bei niemanden bestanden. Sieben weitere Leute seien vor Ort betreut worden. Unter den Verletzten war neben den Fahrgästen auch der Fahrer der Bahn. Er habe einen Schock erlitten, hieß es. Die Behandlung der Verletzten habe in der Lobby eines nahen Hotels stattgefunden. „Dort war es warm und die Lichtverhältnisse waren besser“, sagte der Feuerwehrsprecher. Die Polizei sprach von 13 Verletzten, davon eine schwer verletzte Person.
Seit dem Vormittag lief die Bergung der Bahn. Ein Feuerwehrsprecher sagte am Mittag, man sei dabei, die Bahn wieder in die Gleise zu setzen. Dafür müsse man Stück für Stück vorgehen, jedes einzelne Segment zwischen den Gelenken eines Wagens müsse mit einem Kran angehoben und ins Gleis gesetzt werden. Am Nachmittag war die erste Bahn wieder auf dem Gleis, sollte dann weggezogen werden. Für den zweiten Wagen wurde von der Rheinbahn ein weiterer Kran einer Spezialfirma angefordert.
Bei der Rheinbahn gab man sich vorsichtig optimistisch, dass die U72 am Mittwochabend bereits wieder fahren könnte. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens. „Bei der U76 sieht es nicht so gut aus, da könnten die Reparaturen bis zum übernächsten Wochenende dauern, also bis zum 6. oder 7. Dezember.“ Hier müssten mehrere Firmen in die Reparaturarbeiten einbezogen werden.
Eine Sprecherin der Rheinbahn sagte, die genaue Ursache für den Unfall sei noch nicht klar. „Dazu müssen wir jetzt unter anderem den Fahrdatenschreiber der Bahn auslesen.“ Vermutlich sei die Weiche falsch gestellt gewesen. Grundsätzlich sei es so, dass die Bahnen und die Weichenanlage per Funk kommunizieren. „Dann wird die Weiche entsprechend gestellt.“
Jedoch seien die Fahrer verpflichtet, die Stellung der Weichen zu überprüfen. „Das passiert zum einen anhand eines Signals, das die Stellung der Weiche anzeigt und zusätzlich findet eine optische Kontrolle durch den Fahrer statt.“ Sollte die Weiche falsch stehen, müsse der Fahrer aussteigen und die Weiche per Hand mit einem sogenannten Weicheneisen umstellen. Was jetzt geklärt werden müsse, sei, ob das Signal fehlerhaft gewesen sei oder ob menschliches Versagen vorgelegen habe.
Aufwendige Aufräumarbeiten
Bereits am Morgen sagte ein Sprecher der Rheinbahn auf Anfrage unserer Redaktion, man stehe vor einer erschwerten Bergung. Der erste Wagen der U72 in Richtung Benrath sei aus den Gleisen gesprungen und habe sich quergestellt. „Der zweite Wagen ist dann in ersten hineingefahren und die beiden haben sich verkeilt.“
Bei dem Unfall wurden auch zwei Leitungsmasten der Rheinbahn beschädigt, einer davon stark. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten würden eine Zeit dauern. Die Bonner Straße in Richtung Benrath wurde zügig wieder freigegeben, in Richtung Wersten dauerte die Sperrung bis zum Abend an.
Ungewohnte Stille in Holthausen
Vor Ort in Holthausen herrschte am Morgen ungewohnte Stille. Dort, wo es Tag und Nacht eigentlich eher laut ist, viele Autos, Bahnen und Busse fahren, berichtete unser Reporter vor Ort. Das schwere Gerät der Feuerwehr rückte am frühen Morgen an. Polizisten stehen an der Unfallstelle in Gruppen, Feuerwehrleute warteten auf ihren Einsatz, um die Wagen der Bahn zu bergen. Viele Schaulustige blieben stehen, machten Fotos, Video-Calls.
Unklar war es zu dem Zeitpunkt, wie es für die Fahrgäste in Holthausen weitergeht, viele Pendler standen mehr oder weniger verloren an dem großen Platz rund dem Kamper Acker. Zunächst gab es nur wenige Infos, wie es weitergeht.
Der Knotenpunkt, an dem die U76 endet und wendet sowie die U72 in Richtung Benrath-Betriebshof fährt, war nach de Unfall komplett lahmgelegt. Betroffen waren jedoch nicht nur Holthausen, sondern auch weitere Stadtteile. Zunächst fuhren auch keine Busse in Richtung Reisholz und Hassels, gegen 9 Uhr am Morgen ging es dann für einige Busse weiter.
„Die Bilder der kollidierten und entgleisten Stadtbahn in Holthausen haben mich erreicht. Ich wünsche allen Verletzten schnelle und vollständige Genesung. Mein Dank gilt allen beteiligten Rettungskräften“, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller in einer ersten Reaktion. Keller ist derzeit in Berlin bei einer Sitzung des Deutschen Städtetages.
Wie die Rheinbahn mitteilt, endet die Linie U72 aktuell an der Haltestelle „Werstener Dorfstraße“. Der Abschnitt zwischen den Haltestellen „Opladener Straße“ und „Benrath Betriebshof“ entfällt. Die Linie U76 endet momentan an der Haltestelle „Kaiserslauterner Straße“. Der Abschnitt zwischen den Haltestellen „Provinzialplatz“ und „Holthausen“ entfällt. Auf den gesperrten Abschnitten sind Ersatzbusse im Einsatz.