- Der Verband „Die Familienunternehmen“ öffnet sich für Gespräche mit der AfD; Entscheidung wurde besonders durch ostdeutsche Landesverbände vorangetrieben.
- Peter Bollhagen, Bremer Landesvorsitzender, betont seine persönliche Ablehnung der AfD und deren Programm, versteht aber die Notwendigkeit zum Dialog angesichts hoher Umfragewerte.
- Trotz der Öffnung des Verbands zur AfD gab es in Bremen keine Austritte aus dem Verband und positives Feedback zur Positionierung von Bollhagen.
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Zur Person
Peter Bollhagen (66)
ist Landesvorsitzender des Verbands „Die Familienunternehmen“ in Bremen. Der Malermeister ist geschäftsführender Gesellschafter von Pero + Partner. Sein Urgroßvater gründete den Betrieb 1892. Bollhagen ist Mitglied der FDP.
Herr Bollhagen, beim Verband der Familienunternehmen fällt die Brandmauer – das Kontaktverbot zur AfD. Wie blicken Sie auf diese Entscheidung?
Peter Bollhagen: Wir sind ein Verband und keine Partei oder Regierung. Insofern würde ich das Wort Brandmauer für uns nicht ganz so hoch ansetzen. Ich verstehe, dass meine Kollegen aus den ostdeutschen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sagen: Hier droht die AfD in Richtung absoluter Mehrheit die nächste Regierung zu übernehmen. Wir müssen mit denen irgendwo ein Gespräch suchen. Das war der Auslöser der Entscheidung im Bundesvorstand.
Haben Sie selbst für eine Öffnung plädiert?
Ja, ich kann das nachvollziehen. Die müssen mit denen reden, wenn die AfD dort bei fast 40 Prozent liegt. Ein Unternehmensverband muss reagieren, wenn womöglich eine Partei an die Macht kommt, die ein ganz schreckliches Programm hat, um das Schlimmste zu verhindern.
Der Kurswechsel stößt auf viel Kritik – aus Politik und Wirtschaft. Ihre Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann sagte: „In unseren Landesbereichen hat es diese Art der Brandmauer noch nie gegeben.“ Es gab also kein strenges Kontaktverbot?
Soweit ich weiß, war es bisher Usus, auch hier, dass wir AfD-Vertreter nie eingeladen haben. Wir sind in Bremen derzeit in einer sehr kommoden Situation. Die Partei sitzt gar nicht in der Bürgerschaft. Das habe ich auch im Bundesvorstand gesagt, dass ich mich da ein bisschen zurücklehnen kann. Faktisch gibt es einen Bundestagsabgeordneten aus Bremen. Den Namen könnte ich jetzt nicht sagen.
Anfang Oktober gab es erstmals den Fall, dass der Verband die AfD eingeladen hat, und zwar beim Parlamentarischen Abend in Berlin. Gehörten Sie zu den Gästen?
Ja. Ich war dabei. Ich habe diesen AfDler aber nicht gesehen. Ich habe hinterher gehört, dass er mit eingeladen war. Ich weiß, dass sehr genau ausgesucht worden ist, wen man dort einlädt, wer sozusagen zumutbar ist. Es ist natürlich nicht die ganze AfD eingeladen worden. An unserem Bremer Tisch habe ich sehr nett und lange mit Thomas Röwekamp von der CDU gesprochen. Der war als einziger Bremer Abgeordneter da.
Wann ist der Beschluss für eine Öffnung getroffen worden?
Das war bei einer Sitzung von Bundesvorstand, Landesvorsitzenden
und Kommissionsvorsitzenden im Frühjahr. Insbesondere die ostdeutschen Landesvorsitzenden haben gesagt: Die Umfragewerte steigen. Wir haben das Thema. Wir müssen uns öffnen.
Haben Sie in der Vergangenheit Kontakt zur AfD gehabt?
Noch nie. Wir haben denen in meiner Zeit nie ein Forum gegeben oder irgendwelche Gespräche geführt. Ich habe hier in Bremen immer mit den relevanten Parteien gesprochen und habe etwa auch zur SPD und zu Andreas Bovenschulte ein gutes Verhältnis. Ich kann mit manchen von den Grünen und schätze persönlich Kristina Vogt von der Linkspartei sehr. Wie gesagt: Ich verstehe aber die ostdeutschen Landesverbände. Und ich sage mal, es wird dort auch Mitglieder geben, unter Umständen, die AfD wählen. Das kann ich nicht ausschließen.
Auch in Bremen?
Nein.
Wie schauen Sie persönlich auf die AfD?
Wir haben ein Unternehmen mit mehr als dreißig Mitarbeitern aus zwölf Nationen. Es ist in Bremen kein Geheimnis, dass ich mit einem Mann verheiratet bin. Und mein Mann kommt aus Nigeria. Ich finde, es ist grauslich, was im Programm der AfD steht. Da dreht sich einem der Magen, wenn man eine halbe Seite gelesen hat. Wenn deren ‚Remigration‘ umgesetzt würde, mit Ausweisungen und Zurückschicken und was weiß ich, dann können wir unseren Betrieb und auch ganz viele andere Handwerksunternehmen ihren Betrieb dichtmachen. Also ich habe null inhaltliche Nähe und null inhaltliche Sympathie oder irgendetwas mit der AfD.
Ihren Malerbetrieb wird mit Ammar Bilal jemand mitübernehmen, der aus Syrien nach Deutschland geflohen ist. Sie vertreten dennoch die Position: Wir müssen mit Blick auf die Umfragen mit dieser Partei sprechen, die von ‚Remigration‘ träumt?
Ich rede mit ganz vielen Leuten, mit denen ich inhaltlich nicht übereinstimme. Es hilft nicht, sich in eine Ecke zu setzen und zu schweigen. Man muss versuchen, zu überzeugen.
Frau Ostermann sagte, man müsse die Partei inhaltlich stellen. Wie kann das konkret aussehen?
Für mich wäre vor allem das Thema, dass die AfD Menschen in diesem Land sagt: Wir wollen euch nicht. Das ist für mich ein existenzielles Thema – und auch für unsere Firma. Was das in den Menschen auslöst, die hier arbeiten, Steuern zahlen, die zum Teil mittlerweile deutsche Staatsbürger sind.
Dazu wären Sie zu Gesprächen bereit?
Ich würde mich dem zumindest nicht verweigern. Ich bin aber heilfroh, dass ich hier in Bremen nicht davorstehe.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die Partei als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft. Wegen einer Klage ist diese Bewertung derzeit ausgesetzt. Der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Leif-Erik Holm, war am Abend in Berlin dabei. Er freut sich: „Selbst der Verband der Familienunternehmer, der uns früher geächtet hat, lädt uns inzwischen ein.“ Sehen Sie nicht auch die Gefahr, dass diese Partei, zu der Björn Höcke gehört, der mehrfach Parolen der SA nutzte, normalisiert wird?
Jein. Ich kann Ihnen da keine klare Antwort geben. Mich zerreißt das Thema auch. Wir müssen uns aber alle – nicht nur im Verband – wegen der Zuwächse trotz der Brandmauer fragen: Ist das wirklich das richtige Instrument zum Umgang mit der AfD?
Auch Ihr Verband betont, keine Regierung mit AfD-Beteiligung zu wollen. In der Wirtschaft stößt das Programm der Partei massiv auf Ablehnung. Hat sich daran etwas geändert?
Im Gegenteil. Das Programm ist schädlich für Deutschland. Das ist eine Katastrophe.
Was raten Sie den Parteien der Mitte, damit die AfD nicht weiter Wähler gewinnt?
Macht eine Politik, die die Leute nicht in Scharen dahintreibt. Im Moment sehe ich bei der Bundesregierung leider keine überzeugende Linie. Wir brauchen eine vernünftige und vor allen Dingen auch eine gut kommunizierte Politik. Ich bin mir sonst nicht sicher, wie die nächste Bürgerschaftswahl ausgeht, ob wir nicht doch plötzlich wieder eine AfD im Bremer Parlament haben.
Wie schauen die Unternehmen hier, die rund 250 Mitglieder im Verband in Bremen, auf den Kurswechsel? Hat es Austritte gegeben?
Nein. Austritte hat es nicht gegeben. Ich habe für meine persönliche Position als Vorsitzender schon viele positive Reaktionen bekommen.
Das Gespräch führte Lisa Schröder.
Wie bewerten andere Verbandsmitglieder und Unternehmen in Bremen bzw. bundesweit den Kurswechsel bezüglich Kontakten zur AfD?
Nach dem Geheimtreffen rechtsextremer Kreise und der verstärkten öffentlichen Distanzierung von der AfD zeigen die Mitgliedszahlen und Umfragen sowohl in Bremen als auch bundesweit einen Zuwachs für die AfD, wobei dieser Zulauf laut dem Bremer AfD-Vorsitzenden Minich in Bremen vor allem auf Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung zurückgeführt wird. Innerhalb der Verbände und Parteien in Bremen gibt es jedoch weiterhin interne Streitigkeiten, Abgrenzung und Spaltungen, was unter anderem dazu führt, dass die AfD trotz Umfrageerfolgen nicht parlamentarisch vertreten ist und als politikunfähig gilt (Artikel 1, 3). Unternehmen oder Wirtschaftsverbände werden in den vorliegenden Artikeln nicht explizit erwähnt, aber der politische Kurswechsel stößt in Bremen und bundesweit sowohl auf Zustimmung unter unzufriedenen Bürgern als auch auf eine klare Abgrenzung in der politischen Mitte, insbesondere im norddeutschen Raum (Artikel 1).
Quellen
Welche Konsequenzen könnte eine Regierungsbeteiligung der AfD konkret für Handwerksbetriebe mit migrantischen Mitarbeitern haben?
Eine Regierungsbeteiligung der AfD könnte laut den befragten Wirtschaftswissenschaftlern und Unternehmensführungen die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts für Fachkräfte erheblich verringern, insbesondere für ausländische und migrantische Mitarbeiter, wodurch Probleme bei der Fachkräftesicherung entstehen würden (Artikel 1 und 3). Handwerksbetriebe mit migrantischen Mitarbeitern müssten zudem mit einer wachsenden Spaltung und Unsicherheit in der Belegschaft rechnen, da 63 Prozent der Unternehmen den sozialen Zusammenhalt ihrer Teams gefährdet sehen (Artikel 2). Insgesamt könnten negative wirtschaftliche Auswirkungen und eine innovationsfeindliche Politik der AfD die Beschäftigungs- und Wachstumsperspektiven für Handwerksbetriebe mit migrantischen Fachkräften deutlich verschlechtern (Artikel 3).
Quellen
Diese Fragen und Antworten wurden mit KI basierend auf unseren Artikeln erstellt.
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