Draußen vor dem Tor hat schon der Trubel begonnen. Um 17 Uhr wurde der erste Glühwein beim Stuttgarter Weihnachtsmarkt ausgeschenkt. Die Besucher sollen nicht so lange dürsten. Drinnen im Hof des Alten Schlosses nährt man sich zunächst an Geistigem und Besinnlichen. Um 18 Uhr eröffnet OB Frank Nopper den Weihnachtsmarkt offiziell.

Musik vom Popchor, den Hymnus-Chorknaben und der Musikschule

Und hier drinnen kann man sich der Illusion hingeben, Weihnachten ist doch mehr als Geschenke kaufen, Umsatz ankurbeln, Binnennachfrage stärken, Pommes essen, Glühwein trinken. Die Hymnus-Chorknaben singen, ebenso die Aktiven des Popchor vom Musikwerk Stuttgart, zudem spielt das Blechbläserensemble des Sinfonischen Jugendblasorchesters der Stuttgarter Musikschule. Sterne leuchten an den Wänden, ein Weihnachtsbaum strahlt.

Allerdings darf eine Leistungsschau nie fehlen, wenn der Oberbürgermeister seine Stadt anpreist. Nirgends gebe es eine so hohe Krippenpyramide, nirgendwo sonst drehe sich ein Riesenrad mit Ausblick auf den Weihnachtsmarkt.

BIs zum 23. Dezember ist der Weihnachtsmarkt in der Stuttgarter Innenstadt. Foto: Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

Fast kein Weihnachtsmarkt ist so alt wie der Stuttgarter mit seinen 335 Jahren, und kaum einer ziehe mit 3,5 Millionen Menschen so viele Besucher an.

Eine Kerze namens Hoffnung

Nach dem Werbeblock wird es dann aber weihnachtlich. Nopper erzählt eine Geschichte von den vier Kerzen eines Adventskranzes. Die erste namens Frieden erlosch, weil die Menschen keinen Frieden wollten. Die zweite namens Glauben erlosch, „weil die Menschen nicht mehr glauben“. Die dritte namens Liebe gab auf, „weil die Menschen nur sich selbst sehen und nicht die anderen“. Da meldete sich die vierte Kerze – namens Hoffnung. „Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden.“

Dieses Licht hat auch Dietrich Bonhoeffer gesehen. Auch in den düstersten Zeiten, die dieses Land erlebt hat. Dessen Widerstand gegen die Nazis in seinem Glauben wurzelte und der seine Aufrichtigkeit mit dem Tod bezahlt hat. Ihn zitiert Nopper mit dem Satz: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ Daran zu denken, kann auch bei einem Glühwein nicht schaden. Gemeinsam singt man noch „Stille Nacht“. Ehe es hinausgeht zwischen die Buden in die gar nicht so stille Nacht.