Im Spitzenspiel dieser Champions-League-Saison kassiert der FC Bayern München die erste Saisonniederlage. Beim 1:3 beim FC Arsenal überzeugt der 17-jährige Lennart Karl, seine älteren Mitspieler haben mit dem CL-Spitzenreiter aber ihre Probleme.
144 Tage liegt dieses Gefühl zurück. 144 Tage lang haben die Spieler des FC Bayern München den Fußballplatz nicht mehr als Verlierer verlassen. Die Erinnerungen an dieses 0:2 damals im Viertelfinale der Klub-Weltmeisterschaft gegen Paris St. Germain dürften schon etwas blasser gewesen sein, als die Münchner am Mittwochabend in der Champions-League-Gruppenphase beim FC Arsenal nach ihrer nun jüngsten Niederlage vom Platz trotteten: 1:3 (1:1) hatten sie – auch in der Höhe verdient – in London verloren. Im Spitzenspiel der Gruppenphase erwiesen sich die Engländer als wetterfester und führen die Tabelle nun an, der FCB ist auf Rang drei abgerutscht.
Münchner Schwäche tritt auch in London zutage
„Wir haben die ganze Woche gelebt für dieses Spiel“, sagte der FC-Bayern-Trainer Vincent Kompany noch vor der Partie bei DAZN. Nun müsse sein Team diese Vorfreude aufs Feld bringen, aggressiv verteidigen und angreifen.
Es war all dies, was die Münchner dann die ersten Minuten taten, sie wirkten da noch wie der Hausherr im Londoner Stadion gegen die so defensivstarken Gastgeber. Die nach anfänglicher Zurückhaltung allerdings nach und nach ebenfalls in den Angriffsmodus schalteten. So sehr, dass der FCB-Torwart Manuel Neuer einen langen Ball in Neuer-Manier weit vorm eigenen Tor klären musste. Arsenals Bukayo Saka bekam die Kugel an die Nase (16. Minute). Die blutete, doch Saka störte dies wenig, legte er doch kurz darauf das 1:0 von Timber vor: Einen Eckball flankte er an den Fünfmeterraum, von wo aus Timber ins lange Eck traf (22.).
Man muss in diesen Tagen der großen Dominanz schon ein wenig mit der Lupe nach den Schwächen des FC Bayern München suchen. Da ist die Anfälligkeit nach langen Bällen, die immer mal wieder, auch bei Union Berlin, zutage treten kann, und eine Schwäche, die doch recht frappierend ist: die Standardmisere. In der Bundesliga kassierten die Münchner fünf ihrer acht Gegentore nach Standards. Nun kommt der CL-Gegentreffer hinzu. Ein Problem, das Kompany und sein Trainerteam dringend abstellen müssen, wenn sie eine erfolgreiche Saison spielen wollen.
Karl brilliert auch in London – Geistesblitz der formstärksten Deutschen zum Ausgleich
Auf der anderen Seite profitieren die Münchner aber auch von ihren reichhaltigen Stärken. In diesem Falle: die Geistesblitze dreier hochbegabter deutscher Fußballer. Joshua Kimmich überspielte mit einem langen Ball aus dem Mittelfeld alle Londoner, Serge Gnabry auf der rechten Außenbahn sprintete zum Ball, leitete ihn direkt weiter zu Lennart Karl – und der traf zum 1:1 (32.). Es war dies das erste Gegentor des FC Arsenal in dieser Champions-League-Saison. Und, das dürfte der Bundestrainer Julian Nagelsmann registriert haben, es war dies der Geistesblitz der vielleicht formstärksten deutschen Spieler dieser Tage: Kimmich, Gnabry, Karl – das könnte auch ein Schlüssel für eine erfolgreiche WM im Sommer 2026 werden. Wer hätte das – mit Ausnahme von Kimmich – vor einem Jahr gedacht?
Bis zur Halbzeit und darüber hinaus mussten die Münchner aber dann wie schon vor drei Wochen bei Paris St. Germain (2:1) eher als Verteidiger denn als Angreifer glänzen. Schließlich hätte nach einem schlimmen Fehlpass schon Saka zur erneuten Arsenal-Führung treffen können (48.). Kurz darauf köpfte Mikel Merino nach einer Ecke (!) den Ball nur haarscharf an Neuers Tor vorbei (58.) und dann scheiterte erneut Saka daran, den Ball ins leere Tor zu schießen (62.).
Wo ist Neuer? FCB-Torwart hilft Arsenal bei der Entscheidung
Der FCB schien die Drangphase der Londoner erst einmal überstanden zu haben, als Arsenal dann doch und endgültig jubelte: Nach einer feinen Flanke des gerade erst eingewechselten Ricardo Calafiori traf Noni Madueke zum 2:1 (69.), Gabriel Martinelli krönte die wohl stärkste Halbzeit eines CL-Teams in dieser Saison mit dem 3:1 – unter gütiger Mithilfe von Neuer. Der FCB-Torwart stand bei einem Konter in der Mitte der eigenen Hälfte und musste Martinelli passieren lassen, der ins leere Tor traf (76.).
Plötzlich waren die Fans wieder laut im Londoner Stadion unter den Augen des Ex-FC-Bayern-Trainers und aktuellen England-Coaches Thomas Tuchel. Unter dem die Münchner damals eher biederen Fußball spielten – aber auch den letzten Sieg gegen den FC Arsenal bejubeln konnten: 1:0 im April 2024 im CL-Viertelfinale. Ein Sieg in dieser Runde wäre ihnen in dieser Saison aber wohl ohnehin lieber als der Gruppenphasen-Erfolg, den sie deutlich verpassten.
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Quelle: BR24Sport im Radio 26.11.2025 – 21:00 Uhr
