Kuba sieht sich einer zunehmenden Ausbreitung von Chikungunya und Dengue gegenüber. Am 25. November meldete das Gesundheitsministerium 870 neue Infektionen, überwiegend Chikungunya. Besonders Kinder, Schwangere und Neugeborene sind gefährdet, da das Virus schwere Komplikationen verursachen kann.
26.11.2025 17:00 Uhr
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Kuba verzeichnet weiterhin eine intensive Ausbreitung der durch Mücken übertragenen Krankheiten Chikungunya und Dengue. Das Ministerium für öffentliche Gesundheit (Minsap) meldete für den 25. November 870 neue Infektionen, davon 628 mit Chikungunya und 242 mit Dengue. Zum Vergleich: Am Vortag waren 66 Dengue-Fälle registriert worden.
Seit Beginn der Epidemie im Juli in Matanzas hat sich die Zahl der Personen mit unspezifischem Fieber – einem frühen Hinweis auf eine Infektion – auf 45.617 erhöht. 35.452 dieser Fälle wurden als Chikungunya diagnostiziert. Die verbleibenden rund 10.165 Verdachtsfälle gelten überwiegend als Dengue-Infektionen, wobei auch andere Arboviren wie Oropouche möglich sind. Labortests zur eindeutigen Bestätigung der Virenart werden nicht flächendeckend durchgeführt; die Klassifizierung erfolgt in erster Linie anhand klinischer Symptome.
Besondere Sorge gilt der hohen Zahl schwerer Verläufe bei Kindern. Von den 101 Patienten auf Intensivstationen sind 64 minderjährig. Fachleute warnen zudem, dass Schwangere und Neugeborene einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Bei der Übertragung von Mutter zu Kind während der Geburt („vertikale Transmission“) kann Chikungunya schwere Komplikationen verursachen, darunter neurologische, kardiovaskuläre, respiratorische und gastrointestinale Beeinträchtigungen, die lebensbedrohlich sein können.
Das kubanische Gesundheitswesen reagiert mit einem dreistufigen Betreuungskonzept für Kinder: Früherkennung von Symptomen, rechtzeitige Identifikation von Warnzeichen und ein standardisiertes klinisches Management. Präventive Maßnahmen werden in Mütterschutz- und Gemeinschaftseinrichtungen für Schwangere und Neugeborene verstärkt, begleitet von täglicher Überwachung. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Situation angespannt: Die Versorgungskapazitäten sind durch die anhaltende Wirtschaftskrise begrenzt, und es mangelt an Medikamenten, medizinischem Material sowie qualifiziertem Personal. Auch die Bekämpfung der Moskito-Population über Fumigation kann nur eingeschränkt durchgeführt werden.
Epidemiologische Modellrechnungen deuten auf ein anhaltendes Wachstum der Infektionszahlen hin. Präsident Miguel Díaz-Canel betonte die Notwendigkeit, Prävention und Kontrolle „mit Intelligenz und Effizienz“ umzusetzen. Gleichzeitig dokumentieren unabhängige Berichte Todesfälle, darunter mindestens vier Kinder in Havanna innerhalb einer Woche, die mit Chikungunya in Verbindung gebracht werden. Die offiziellen Zahlen spiegeln vermutlich nur einen Teil der tatsächlichen Fälle wider.
Die Kombination aus steigenden Chikungunya- und Dengue-Fällen, der kritischen Betroffenheit von Kindern, Schwangeren und älteren Menschen sowie den begrenzten präventiven und therapeutischen Möglichkeiten verdeutlicht die Verwundbarkeit des kubanischen Gesundheitssystems gegenüber wiederkehrenden Epidemien. Die derzeitige Situation gilt als eine der schwersten Gesundheitskrisen des Landes in den letzten Jahren.