Kiel. Ihm sei schon bewusst, dass diese Entscheidung ein Stachel sei im Stolz der Kieler Lille-Fans, sagt Sascha Bruns. Doch der Mitgeschäftsführer der Hamburger Brauerei Landgang, macht auch klar, dass es dazu keine Alternative gibt. Im Juli hatte Landgang die Vermögenswerte der Lille-Brauerei aus der Insolvenz heraus übernommen. Kurz darauf beschlossen die neuen Eigentümer, Produktion und Abfüllung von Flaschenbier von Kiel nach Hamburg zu verlegen.

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Mir ist schon bewusst, dass diese Entscheidung ein Stachel im Stolz der Kieler Lille-Fans ist.

Sascha Bruns

Mitgeschäftsführer der Hamburger Brauerei Landgang

Gebraut wird am Standort Eichkamp weiter, doch ausschließlich Fassbier für die Gastronomie. Das Lille, das man weiter als Flaschenbier kaufen kann, kommt bereits aus Hamburg, produziert nach der Original-Lille-Rezeptur. Die Kieler Abfüllanlage, ausgelegt für etwa 2000 Flaschen die Stunde, steht still und soll verkauft werden.

Lille: Konzentration der Abfüllung spart Kosten

Es sind vor allem logistische und betriebswirtschaftliche Gründe, die Bruns und sein Team zu diesem Schritt bewogen haben. Es sei sehr viel effizienter und ressourcenschonender, nur eine Abfüllanlage zu betreiben und diese besser auszulasten, statt zwei Abfüllanlagen an zwei Standorten zu unterhalten. Zudem verfüge Landgang in Hamburg über eine Flaschenwaschanlage, Kiel hingegen nicht. Daher sei in Kiel bislang ausschließlich „Neuglas“ verwendet worden, also Flaschen, die erstmals befüllt werden und nicht aus dem Pfandsystem kommen.

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Die Konzentration der Abfüllung soll helfen, Landgang und seine neue Marke Lille nach der kräftezehrenden Übernahme in einem nach wie vor schwierigen Markt auf die Erfolgsspur zu bringen. Bruns versichert, ein Job-Abbau in Kiel sei mit dem Schritt nicht verbunden. Flaschenbier habe bislang ohnehin einen kleineren Teil der Kieler Produktion ausgemacht. Aktuell hat Lille rund 35 Beschäftigte. Bruns sieht den Standort nach dem Neustart im Juli auf einem vielversprechenden Weg: „Lille ist da, der Schankraum hat geöffnet und Veranstaltungen finden statt.“

Kieler Kult-Brauerei musste im Januar Insolvenz anmelden

Die Kieler Kult-Brauerei Lille hatte aufgrund zu hoher Kostenbelastung im Januar Insolvenz anmelden müssen. Der deutsche Biermarkt schrumpft seit Jahren, Energie und Rohstoffe sind teuer, die Bereitschaft der Menschen, für Nachhaltigkeit und Qualität aus der Region tiefer in die Tasche zu greifen, war schon mal größer.

Die Übernahme ist für Landgang alles andere als ein Selbstgänger. Zwar beschreibt Bruns das Unternehmen augenzwinkernd als „drittgrößte Brauerei Hamburgs“. Doch bei einem Jahresausstoß zwischen 3000 und 3500 Hektolitern ist der Abstand zu Ratsherrn oder gar Holsten astronomisch.

KN