In der Tat: Hinzugekommen sind beispielsweise eine aktuelle Positionsbestimmung auf der Landkarte oder eine übersichtliche Möglichkeit, favorisierte Strecken abzuspeichern. Gestalterisch liegt die App in Deutschland im Mainstream. Zwar präsentiert jeder Verkehrsverbund seine eigenen Lösungen. Unter der Oberfläche nutzt man aber oft eine ähnliche Software.

Der globale Markt im Blick

Doch es geht auch anders und zumindest auf den ersten Blick attraktiver. Ein 2012 gegründetes Start-up aus dem kanadischen Montreal rollt mit seiner schlicht „Transit App“ genannten Universallösung den globalen Markt auf. Die laut Eigenwerbung „genaueste App der Welt“ ist in den USA und Kanada inzwischen in 446 Städten und Regionen präsent. Immer mehr Verkehrsunternehmen sparen sich dort ganz die eigenen Fahrplan-Apps.

Weltweit ist der Nahverkehr in 1002 Städten abrufbar. Frankreich, wo wohl die französischsprachige, kanadische Gründerstadt geholfen hat, deckt die App inzwischen flächendeckend ab. In Deutschland ist sie in den größten Städten, beispielsweise Berlin, Hamburg, Köln oder München nutzbar. Baden-Württemberg ist mit Freiburg, Ulm und Stuttgart relativ gut vertreten.

Kräftige Farben, große Schrift – schon auf den ersten Blick sorgt die Transit App für ein grafisches Aha-Erlebnis. Einfachheit und klare Nutzerführung sind Trumpf. Wer die App aufruft, muss beispielsweise nicht wie beim VVS gleich zwei Boxen mit Start und Ziel ausfüllen oder seine Favoritenliste aufrufen. Sofort landet man auf einer Landkarte mit der aktuellen Positionsbestimmung und einer Liste der aktuell im Umfeld fahrenden Busse und Bahnen. Eine einzige Box stellt die schlichte Frage: „Wohin?“

Bunte und griffige Grafik

Fahrtdauer und Umsteigezeiten werden mit Balken grafisch und intuitiv leicht verständlich dargestellt. Wer eine Verbindung auswählt, bekommt eine große Karte mit der Fahrtroute angezeigt, einschließlich der aktuellen, eigenen Position und einem Livetracker, wo sich der ausgewählte Bus oder die Bahn befinden. Keine Extraklicks, kein Hin- und Herschalten.

Die App nennt auch keine abstrakten Abfahrtzeiten, sondern konkret die Wartedauer in Minuten – zusätzlich gleich für die nächsten Fahrtmöglichkeiten, sollte man einen Bus oder eine Bahn verpassen. Es gibt Nachteile: Die gewünschte Umsteigedauer lässt sich nicht variieren. Auch Auskünfte zum Fahrpreis gibt es nicht. Und Tickets folglich auch nicht.

Aber das ganze wirkt unkompliziert und optisch erfrischend. Es gibt für Deutschland übrigens weitere überregionale Apps wie das aus Israel stammende Moovit, deren Grundprinzip der Transit App ähnelt. Hier sind aber einige Dienste kostenpflichtig.

Die App aus Kanada könnte deshalb rund um Stuttgart für manchen eine Alternative sein. Das gilt insbesondere, wenn man dank Deutschlandticket keine Preisauskunft braucht, aber öfter den Nahverkehr in anderen Städten nutzt und sich nicht jedesmal auf die dortige App-Variante einstellen will.  

Keine Kooperation mit dem VVS

Eine Kooperation mit dem App-Machern ist beim VVS aber nicht im Blick. Diese nutzten lediglich offen im Netz zugängliche Fahrplandaten, sagt ein Sprecher:„Die Transit App hatte vor langer Zeit einmal Interesse an diesen Daten.“ Im übrigen biete die aufgefrischte VVS-App eigentlich alle dort möglichen Funktionen, etwa Landkarten mit dem aktuellen Standort oder die Fahrtdauer, wenn man den Weg mit dem Fahrrad zurücklegt.

Auch das von der Transit App bei jeder Fahrt abgefragte Nutzer-Feedback landet nicht beim VVS. „Zu den dort eigens erhobenen Fahrgastmeldungen gab es keinen Austausch,“ heißt es dort. An diesem Beispiel zeigt sich im übrigen exemplarisch die unterschiedliche Philosophie. Die Kanadier ermuntern einen mit fröhlichen Smileys schon während der Fahrt, seine Erfahrungen mit anderen Nutzern zu teilen. In der VVS-App heißt hingegen die sich nur an das Verkehrsunternehmen richtende Feedback-Rubrik „Beschwerde“ und ist erst nach ein paar Klicks erreichbar.