Der Besuch in einer Weinbar kann sich schnell anfühlen wie ein unangekündigter Vokabeltest: Rebsorten, Herkunft, Gärungsmethode – am besten schnell entscheiden, und überhaupt, bitte probieren, schmeckt man einen Weinfehler? Markus Rüdinger, der Leiter der Catering-Firma „Auf den Punkt Gastronomie“, hat gemeinsam mit Sommelier Daniel Merzendorfer im Juli 2024 die Weinträne in der Maxvorstadt eröffnet. In der Bar sollen Berührungsängste vor guten Weinen abgebaut werden.

Betritt man die Weinbar, fällt der Blick als Erstes auf eine imposante Backsteinwand, zwei weitere Wände sind mit einer Tapete ausgekleidet, die wohl an das Gewölbe eines Weinkellers erinnern soll. Entsprechend gedämpft ist das Licht, die Atmosphäre ist gemütlich. Was direkt auffällt: Der Old-School-Hip-Hop, der in angenehmer Lautstärke aus den Boxen kommt. Edle Weine und East-Coast-Rap, warum auch nicht? In einer Zeit, in der Weinbars boomen, ist man dankbar für jede Bar, die mit Alleinstellungsmerkmalen daherkommt.

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Ein Blick in die Karte zeigt 16 Weine im offenen Ausschank (0,1 Liter für sieben bis elf Euro). In Flaschengröße gibt es Dutzende weitere Sorten in verschiedenen Preisklassen, zwischen 35 Euro für den badischen Weißburgunder und 300 Euro für den Sangiovese der höchsten Qualitätsstufe aus der Toskana. Alle Weine stammen aus Europa, die meisten haben Bio-Qualität. So weit, so überwältigend: Wer nicht gerade das kleine Sommelier-Diplom hat, braucht jetzt Beratung. Auf die kommt es in einer guten Weinbar ohnehin an.

Das Personal der Weinträne ist freundlich und kundig, erklärt gern und beherrscht die Kunst, dabei nicht aufdringlich zu werden. Nach einem eher wermutlastigen Negroni Sbagliato (14 Euro) als Aperitif wird ein Tinta de Toro empfohlen, ein sehr dunkler, intensiver Rotwein, und damit eines der wenigen Getränke, die nach einem bitteren Cocktail nicht langweilen. Prädikat: gut beraten.

In der Weinträne werden auch Flammlachs, Gorgonzola-Törtchen oder Rinderfilet serviert.In der Weinträne werden auch Flammlachs, Gorgonzola-Törtchen oder Rinderfilet serviert. (Foto: Florian Peljak)Die Wände der Weintraube sollen wohl an das Gewölbe eines Weinkellers erinnern.Die Wände der Weintraube sollen wohl an das Gewölbe eines Weinkellers erinnern. (Foto: Florian Peljak)

Zu den leichteren Weinen gehört der Hauswein der Weinträne, eine unaufgeregte Veltliner-Cuvée. Für alle, die keinen Alkohol trinken, gibt es Limonaden, prickelnden Traubensaft der Sorte Donauriesling (sechs Euro für 0,1 Liter) und zwei alkoholfreie Aperitifs (elf Euro). Außerdem wird Essen serviert, das in seiner Raffinesse zu den Weinen passt, zum Beispiel Flammlachs, Gorgonzola-Törtchen oder Rinderfilet (17 bis 39 Euro). Das Essen und die Weine im Offenausschank wechseln regelmäßig.

Was bleibt, ist die Musik. Montags gibt es hier eine Veranstaltungsreihe, „Sip ‘n‘ Street Monday“, bei der die Rapmusik lauter gedreht wird und es Streetfood auf die Hand gibt. Insgesamt gelingt es der Weinträne mit ihrem Konzept, nicht elitär daherzukommen. Letzten Endes ist eine Bar aber immer nur so zugänglich wie ihre Preise, und hochwertige Weine ziehen zwangsläufig ein eher gehobenes Publikum an. „Life is too short to drink cheap wine“, heißt es auf einem Buchstabenbrett, das an der Backsteinwand lehnt. Das mag stimmen. Sicher ist: Der Wein-Vokabeltest fällt in der Weinträne aus. Stattdessen gibt es angemessene Beratung, amerikanische Rapmusik, und vor allem: guten Wein.

Weinträne, Schleißheimer Str. 77, 80797 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 18 bis 23 Uhr