In Kooperation mit dem »A Film Club« und dem Heizhaus präsentiert das Cineding im Dezember ein kleines Filmfestival für ost- und südostasiatische Perspektiven und Geschichten aus Europa. In »Summer School, 2001« kehrt ein Teenager nach Jahren in Vietnam nach Tschechien zurück, in »Kamome Diner« eröffnet eine Japanerin ein kleines Restaurant in Helsinki und mit »Lonig und Havendel« hat Claudia Tuyết Scheffel einen Film über Fremdheit, Alltagsrassismus und familiärem Erwartungsdruck im Erzgebirge gedreht.
Here Not There Film Festival, 4.-6.12., Cineding
Film der Woche: Zufällig entdeckt die 15-jährige Leo in einem Video ihren Vater, den sie nie kannte. Auf eigene Faust reist sie mitten im Winter an die Küste Norditaliens, um ihn zu treffen. Sie findet Paolo in einem verlassenen Seebad, wo er in einem Wohnwagen lebt und als Surflehrer jobbt. Außerdem ist er gerade damit beschäftigt, seine letzte Beziehung zu retten und kümmert sich um seine kleine Tochter. Da kommt der überraschende Besuch aus der Vergangenheit äußerst ungelegen. Aber Leo lässt nicht locker und konfrontiert ihn mit unangenehmen Fragen. Ganz langsam nähern sich Vater und Tochter einander an und entdecken unerwartete Gemeinsamkeiten. Aufrichtig und ohne Kitsch erzählt die Schauspielerin Alissa Jung in ihrem Regiedebüt von dieser Begegnung an der winterlichen Mittelmeerküste. Die Kamera von Carolina Steinbrecher ist dabei ganz bei ihrer Hauptdarstellerin Juli Grabenhenrich, die hier ihr vielversprechendes Schauspieldebüt gibt und sich auf Augenhöhe mit ihrem Gegenüber, dem italienischen Charakterdarsteller Luca Marinelli (»Martin Eden«), bewegt. Das Zusammenspiel der beiden macht »Paternal Leave« sehenswert. Es gelingt ihnen, dass wir mit der trotzigen Leo mitfühlen, aber auch die emotionale Zerrissenheit von Paolo spüren. Das zahlt auf die Glaubwürdigkeit der Geschichte ein, die Jung selbst schrieb und einfühlsam inszenierte.
»Paternal Leave«: 30.11., ab 4.12., Passage-Kinos
Paris in einer nahen Zukunft: Nachdem sich der Klassenkampf immer weiter zugespitzt hatte, wurde die Stadt in drei streng abgeriegelte Zonen unterteilt. In Zone 1 leben die Regierung und die französische Elite. Die Privilegierten führen in Zone 2 ein gutes Leben. Wer allerdings in Zone 3 aufwächst, hat kaum Zukunftsperspektiven, es sei denn man tritt in einer Spielshow an und gewinnt ein Ticket für Zone 2. Zem Sparak (Gilles Lellouche) kämpft auf den Straßen der untersten Zone gegen Gewalt und Drogenhandel. Als ein hoher Politiker ermordet wird und die Widerstandsgruppe »Wallbreaker« um John Mafram (Louis Garrel) dafür verantwortlich gemacht wird, wird Zem der Zone-2-Ermittlerin Salia Malberg (Adèle Exarchopoulos) zugeteilt. Mit ihr soll er die Hintermänner des Anschlags ausfindig machen und so Mafram dingfest machen. Zur Seite steht ihnen dabei ALMA, eine künstliche Intelligenz, die in Sekundenschnelle den Tathergang anhand der Indizien rekonstruiert. Zem und Salia müssen jedoch bald feststellen, dass ALMA nicht unfehlbar ist.
Seit »Blade Runner« vor mehr als vierzig Jahren in die Kinos kam, ist das Thema künstliche Intelligenz im dystopischen Sci-Fi-Gewand eigentlich auserzählt. Regisseur Cédric Jimenez (»November«) hat dem nicht wirklich viel hinzuzufügen. Die Fronten sind klar verteilt: Auf der einen Seite agieren die dunklen Strippenzieher in Regierungskreisen, auf der anderen die revolutionären Kräfte, die die Grundwerte der französischen Revolution hochhalten. Mittendrin unsere Protagonistinnen und Protagonisten, die durch das Chaos zwischen Schwarz und Weiß navigieren. Gilles Lelouche und Adèle Exarchopoulos geben dabei aber ein interessantes, ungleiches Team ab und schnelle, harte Cop-Thriller kann das französische Kino einfach, so dass Jimenez mit »Zone 3« unterm Strich ein spannender, atmosphärisch dichter Genrebeitrag gelungen ist.
»Zone 3«: ab 27.11., Passage-Kinos
Weitere Filmtermine der Woche
In the Mood for Love
HK 2000, R: Wong Kar-Wai, D: Tony Leung, Maggie Cheung, Rebecca Pan, 98 min
Wong Kar-Wais große Liebesgeschichte im Hongkong der sechziger Jahre, meisterhaft gefilmt von Chistopher Doyle.
Luru-Kino in der Spinnerei, 27.11. 19:00 (kreuzer-Klassiker mit Einführung von Lars Tunçay, OmU)
À la Carte – Freiheit geht durch den Magen
F 2021, R: Eric Besnard, D: Grégory Gadebois, Isabelle Carré, Benjamin Lavernhe, 113 min
Die Geschichte des talentierten Kochs Manceron und der Eröffnung des ersten Restaurants in Frankreich.
Cineplex, 27.11. 19:00 (Kino et Vino)
Strahlende Zukünfte. Videocity X Digital Salon Leipzig
Internationalen Kurzfilme, die spekulative Visionen eines posthumanen Zeitalters entwerfen.
Schaubühne Lindenfels, 28.11. 18:15
Blood Tea and Red String
USA 2006, R: Christiane Cegavske, 71 min
Ein surreal-poetischer Stop-Motion-Film voller skurriler Einfälle, den die Regisseurin in 13-jähriger Detailarbeit praktisch allein erschuf.
Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig, 29.11. 19:30 (Gegenkino meets Kinoorgel, Live-Vertonung)
Uwierz W Mikolaja (Believe in Santa)
PL 2023, R: Anna Wieczur-Bluszcz, D: Teresa Lipowska, Aleksandra Grabowska, Agnieszka Wiedlocha, 97 min
Weihnachtlicher Episodenfilm aus Polen.
Cineplex, 29.11. 17:00 (OmeU)
Girls & Gods
AT/CH 2024, Dok, R: Arash T. Riahi, Verena Soltiz, 108 min
Aktivistinnen, Imame, Theologen und Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen tauschen sich über den Einfluss der Religion auf die Emanzipation von Frauen aus.
Schaubühne Lindenfels, 29.11. 18:00 (OmU)30.11. 20:30 (OmU)
Scream – Schrei
USA 1996, R: Wes Craven, D: Courteney Cox, Neve Campbell, David Arquette, 107 min
Ironischer und anspielungsreicher Teenie-Slasher-Film, mit dem Horror-Veteran Wes Craven eine Renaissance des Genres einleitete.
Cinémathèque, 28.11. 19:30 (mit Gespräch, OmU, Real existierender Utopismus)
Coming soon Last Days
E 2020, Dok, R: Miguel Eek, 75 min
Das Cineciutat ist ein kollektiv geführtes, alternatives Kino in Palma de Mallorca. Es zeigt Filme ausschließlich im Original mit Untertiteln und steht manchmal kurz vor der Schließung. Zwischen überholter Technik, Meinungsverschiedenheiten im Plenum und der Liebe zur Sache versuchen die Mitarbeiter ihre Nerven, Freude und Energie zu behalten.
Cinémathèque, 29.11. 19:30 (mit Einführung, OmeU, Real existierender Utopismus)
Pictures of Ghost
BRA 2023, Dok, R: Kleber Mendonça Filho, 90 min
In drei Kapiteln erzählt der brasilianische Regisseur Kleber Mendonça Filho (»The Secret Agent«) von der Liebe zu seiner Heimatstadt Recife, seinem Zuhause und seinen Kinos.
Cinémathèque, 30.11. 19:30 (mit Einführung, OmeU, Real existierender Utopismus)
A Simple Soldier
UKR/USA/GB 2025, Dok, R: Artem Ryzhykov, Juan Camilo Cruz, 95 min
Der Film dokumentiert, wie der Krieg in der Ukraine Träume und Zukunft zerstört und Menschen aus der Mitte der Gesellschaft von einem Tag auf den anderen zu Soldaten macht.
Schaubühne Lindenfels, 02.12. 18:00 (im Rahmen der Veranstaltung »Ukrainische Zivilgesellschaft im Krieg«, Eintritt frei)
Dallas Buyers Club
USA 2013, R: Jean-Marc Vallée, D: Matthew McConaughey, Jared Leto, Denis O’Hare, 112 min
Von einem Arzt erfährt der texanische Redneck Ron Woodroof 1985, dass er aidskrank ist und nur noch wenige Wochen zu leben hat. Er beschließt, sein Schicksal in die Hand zu nehmen und anderen in seiner Situation zu helfen. Nach einer wahren Begebenheit erzähltes Drama, herausragend gespielt.
Kinobar Prager Frühling, 01.12. 17:45 (Welt-Aids-Tag)
Herr der Ringe Ext. Trilogie Marathon
Cineplex, 05.12. 19:00 (ext. Version)
Charlie und die Schokoladenfabrik
Tim Burton-Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers von Roald Dahl.
Cinestar, 02.12. 19:30 (Best of Cinema)
Cineplex, 02.12. 20:00 (Best of Cinema)
Regina-Palast, 02.12. 20:00 (Best of Cinema)
Un Poeta
KOL/D/SWE 2025, R: Simón Mesa Soto, D: Ubeimar Rios, Rebeca Andrade, Guillermo Cardona, 120 min
Der gealterte Dichter Oscar nimmt sich Yurladys, eines Mädchens aus einfachen Verhältnissen, an und findet dadurch neue Inspiration.
Schaubühne Lindenfels, 05.12. 18:00 (mit Sektempfang und Podiumsdiskussion, OmU, Eintritt frei)
Here Not There Filmfestival
In Kooperation mit dem »A Film Club« und dem Heizhaus präsentiert das Cineding im Dezember ein kleines Filmfestival für ost- und südostasiatische Perspektiven und Geschichten aus Europa.
Cineding, 04.12. 19:0005.12. 19:00
Nadelstiche
D 2025, Dok, R: Peter Ohlendorf, 97 min
Ein Film über textile Kunst, eine Botschaft der Solidarität und ein Statement für Menschenrechte.
Kinobar Prager Frühling, 04.12. 18:00 (Gespräch mit Regisseur Peter Ohlendorf und Gästen)
Stolz und Vorurteil
GB/USA 2005, R: Joe Wright, D: Keira Knightley, Matthew Macfadyen, Rosamund Pike, 129 min
Auch in dieser Adaption des Jane-Austen-Klassikers suchen mehrere Töchter aus gutem Hause im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts nach der Liebe oder zumindest nach einer »guten Partie«.
Stadtbibliothek, 03.12. 19:00 (Stiche & Stories – Ein Filmabend mit Jane Austen und Handarbeit)
Peter Hujarʼs Day
USA/D 2025, R: Ira Sachs, D: Ben Whishaw, Rebecca Hall, 76 min
Das Gespräch zwischen der Schriftstellerin Linda Rosenkrantz und ihrem engen Freund, dem Fotografen Peter Hujar, im Dezember 1974 in einem Apartment in der 94th Street in New York.
Passage-Kinos, 01.12. 20:30 (OmU, Reihe Queerblick zum Welt-Aids-Tag)
Refugee Girls
Der Dokumentarfilm begleitet drei junge geflüchtete Studentinnen – Robina aus Afghanistan an der Universität La Sapienza in Rom und zwei ukrainische Studentinnen in Barcelona – und beleuchtet ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Hoffnungen, während sie sich an das Leben und die Ausbildung in Europa gewöhnen.
Campus Augustusplatz, 02.12. 13:00 (Hörsaal 11, anschl. Filmgespräch mit Regisseur und Gästen)
Sirens Call
D/NL 2025, Dok, R: Miri Ian Gossing, 121 min
Dokumentarfilm im Format eines experimentellen Roadmovies über Meermenschen, Sirenen und hybride Wesen.
Cinémathèque, 05.12. 20:00 (im Rahmen von »Paradoks«, mit Regie-Gespräch)
Fassaden
D 2025, Dok, R: Alina Cyranek, 90 min
Die Leipziger Regisseurin spricht in ihrem Dokumentarfilm mit Frauen, die Gewalt in der Beziehung erfahren haben, und legt ein politisches und gesellschaftliches System dar, das lieber wegschaut.
Cinémathèque, 03.12. 19:30 (mit Regiegespräch)