Italien hat den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge auf die Nord-Stream-Gasleitungen nach mehr als drei Monaten in Untersuchungshaft der deutschen Polizei übergeben. Wie aus Justizkreisen verlautete, wird der Ukrainer Serhij K. in Kürze in Karlsruhe erwartet, wo die Bundesanwaltschaft ihren Sitz hat. Am Freitag soll er dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
K. wird vorgeworfen, hinter dem Attentat auf die Nord-Stream-Gas-Pipeline im September 2022 zu stecken. Der Verdächtige wurde im August im italienischen Rimini festgenommen und
war seitdem in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft hatte wegen
des gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion an den
Pipelines sowie verfassungsfeindlicher Sabotage ein Strafverfahren gegen
ihn eingeleitet. Erst vor wenigen Tagen erlaubte Italiens höchstes Gericht die Auslieferung des Mannes an Deutschland.
Der 49-Jährige soll ein Team aus sieben Verdächtigen koordiniert haben, das Sprengsätze an den Pipelines in der Ostsee platzierte. Für die Anschläge sollen sie in Deutschland eine Segeljacht namens Andromeda angemietet haben, mit der sie dann hinaus auf die Ostsee gefahren sein sollen.
Bei den Sprengungen wurden die beiden Pipelines so sehr beschädigt, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Insel Bornholm registriert und sorgten weltweit für Aufsehen. Russland lieferte jedoch bereits seit dem Sommer 2022 kein Gas mehr durch die Ostseepipelines nach Deutschland. Nord Stream 2 ging dagegen nie in Betrieb.
Ende September war in Polen bereits ein anderer Verdächtiger, ebenfalls ein Ukrainer, festgenommen worden. Er soll der Bundesanwaltschaft zufolge als Taucher an der Sabotage beteiligt gewesen sein. Ein polnisches Gericht lehnte aber im Oktober seine Auslieferung ab und ordnete an, dass er freigelassen wird.
Anschlag auf Nord Stream:
Das weiß man über den mutmaßlichen Nord-Stream-Saboteur
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
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Nord-Stream-Podcast:
Tatort Ostsee: Wer sprengte die Nord Stream Pipelines?