Am Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain haben am Donnerstag Abrissarbeiten begonnen. Bauarbeiter mit einem Bagger waren dort auf dem Gelände des früheren Vorzeige-Erlebnisbads der DDR an der Landsberger Allee im Einsatz. Zuvor hatte die Zeitung „B.Z.“ darüber berichtet.
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Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) will auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Areal an der Ecke Landsberger Allee/Danziger Straße direkt am Volkspark Friedrichshain unter anderem gut 550 neue Wohnungen bauen. Davon sollen 50 Prozent sozial gefördert werden. Angekündigt ist außerdem „eine großzügige Gewerbefläche, die eine nachhaltige Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit ermöglicht“.
Das ehemalige SEZ in Friedrichshain.
© Robert Klages
Eine Initiative mit über 100 Personen fordert den Erhalt des SEZ und den Stopp der Abrissarbeiten. „Für uns kommt das überraschend“, sagen sie dem Tagesspiegel vor Ort. Rund 20 Menschen waren am Donnerstag zum SEZ gekommen. Eine Frau gibt an, Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt zu haben. Die Initiative vertritt die Auffassung, dass der Abriss noch nicht beschlossen sei. Vor allem die SPD hatte sich zuletzt für einen Erhalt starkgemacht.
Der Bagger bei der Arbeit am Donnerstag.
© Robert Klages
Der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze aus Friedrichshain kritisierte die Abrissarbeiten: „Wir lehnen das Vorgehen des Senats und der WBM ab, Fakten zu schaffen, bevor der politische Diskussionsprozess dazu abgeschlossen ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
SPD fände Teilerhalt des Berliner SEZ gut Senat nimmt die Überflutung des Kellers in Kauf
„Gerade in den letzten Wochen wurde deutlich, dass fraktionsübergreifend mindestens ein weitergehender Teilerhalt befürwortet wird, anders als das ausgewählte Konzept der WBM vorsieht“, sagte der Sprecher für Stadtentwicklung der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus. „Wir fordern vom Senat und der WBM, diese Abrissarbeiten zu stoppen.“
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen kommentierte den Vorgang nicht. Die WBM war für Nachfragen zunächst nicht zu erreichen.
Das Grundstück und das geschlossene Bad waren 2003 vom Land Berlin an einen Investor verkauft worden. Dabei verpflichtete sich der Käufer, wieder einen Badebetrieb zu ermöglichen. Das ist aber nicht passiert.
Das SEZ zog Millionen Besucher an
In einem jahrelangen Rechtsstreit setzte sich das Land durch, der frühere Eigentümer gab das SEZ aber nicht zurück. Dieses war dann im vergangenen Jahr zwangsgeräumt worden. Bausenator Christian Gaebler (SPD) hatte anschließend erklärt, er sehe keine Chance für einen Erhalt des SEZ als Spaßbad.
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Das SEZ war 1981 eröffnet worden. Ein Wellenbad, Saunen, eine Eisbahn, eine Bowlingbahn und Sporthallen zogen Millionen Besucher an. Es gab Sportveranstaltungen, Theateraufführungen, Konzerte und Partys. Nach dem Ende der DDR wurde der hochsubventionierte Betrieb dem Land Berlin zu teuer und schrittweise eingestellt. (mit dpa)