Der Verdächtige im Fall des Angriffs auf zwei Nationalgardisten
hat vor seiner Einreise in die USA in Afghanistan mit der US-Regierung und dem
Geheimdienst CIA zusammengearbeitet. Der Afghane habe „einer Partnertruppe“ in
Kandahar angehört, teilte CIA-Direktor John Ratcliffe mit. Welche Tätigkeit er konkret
ausübte, sagte Ratcliffe nicht. Die Arbeitsbeziehung sei aber kurz nach der
„chaotischen Evakuierung“ der US-Truppen aus Afghanistan im Jahr 2021 beendet
worden.

Der 29-jährige Verdächtige kam Behördenangaben zufolge 2021
im Rahmen eines Programms der US-Regierung in das Land. Es sah die Evakuierung
Zehntausender Afghaninnen und Afghanen nach dem Rückzug des US-Militärs aus
Afghanistan vor. Rund 76.000 Menschen wurden in die USA geholt, von denen viele
US-Soldaten und Diplomaten als Dolmetscher und Übersetzer unterstützt hatten. Der Verdächtige erhielt im
April 2025 Asyl – drei Monate nachdem Trump als US-Präsident bestätigt
wurde. Er soll keine Vorstrafen gehabt und im Bundesstaat Washington
gelebt haben. Vor der Tat sei er quer durchs Land gefahren, sagte Ratcliffe.

Nach dem Angriff in der Hauptstadt Washington am Mittwoch teilten
Bürgermeisterin Muriel Bowser und FBI-Chef Kash Patel mit, die Soldaten würden
mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Opfern um
eine 20-jährige Frau und einen 24-jährigen Mann. Der Gouverneur
von West Virginia, Patrick Morrisey, hatte zunächst auf der Plattform X geschrieben, dass die beiden aus seinem Bundesstaat stammenden Nationalgardisten
ihren Verletzungen erlegen seien, korrigierte sich jedoch später.

Nationalgardisten waren auf Patrouille

Die beiden Nationalgardisten befanden sich nach Angaben des stellvertretenden Polizeichefs
der Hauptstadt, Jeff Carroll, auf einer „sehr sichtbaren“ Patrouille, als der mutmaßliche Schütze Ermittlerangaben zufolge um
eine Ecke auf die Nationalgardisten zukam und direkt auf diese schoss.
Weitere Nationalgardisten und Polizeikräfte der Hauptstadt
überwältigten den Schützen dann, wobei dieser angeschossen wurde, und
nahmen ihn fest. 

Weitere Verdächtige gibt
es laut den Ermittlern nicht. Trump hielt sich zum Zeitpunkt des Vorfalls
nicht im Weißen Haus, sondern auf seinem Golfplatz in West Palm Beach im
US-Bundesstaat Florida auf. Das FBI nahm die
Ermittlungen auf, da es sich bei den Angeschossenen um Bundesbeamte
handelt, und arbeitet eigenen Angaben zufolge mit Secret Service und Innenministerium zusammen. Wie Patel mitteilte, ermitteln die Behörden wegen
Terrorverdachts.

© Lea Dohle

Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Justizministerin Pam Bondi lehnte es ab, sich zum Zustand
der beiden Opfer zu äußern. Dem Sender Fox News sagte sie lediglich, sie seien
operiert worden. Was dem Verdächtigen zur Last gelegt werde, hänge von der
„Prognose“ der Nationalgardisten ab. Wenn es eine Entwicklung gebe, werde sie
das schnell mitteilen. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die
Todesstrafe für dieses Monster zu erreichen.“

Polizeiangaben zufolge handelte es sich um einen gezielten Hinterhalt. Die Bürgermeisterin von
Washington, D. C., Muriel Bowser, sagte: „Das waren gezielte Schüsse.“ Über das Motiv des
Täters ist noch nichts bekannt. 

Trump verschärft Asylpolitik

Trump sprach von einem „Terrorakt“: „Dieser abscheuliche Angriff war ein Akt des Bösen, ein Akt des Hasses
und ein Akt des Terrors.“ Den Vorfall nutzte der US-Präsident, um seine Asylpolitik weiter zu verschärfen. Er kündigte an, alle
Afghanen, die unter seinem
demokratischen Amtsvorgänger Joe Biden über dessen Aufnahmeprogramm für
afghanische Ortskräfte oder anderweitig in die USA eingewandert waren,
erneut überprüfen zu lassen. Zudem teilte die
US-Einwanderungsbehörde auf X mit,
die Bearbeitung aller Einwanderungsanträge afghanischer
Staatsangehöriger werde mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. US-Vizepräsident JD Vance kündigte auf X an, die „Anstrengungen zu verdoppeln, Leute ohne das Recht, in unserem Land
zu sein, zu deportieren“. Harte Migrationspolitik sei angebracht.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth kündigte an, die
Nationalgardisten in der Hauptstadt aufzustocken. Zu den stationierten
2.000 Nationalgardisten in Washington, D. C. sollen nach dem Vorfall
noch weitere 500 dazukommen. 

US-Regierung fordert Aussetzen von Richterentscheidung

Trump hatte im August die Entsendung
von mehr als 2.000 Nationalgardisten nach Washington, D. C. angeordnet
und dies damit begründet, die Hauptstadt bekomme die Kriminalität nicht
unter Kontrolle. Kriminalitätsstatistiken stützen diese Darstellung
nicht. Washington war juristisch gegen die Stationierung vorgegangen.
Eine Bundesrichterin hatte den Einsatz daraufhin für unrechtmäßig
erklärt und sein Ende angeordnet. Die Anordnung bleibt jedoch bis zum
11. Dezember außer Kraft, um der Trump-Regierung die Möglichkeit
einzuräumen, in Berufung zu gehen. Die Regierung forderte nun,
die Entscheidung der Bundesrichterin zur Stationierung der
Nationalgarde ganz auszusetzen.

Die Nationalgarden der
US-Bundesstaaten sind militärische Reserveeinheiten und Teil der
US-Streitkräfte. Sie stehen normalerweise unter der Kontrolle der
Bundesstaaten und kommen etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder
anderen Notlagen zum Einsatz. In bestimmten Situationen kann jedoch auch
der US-Präsident das Kommando übernehmen. Für den Hauptstadtbezirk
Washington, D. C. gelten dabei Sonderregeln.

USA

Mehr zum Thema

Washington, D. C.:
Was über die Schüsse auf Nationalgardisten in den USA bekannt ist