Wer in den letzten Jahren auf dem Essener Weihnachtsmarkt unterwegs war und mit Karte zahlen wollte, der hat diesen Satz bestimmt schon gehört: „Sorry, bei uns kannst du nur bar zahlen.“ Einige Händler lehnen Kartenzahlung vehement ab. Doch damit ist nun Schluss.

Seit der Eröffnung in diesem Jahr (2025) sind die Händler verpflichtet, die Kartenzahlungsmethode anzubieten. Für einige von ihnen ist das System noch sehr ungewohnt – das wird im Gespräch mit DER WESTEN deutlich.

Weihnachtsmarkt Essen mit Karten-Hammer

Noch schnell zur Bank laufen und Bargeld holen, um sich etwas auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen, ist jetzt nicht mehr nötig. Denn: Der Veranstalter des Essener Weihnachtsmarkts – die Essen Marketing GmbH (EMG) – hat entschieden, dass jeder Stand auch Kartenzahlung anbieten muss. „Das Angebot soll vorhanden sein, da immer mehr Menschen mit Karte zahlen wollen“, bestätigt der EMG-Pressesprecher gegenüber DER WESTEN.

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Für Martina Zimmer und ihr Team in der „Weihnachtsbäckerei“ war das eine große Veränderung. Seit über 53 Jahren backt der Familienbetrieb Spekulatiuskekse, Vanillekipferl, Spritzgebäck und viele weitere Kekssorten – inzwischen schon in dritter Generation. Bisher konnten Kunden hier nur bar zahlen – in diesem Jahr erstmals auch mit Karte.

Martina Zimmer (rechts) und Cousine Michaela Brackwehr (links) in der „Weihnachtsbäckerei“ Foto: Privat / DER WESTEN

„Es ist einmal darauf hingewiesen worden, schriftlich von der EMG, (…) dass es Pflicht ist, so ein Kartenlesegerät zu haben“, erklärt die Verkäuferin im Gespräch mit DER WESTEN. Beim Vorstellungsabend, kurz vor der Weihnachtsmarkt-Eröffnung, wurden die Händler dann über die neuen Regeln aufgeklärt. Daraufhin haben Martina und ihr Team ein eigenes Kartenlesegerät gekauft, welches sie in Zukunft jedes Jahr wiederverwenden können. Eine Wahl hatten sie nicht. „Die kontrollieren das sogar, ob wir die Kartenzahlung jetzt in diesem Jahr haben“, erzählt Zimmer.

Erst war sie ein wenig skeptisch, erzählt die 64-Jährige. „Aber ja, es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Die Kunden stehen vor der Theke und nicht alle haben eben Bargeld in der Tasche.“ Deswegen sei man als Verkäufer auch auf die Kartenzahlung angewiesen. Mit dem neuen Gerät kommen sie und ihr Team bisher gut zurecht. „Wir sind zufrieden“, macht Zimmer deutlich. Zwar würden die meisten Menschen bei ihr mit Bargeld zahlen, doch die Nachfrage nach Kartenzahlung steigt an.

Neue Bestell-Terminals für Kunden

Auch Oliver Müller, dem Betreiber der „X-Mas Lounge“, ist dies nicht entgangen. Seit der Eröffnung 2022 können Kunden auch hier mit Karte zahlen. „Das ist der Zeitgeist. Man sollte einfach erkennen, dass viele Menschen gar kein Bargeld mehr in der Tasche haben“, erklärt der Standbetreiber. In diesem Jahr gibt es für Kartenzahler deshalb eine weitere Möglichkeit: Zwei Bestell-Terminals, welche direkt vor der „X-Mas-Lounge“ und dazugehörigen Backstube zu finden sind. Auf zwei großen Bildschirmen können Kunden Bestellungen – also diverse Backwaren oder Heißgetränke – aufgeben und auf dem dazugehörigen Kartenlesegerät direkt bezahlen. „Man ist dann sofort in der Abholschlange dabei, so spart man sich eine Menge Zeit“, erklärt Müller.

Über diese Bestellterminals können Kunden problemlos ihre Bestellung aufgeben – und sofort bezahlen Foto: Privat / DER WESTEN

Neben den neuen Bestell-Terminals und der Kartenzahlung bieten er und sein Team aber auch noch Barzahlung an – und das soll sich in Zukunft auch nicht ändern. „Ich gehe davon aus, dass wir das nie abschaffen werden, weil der Deutsche einfach oft auch Bargeld in der Tasche hat, darum macht das ja keinen Sinn“, macht der 53-Jährige klar.

„Es ist halt immer problematisch“

Barzahlung – das ist auch noch ein Thema für Dirk M., der seit 17 Jahren schon beim Glühweinstand auf dem Kennedyplatz arbeitet. „Wir hatten immer schon Barzahlung“, erklärt der 45-Jährige im Gespräch mit unserer Reporterin. Kartenzahlung war bisher kein Thema, auch wenn einige Kunden danach fragten. „Wir haben hier eigentlich auf dem Platz so viele Geldautomaten, dass die eben rübergehen, Geld holen und dann zahlen.“

Damit ist jetzt Schluss. Schon bald soll auch hier Kartenzahlung angeboten werden – er und sein Team tüfteln nur noch an der technischen Umsetzung. Diese Umstellung sorgt für Chaos. „Es ist halt immer problematisch. Die Leute brauchen ja trotzdem Bargeld, wegen dem Pfand auf den Gläsern.“ Bei der Kartenzahlung bestehe das Problem, dass das Geld nicht mehr zurückgebucht werden kann. Wenn die Kunden mit Karte zahlen, müssen sie also den Pfand separat in bar zahlen. Ein ruckeliger Start, doch der Glühwein-Verkäufer bleibt optimistisch: „Ich denke, anfangs wird es ein kleines Durcheinander geben, aber ich glaube, das regelt sich alles.“

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Wer also zukünftig dem Essener Weihnachtsmarkt einen Besuch abstattet, kann den Schlenker zum Geldautomaten vorher weglassen. Kartenzahlung reicht völlig aus – außer, man möchte noch ein Heißgetränk trinken. Pfand und auch Trinkgeld sollten weiterhin in Bar einkalkuliert werden.