An allergischer Rhinitis (AR) leiden Schätzungen zufolge weltweit bis zu 30 % der Erwachsenen und bis zu 40 % der Kinder unter Heuschnupfen. Die nasale Obstruktion, Niesen, laufende Nase und Augenjucken beinträchtigen die Lebensqualität erheblich – unter anderem durch bedingte Schlafstörungen. Dazu kommen noch die damit assoziierten Komorbiditäten wie Asthma bronchiale.
Standardtherapien umfassen allgemeine Maßnahmen wie Allergenvermeidung, Pharmakotherapie mit Antihistaminika oder intranasalen Glukokortikoiden. In schweren Fällen werden auch langwierige Immuntherapien erforderlich. Trotz guter Wirksamkeit sind Nebenwirkungen wie Schleimhautreizungen, Müdigkeit oder lokale Atrophien häufig, und nicht alle Patienten sprechen zufriedenstellend auf die medikamentösen Therapien an. Daher wächst das Interesse an komplementären, nicht-pharmakologischen Behandlungsansätzen, die sowohl sicher als auch effektiv sind.
Photobiomodulation: Entzündungshemmung via Licht
Während pharmakologische Ansätze auf die Blockade spezifischer Rezeptoren oder Mediatoren abzielen, moduliert die Photobiomodulationstherapie (PBMT) zelluläre Entzündungsprozesse.
Im Gegensatz zu intranasalen Steroiden, die langfristig lokale Atrophien verursachen können, bietet die PBMT ein nicht-invasives und potenziell steroidfreies Therapiekonzept. Auch im Vergleich zu spezifischer Immuntherapie, die eine lange Behandlungsdauer und hohe Adhärenz erfordert, zeichnet sich PBMT durch kurze Behandlungszyklen und schnelle Symptomverbesserung aus.
PBMT nutzt kohärentes oder inkohärentes Licht im roten bis infraroten Spektrum, um zelluläre Stoffwechselprozesse zu modulieren. Durch die Absorption von Photonen in mitochondrialen Chromophoren, werden Adenosintriphosphat (ATP)-Produktion, Mikrozirkulation und entzündungshemmende Signalwege stimuliert.
Frühere experimentelle Arbeiten deuten darauf hin, dass PBMT die Aktivität proinflammatorischer Zytokine wie IL-4, IL-5 und IL-13 hemmen kann. Damit eröffnet sich ein potenzieller therapeutischer Ansatz für chronisch-entzündliche Erkrankungen der oberen Atemwege, einschließlich der allergischen Rhinitis.
Kontrollierte Studie mit PBMT bei Rhinitis
Eine brasilianische Studiengruppe hat jetzt untersucht, ob dieser Therapieansatz mit PBMT auch klinisch bei allergischer Rhinitis unter streng kontrollierten Bedingungen funktioniert.
In die Studie wurden 62 Patienten mit allergischer Rhinitis eingeschlossen. Sie erhielten über einen Zeitraum von vier Wochen insgesamt acht Sitzungen PBMT (zweimal wöchentlich).
Die Interventionsgruppe (n = 33) wurde mit intranasalem rotem und infrarotem Licht (6 J) sowie zusätzlichem externem Infrarotlicht (1 J) äußerlich auf der Nase bestrahlt. Die Kontrollgruppe (n = 29) wurde mit einem identischen, jedoch nicht lichtemittierendem Placebo-Gerät behandelt.
Zur objektiven und subjektiven Beurteilung der Therapieeffekte wurden vor und nach der Behandlung verschiedene Parameter erfasst:
- Maximaler inspiratorischer Nasenfluss
- Nasenobstruktionsskala
- Rhinitis Control Assessment Test (RCAT)
- Smell Identification Test (University of Pennsylvania)
Nasenobstruktion nimmt deutlich ab
Die PBMT führte zu einer signifikanten Verbesserung des nasalen Luftstroms (p
Keine signifikante Veränderung zeigte sich hingegen bei der Geruchsfunktion (p = 0,251), was nahelegt, dass die PBMT primär lokale antiinflammatorische und dekongestive Effekte entfaltet.
Nebenwirkungen wurden nicht berichtet, sodass die Intervention als gut verträglich und sicher eingestuft werden kann.
PBMT ergänzt Standardtherapie
Aufgrund der Ergebnisse könnte PBMT zukünftig als komplementäre Maßnahme in Kombination mit Antihistaminika oder intranasalen Kortikosteroiden eingesetzt werden. Dennoch sind größere, multizentrische Studien erforderlich, um langfristige Wirksamkeit, optimale Energiedosen und Behandlungsfrequenzen zu definieren, so die Autoren. Darüber hinaus sollten Biomarkerstudien untersuchen, welche immunologischen Signalwege durch PBMT moduliert werden.