Business-Service auch in EconomyLufthansa-Chef kündigt Verbesserungen in allen Klassen an
Jens Ritter kündigt mehr Essensvielfalt, WLAN und USB-Steckdosen an. (Foto: picture alliance/HMB Media/Joaquim Ferreira)TeilenFolgen auf:
Über die Jahre sind Kabine und Service bei der Lufthansa in den Hintergrund gerückt. Die Fluggesellschaft verliert deshalb ihren fünften Stern in einem internationalen Vergleich. Jetzt startet die Aufholjagd: Die Kranich-Airline will mit Neuerungen auftrumpfen.
Lufthansa investiert massiv in das Flugerlebnis an Bord – quer durch alle Klassen. „Wir statten alle Kurzstreckenflugzeuge mit Internet an Bord aus, wir bieten auf Kurz- und Langstrecke kostenloses Messaging über den Wolken“, kündigte Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe an. In Economy- und Business-Class würden zudem USB-Anschlüsse an jedem Sitzplatz installiert, ergänzt durch größere Handgepäckfächer, „damit mehr Platz entsteht für die Koffer in der Kabine“.
Das neue Catering – das Lufthansa gemeinsam mit Johann Lafer entwickelt hat – komme hervorragend an, bekomme Bestnoten, so Ritter. Auf der Langstrecke setzt der Konzern auf das neue Kabinenkonzept „Allegris“, das schrittweise ausgerollt wird. Dort, wo es bereits fliegt, gebe es „sehr positive Rückmeldungen von unseren Kunden“. Ritter fasste es so zusammen: „Sie lieben Allegris.“
Wer es sich leisten kann, fliegt in Lufthansas neuer „Allegris“-Kabine in der Business-Class mit höherem Komfort als in der Economy. (Foto: Lufthansa)
Bis Ende 2028 soll „Allegris“ in nahezu allen Langstreckenflugzeugen angekommen sein. „Auch der Airbus A380, der Ende des Jahrzehnts ausgemustert wird, erhält neue Business-Class Sitze, alle direkt vom Gang aus erreichbar.“ Parallel arbeite man am gesamten Bordprodukt: „Darüber hinaus planen wir einen komplett neuen Langstreckenservice mit neuem Menü, neuem Geschirr, neuen Decken und Kissen in allen Klassen.“
Lufthansa: Gäste wichtiger als Ranking
Diese Modernisierung ist für Lufthansa auch ein Schritt, die frühere Spitzenposition im globalen Wettbewerb zurückzuerobern. Seit Mai 2022 trägt die Airline nur noch vier statt fünf Skytrax-Sterne. Ritter betonte aber, dass interne Maßstäbe wichtiger seien als externe Auszeichnungen. „Wichtig ist für uns, dass unsere Gäste zufrieden sind. Das steht im Fokus“, sagte er. Beim Service und bei der Qualität habe man „enorme Fortschritte gemacht“. Ob die Verbesserungen reichen, bleibt offen: „Ob es dann irgendwann wieder zu einem fünften Stern reicht, wird man sehen.“
Auch am Boden zeigt die Airline Veränderungen. Laut Ritter geht digitales Einchecken und Kofferabgeben „einfacher und schneller“, 90 Prozent der Economy-Passagiere und etwa die Hälfte in der Business-Class nutzten die digitalen Prozesse bereits. Zudem erneuere Lufthansa die Lounges. Die Abläufe an den Sicherheitskontrollen in Frankfurt und München seien deutlich schneller geworden: „Dank neuester Technik gibt es an unseren beiden Drehkreuzen kaum noch Wartezeiten.“
Ob Passagiere weiterhin zwei bis drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein sollten, ließ Ritter hingegen offen. „Das ist pauschal schwer zu sagen“, sagte er. Faktoren wie Reiseziel, Tageszeit und Ferienbeginn spielten eine Rolle. Grundsätzlich sei es „für den entspannten Reisestart kein Fehler“, rechtzeitig am Flughafen zu sein. Gleichzeitig ermögliche die verbesserte Infrastruktur, dass viele Kunden wieder „mit etwas weniger Zeit zwischen Ankunft am Flughafen und Boarding planen“.
Mit Blick auf den Wettbewerb zeigt sich Ritter kämpferisch. „‚Allegris‘ ist ein absolutes Top-Produkt“, sagte er. Gemeinsam mit dem Service der Crews biete Lufthansa „in Europa das beste Produkt“ und müsse sich „vor niemandem verstecken“. Die Kritik, Lufthansa gehöre international nicht zu den Innovationsführern, wies der Lufthansa-Airlines-Chef zurück: „Mit ‚Allegris‘ setzen wir weltweit Maßstäbe. Das hat keine andere Airline.“
Die Nachfrage nach hochwertigen Reiseklassen sei ungebrochen. „Unsere First, Business und Premium-Economy sind fast immer ausgebucht.“ Doch auch in der Economy arbeite man an Verbesserungen. Passagiere hätten dort „jetzt schon die Möglichkeit aus zwei unterschiedlichen Essen zu wählen, bald sollen es auf vielen Strecken drei sein.“ Zudem plane man, „Servicebestandteile aus den höheren Klassen auch in der Economy einzuführen“.