Wie wirkt sich die Absage der großen Silvesterparty am Schlossplatz auf die Clubnacht in hiesigen Partylocations aus? Stuttgarter Clubbetreiber und Veranstalter äußern sich.
Die große, öffentliche Silvesterparty mit Musikprogramm und Lichtershow auf dem Stuttgarter Schlossplatz ist seit 2019 ein fester Bestandteil des Jahreswechsels in Stuttgart. In diesem Jahr fällt dieser weg. Angesichts der Haushaltslage mit einem prognostizierten Minus von bis zu 890 Millionen Euro hat sich die Mehrheit im Stuttgarter Gemeinderat gegen die Feierlichkeiten ausgesprochen. Die Stadt hatte die Party in der Folge absagen müssen.
Oberbürgermeister Frank Nopper hatte sich zuvor für eine Wiederauflage der Feier ausgesprochen. Auch aus Sicherheitsgründen sei diese notwendig. Zum Jahreswechsel gilt in der Innenstadt ein Böllerverbot. Die Polizei zeigt sich besorgt und befürchtet ohne Feier Angriffe mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Feiernde, wie es sie vor 2019 gegeben hatte. Dennoch bleibt es bei der Absage.
Einsatzkräfte der Polizei in der Silvesternacht 2023 am Schlossplatz. (Archivbild) Foto: Christoph Schmidt/dpa
Wie blicken Stuttgarter Clubs, die sich, nicht weit entfernt vom Schlossplatz, in der Innenstadt befinden, auf die Situation? Beeinflusst die abgesagte Party die Clubnächte in den verschiedenen Locations?
Queere Silvesterparty in der Lerche 22 – Sorge um Community
Mit der Poleposition am Schlossplatz könnte der neue Club Lerche 22 eine der ersten Anlaufstellen für das Partyvolk – auch von außerhalb – werden, das an Silvester auf der Suche nach einer Feierlocation in der Innenstadt unterwegs ist. Doch in der Lerche steigt in diesem Jahr eine besondere Silvesterparty: Die Macher des ehemaligen Studio Gaga haben dort ein Zuhause für ihre „größte queere Silvesterparty Süddeutschlands“ gefunden. Ab 23 Uhr heizen DJs wie Kalidon, DJ Totti und DJ Nightdrop, die auch schon in der ehemaligen Location im Hotel am Schlossgarten dabei waren, der Menge ein.
„Unsere Erwartungen wurden schon einen Monat vor der Party übertroffen“, sagt Studio Gaga- und Monroes-Betreiber Nikos Likopoulos, der die Silvesterparty mit seinem Team in der Lerche veranstaltet. Der Vorverkauf laufe sehr gut an, vor allem ein jüngeres Publikum könne die Party kaum abwarten. Dabei handelt es sich vor allem um Gäste aus der queeren Community.
Feiernde im Club Lerche 22 am Schlossplatz. Foto: Lea Jansky/StZN
Auf den Silvesterabend selbst blickt Likopoulos zum Teil mit Sorge. „Wir arbeiten kaum mit Laufpublikum. Auf unserer Party wollen wir keine Schaulustigen, denn sie ist ein Safe Space für die queere Community, die auch unsere Hauptzielgruppe ist“, so der Clubbetreiber. „Wir wollen nicht, dass Mitglieder unserer Community an diesem Abend angegangen werden.“
Geschultes Sicherheitspersonal an der Tür
Entsprechend kommt am Silvesterabend geschultes Sicherheitspersonal, das seit vielen Jahren im Café Monroes und dem Studio Gaga tätig ist, zum Einsatz. „Die Türsteher sind sensibilisiert und achten darauf, ob jemand auf die Party passt oder nicht.“
Bei der vergangenen Silvesterparty im Studio Gaga in der alten Location in der Königstraße habe das gut funktioniert. Likopoulos hofft, das auch die Party in der Lerche 22 ein solcher Erfolg wird – ohne Zwischenfälle.
Wonders Club: Laufpublikum könnte ausbleiben
Auch Sascha Schüler vom Wonders Club in der Friedrichstraße kommt beim Thema Silvesterparty auf das Laufpublikum zu sprechen – allerdings aus einem anderen Blickwinkel: Schüler sieht es kritisch, dass die Party am Schlossplatz abgesagt wurde. „In den letzten Jahren hatten wir immer sehr guten Zulauf an Silvester“, so der Clubbetreiber. „Wenn die Stadt belebt ist, kommt natürlich zusätzliche Laufkundschaft, die den Abend im Club ausklingen lässt. Wenn solche Feste in der Innenstadt wegfallen, ist das für den Clubbetrieb nicht sehr förderlich. Es könnten dieses Jahr dadurch etwas weniger Gäste kommen.“
Schüler wünscht sich, dass die Party am Schlossplatz künftig wieder stattfinden kann. Dennoch blickt er optimistisch auf die Silvesternacht. „Wir rechnen damit, dass wir gut besucht sein werden.“ Ab 21 Uhr können Gäste im Wonders auf mehreren Floors zu HipHop, Afro und Mixed Music feiern.
Clubbetreiber Oksaz: „Feiernde am Schlossplatz sind keine Clubgänger“
Während der Wonders-Betreiber durch die abgesagte Feier am Schlossplatz mit weniger Gästen rechnet, sieht Yusuf Oksaz, Betreiber mehrerer Clubs und Bars in Stuttgart die Lage entspannter. „Ob die Party auf dem Schlossplatz stattfindet oder nicht, ist für uns nicht relevant“, so Oksaz. „Wir haben unsere Stammgäste.“ Die Gäste, die eigentlich die Party am Schlossplatz besucht hätten, seien ohnehin keine Clubgänger und kämen nicht in Läden wie das Romy S. oder das Dilayla, so Oksaz.
Was die Gästeanzahl bei der geplanten Silvesterparty in Kooperation mit dem City Department im Romy S. angeht, zeigt sich der Clubbetreiber optimistisch. „Der Vorverkauf sieht ganz gut aus.“ Ab 23 Uhr können Gäste sich im Romy S. zu HipHop-Beats für das neue Jahr warmtanzen.
Schankstelle setzt auf Stammgäste statt Laufpublikum
Auch in der Schankstelle nahe des Stuttgarter Hauptbahnhofs blickt man gelassen auf die Silvesternacht. „Ob eine Silvesterparty am Schlossplatz stattfindet oder nicht, hat keine Auswirkungen auf unsere Clubnacht“, sagt Geschäftsführer Sidney Blum. Mit der ersten Silvesterparty auf dem Schlossplatz zum Jahreswechsel 2019/2020 habe man keine Schwankungen im Publikumsverkehr im Vergleich zu den Vorjahren ohne öffentliche Party feststellen können. Das werde sich sicherlich auch in diesem Jahr nicht ändern, so Blum.
In dem Club in der Jägerstraße feiern Gäste zu HipHop, House und Mixed Music ins neue Jahr 2026. Darunter seien jedoch vor allem Stammgäste, erklärt der Clubbetreiber. „Viele Menschen, die beispielsweise von weiter außerhalb für Silvester nach Stuttgart kommen, kennen unseren Club gar nicht. Wir blicken gelassen auf den Abend und freuen uns auf einen tollen Jahresabschluss.“