
In Östersund starten die Biathleten am Wochenende in die Olympiasaison. Nach dem Sieg im Gesamtweltcup vergangenen Winter liegt vor allem bei Franziska Preuß der Fokus auf olympischem Edelmetall.
Am Wochenende starten die Biathleten in die Olympiasaison. Gut acht Monate nach dem dramatischen Saisonabschluss in Oslo werden die Uhren wieder auf null gestellt. Franziska Preuß hat sich mit dem Gewinn des Gesamtweltcups im letzten Rennen des vergangenen Winters ihren größten sportlichen Traum erfüllt. Trotzdem startet sie noch einmal voll motiviert in die neue Saison, denn im Februar geht es in Antholz um olympisches Edelmetall: „Olympia war die Motivation, noch mal weiterzumachen.“
Druck verspürt Preuß aber keinesfalls: „Ich bin glücklich mit dem, was ich schon erreicht habe. Alles, was dieses Jahr noch kommt, ist für mich definitiv Zugabe.“
Preuß wieder Top-Favoritin im Weltcup
Felix Bitterling, der Sportdirektor des Deutschen Skiverband (DSV), rechnet damit, dass Preuß trotz der neuen Gelassenheit wieder zu den absoluten Top-Athletinnen im kommenden Winter zählen wird: „Ich traue ihr alles zu. Sofern es da nicht wieder irgendeinen blöden Unfall oder ähnliches gibt, sieht es gut aus. Franzi gehört zu einer Handvoll internationaler Athletinnen, die es zu schlagen gilt.“
Er schiebt aber gleich hinterher, dass der Fokus für Preuß klar auf Olympia liegt, denn Gesamtweltcupsiegerin kann sie sich ja bereits nennen. Die 31-Jährige ist aber bei weitem nicht die einzige Hoffnungsträgerin im deutschen Team.
Starkes Frauen-Team
Auch Selina Grotian, immerhin Neunte im Gesamtweltcup 2024/25, kann im Weltcup ganz vorne mitmischen. „Sofern sie gesund bleibt und ihre Sachen weiterhin macht, dann wird sie mit Sicherheit eine von den Frauen sein, die in Zukunft die Weltspitze mitbestimmen“, erklärt Bitterling.
Auch Top-Talent Julia Tannheimer ist jederzeit für eine Überraschung gut, hauptsächlich gilt es für die 20-Jährige aber erstmal, möglichst viel Weltcup-Erfahrung zu sammeln.
Die bringt Vanessa Voigt bereits mit. Sportdirektor Bitterling glaubt, dass sie noch ein bisschen Zeit braucht, um wieder in absoluter Top-Form zu sein, aber „gerade mit Blick auf Olympia wird mit ihr absolut zu rechnen sein. Und wenn sie körperlich stabil bleibt, wird man noch das eine oder andere Top-Resultat in diesem Winter sehen.“
Furioses Baby-Comeback?
Für die wohl größte Überraschung im Frauen-Team sorgt aktuell Janina Hettich-Walz, die sich bereits eindrücklich aus der Babypause zurückgemeldet hat. Bei den deutschen Meisterschaften sicherte sie sich die Titel im verkürzten Einzel und Sprint. Auch bei den internationalen Rennen im schwedischen Idre Fjäll überzeugte sie und wurde somit direkt wieder für den Weltcup nominiert.
„Was Janina seit ihrer Rückkehr gemacht hat, da reicht es eigentlich gar nicht, einen Hut zu ziehen. Es ist fantastisch, es gibt kein anderes Wort dafür. Sie ist eine Mutter, für die es natürlich schwer ist, ihre Kleine ein paar Wochen zu Hause zu lassen. Es ist sehr beeindruckend, wie sie das organisiert“, schwärmt Bitterling von Hettich-Walz und ergänzt: „Ich habe das Gefühl, dass Janina noch mal einen Riesenschritt nach vorne gemacht hat. Mit ihr wird schwer zu rechnen sein.“
Große Fragezeichen bei den Biathleten
Bei den Männern gab es nach der vergangenen Saison viel aufzuarbeiten. Abgesehen von WM-Bronze mit der Staffel gab es nicht viel zu jubeln für die DSV-Athleten. Bester Deutscher in der Weltcupwertung war Philipp Nawrath auf Platz 14. „Die Gesamtleistung der Männer-Mannschaft wurde in den allermeisten Fällen unseren Erwartungen und auch der der Athleten selbst nicht gerecht“, blickt Bitterling zurück.
Mit Justus Strelow, Philipp Nawrath, Lucas Fratzscher, Simon Kaiser, Philipp Horn und Danilo Riethmüller startet der DSV in den Olympia-Winter und hofft vor allem auf Patzer der Konkurrenz für Top-Platzierungen: „Wir wissen, dass die Dichte von absoluten Topathleten bei Norwegen und Frankreich höher ist, dass wir uns gesamtheitlich da schwer tun werden. Wir wollen aber gute Leistungen anbieten und unsere Chance nutzen, wenn die Topfavoriten mal nicht so einen guten Tag haben. Und wenn man diese nutzt, dann kann man eine richtig gute Saison haben.“
Mit Mentaltrainer zurück an die Spitze?
Vor allem am Schießstand hatte das deutsche Team vergangene Saison Probleme. Darauf hat der Verband reagiert: Bundestrainer Tobias Reiter geht erstmals mit der Unterstützung eines Mentaltrainers in den Weltcup-Winter. „Das ist gut angenommen worden“, erklärte Bitterling. Schießen sei ein „sehr, sehr mentales Thema“, so Bitterling weiter: „Die Jungs haben das Schießen nicht verlernt.“
Das können sie ab Samstag (ab 16.55 Uhr live in der ARD) beim Weltcup-Auftakt in Östersund gleich unter Beweis stellen. Die Zielsetzung für Sportdirektor Bitterling: „Für uns ist erst mal wichtig jetzt, dass wir gut reinstarten. Wenn wir es uns aussuchen könnten, dann würden wir einen soliden Start hinlegen und dann stetig besser werden.“ In Top-Form sind die deutschen Biathleten dann im Idealfall im Februar bei den Olympischen Spielen in Antholz.