CD Cover: Kraftklub, "Sterben in Karl-Marx-Stadt"

AUDIO: Neues Album: „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ von Kraftklub (5 Min)

Stand: 28.11.2025 08:43 Uhr

Mit „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ veröffentlicht Kraftklub ihr musikalisch abwechslungsreichstes Album. Auf diesem nehmen sie den Tod mit Humor – inspiriert haben sie dazu auch die mexikanischen Paraden zum Tag der Toten.

von Mathias Mauersberger

„Auf einem weißen Shirt bist du ein kleiner Fleck. Die Winzigkeit, die stört. Ein Kuckucksei im Nest,“ singt Felix Kummer im Song „Schief in jedem Chor“ von Kraftklub. Eine Hommage an Außenseiter und Einzelkämpfer, die autobiografische Züge zu tragen scheint. Die fünf Musiker gehören ja selbst zu einer Minderheit: Sie stammen aus Chemnitz, einer Stadt die lange als Teil der tiefsten ostdeutschen Provinz wahrgenommen wurde.

„Wir sind mehr“ wird zum politischen Hashtag

Kraftklub gilt als ostdeutsche Rockband der neuen Generation: Jung, musikalisch am angloamerikanischen Indie-Rock geschult. Sie sind selbstironisch und politisch klar links positioniert. Unter dem Motto „Wir sind mehr“ setzten Felix Kummer und Mitstreiter 2018 ein fulminantes Zeichen gegen rechts. Ein Motto, das bis heute als politischer Hashtag gebraucht wird. Sieben Jahre später ist Chemnitz zwar europäische Kulturhauptstadt. Aber die AfD erreicht in Sachsen Rekord-Umfragewerte.

Kraftklub beim Tag der Toten in Mexiko

Kraftklub reagieren mit einem ungewohnt melancholischen Album. Die Band präsentiert zwar noch den ein oder anderen politischen Song, wie „So rechts“, über radikalisierte Promi-Boomer. Als roter Faden zieht sich aber ein anderes Thema durch die Songtexte. Vor zwei Jahren haben Kraftklub mehrere Konzerte in Mexiko gespielt. Die Musiker erlebten die Feiern zum „Día de los Muertos“ mit; dem „Tag der Toten“, an dem traditionell mit bunten Straßenparaden der Verstorbenen gedacht wird.

Dies inspirierte Sänger Felix Kummer dazu, sich mit dem Thema Sterben auseinander zu setzen, erklärt er im Kraftklub-Podcast „Radio mit K“. „Mich hat das schon beeindruckt. Dieses Zelebrieren von Toten. Dass man quasi einen Tag hat, wo man so bewusst daran denkt. Das steht schon ein bisschen im Gegensatz zu unserer Kultur. Wir sind schon sehr verhärmt. Es ist auch ein sehr Tabu-besetztes Thema. Man spricht da wenig drüber.“

Den Tod mit Humor nehmen

Das fünfte Kraftklub-Album „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ handelt von Tod und Vergänglichkeit. Im Song „All die schönen Worte“ zählt Kummer nüchtern verschiedene Arten zu sterben auf: Flugzeugabsturz, Hai-Angriff. Er beschreibt die eigene Beerdigung und appelliert an die Trauergäste: „Wegen mir müsst ihr nicht traurig sein. Wenn ich tot bin, fang ich wieder an mit rauchen.“ Den Tod mit Humor nehmen, Kraftklub machen’s vor.

Das Ende gehört zum Leben dazu: So könnte eine Botschaft dieses Albums lauten. Egal, ob es um eine rauschende Partynacht geht oder um ein Symbol des US-amerikanischen Kapitalismus. Im Song „Marlboro Mann“ scheint sich das lyrische Ich der berühmten Werbefigur der amerikanischen Zigarettenmarke durch die deutsche Vorstadt-Tristesse zu schleppen. Der virile Cowboy, gestrandet in Chemnitz?

Abwechslungsreiches Album mit Nina Chuba und Deichkind

Kraftklub sind eben doch noch politisch. In einer Zeit fehlender Gewissheiten helfen Parolen aber nicht weiter. Kraftklub wenden sich ewigen Themen zu. Mit „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ veröffentlicht die Band ihr musikalisch abwechslungsreichstes Album. Die Feature-Gäste Nina Chuba und Deichkind lassen erahnen, wo es für Chemnitzer demnächst hingeht: in die großen Stadien. Viele Konzerte der kommenden Tour sind längst ausverkauft.

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CD Cover: Kraftklub, "Sterben in Karl-Marx-Stadt"

Sterben in Karl-Marx-Stadt

Kraftklub

Genre:
Rock
Zusatzinfo:
mit Nina Chuba und Deichkind
Label:
Universal Music GmbH
Veröffentlichung:
28.11.2025