Tagebau Garzweiler II

RWE verkauft Häuser in geretteten Braunkohle-Dörfern

28.11.2025 – 11:25 UhrLesedauer: 3 Min.

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Das Dorf Keyenberg am Braunkohlentagebaugebiet Garzweiler II (Archivbild): Es ist eines der geretteten Dörfer am Tagebau. (Quelle: IMAGO/Jochen Tack)

Am Freitag beginnt der Verkauf in den ehemaligen Garzweiler II-Dörfern. Nur ein ehemaliger Eigentümer hat bisher von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. So viel kosten sie.

Der Energiekonzern RWE verkauft ab Freitag (28. November) Häuser in den geretteten Dörfern des Garzweiler II-Tagebaus, die nicht abgebaggert werden. Laut WDR zählen dazu Keyenberg, Ober- und Unterwestrich, Kuckum sowie Berverath. Zunächst würden dort 25 Objekte über die bekannten Online-Immobilienportale angeboten werden – 2026 sollen etwa 500 Objekte in den Dörfern verkauft werden. Sie liegen etwa eine halbe Stunde von Aachen entfernt.

Die ehemaligen Eigentümer der Häuser hatten ein Vorkaufsrecht. Wie der WDR berichtet, hat laut Ministerium bislang kaum jemand davon Gebrauch gemacht: Erst ein Haus sei an seinen ehemaligen Besitzer verkauft worden. Mit weiteren Ehemaligen würden derzeit Gespräche geführt. Das hohe Preisschild der Häuser schrecke aber viele ehemalige Bewohner ab, so der WDR.

Auf der Plattform „Immobilienscout24“ werden die meisten der Häuser in Keyenberg angeboten. Am teuersten ist hier ein modernes Einfamilienhaus mit 158 Quadratmetern Wohnfläche und 1.760 Quadratmetern Grundstücksfläche für 355.000 Euro.

Die Preise für weitere Einfamilienhäuser in Keyenberg liegen zwischen 195.000 und 280.000 Euro, 100 bis 220 Quadratmetern Wohnfläche und bis zu etwa 1.000 Quadratmeter Grundstücksfläche. Zudem gibt es in Keyenberg Doppelhaushälften zu erwerben. Diese kosten zwischen 97.000 und 120.000 Euro, bei rund 100 Quadratmetern Wohnfläche.

In Berverath werden zwei Häuser angeboten: Ein Einfamilienhaus mit 232 Quadratmetern Wohnfläche und 732 Quadratmetern Grundstücksfläche gibt es für 350.000 Euro und einen frei stehenden Bungalow mit 71 Quadratmetern Wohn-sowie 767 Quadratmetern Grundstücksfläche für 145.000 Euro.

Die teuersten zwei Einfamilienhäuser in Kuckum kosten 370.000 Euro, bei 176 Quadratmetern Wohnfläche und 1.353 Grundstücksfläche bzw. 199 Quadratmetern Wohn- und 894 Quadratmetern Grundstücksfläche. Weitere Einfamilienhäuser gibt es hier für einen Preis zwischen 190.000 und 328.000 Euro, bei 140 bis 198 Quadratmetern Wohnfläche und bis zu 900 Quadratmetern Grundstücksfläche.

In Unterwestrich wird bislang nur eine Immobilie angeboten: Ein Mehrfamilienhaus für fünf Parteien und insgesamt 394 Quadratmetern Wohnfläche sowie 804 Grundstücksfläche kostet 420.000 Euro. Wichtig ist zu beachten, dass einige der Häuser, besonders die günstigeren, sanierungsbedürftig sind und somit weitere Kosten anfallen können.

Für die Entwicklung der verlassenen Dörfer am Tagebau ist die Stadt Erkelenz verantwortlich. Rund 15 Millionen Euro stehen zur Verbesserung der Infrastruktur zur Verfügung – unter anderem Kanäle und Straßen sind sanierungsbedürftig.

Der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel sprach gegenüber dem WDR davon, dass der Verkauf der Häuser ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Dörfer sei. Diese werden künftig am Garzweiler See liegen, der im Tagebau entstehen soll. RWE will ab 2036 den Tagebau mit Wasser aus dem Rhein fluten, frühestens 2070 soll der See komplett gefüllt sein. Dort sollen Restaurants, Cafés und weitere touristische Attraktionen wie Bootfahren entstehen. Mit einer Größe von 3.000 Fußballfeldern wäre er einer der größten Seen in Deutschland.

Deutliche Kritik daran gibt es vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Rheinwasser sei durch Industrie, Landwirtschaft und Haushalte mit Arzneimittelrückständen, Mikroplastik und dem krebserregenden Stoff PFAS belastet. Der BUND, der Erftverband und die Stadt Mönchengladbach fordern eine Filterung des Wassers durch RWE – der Konzern hingegen bewertet die Qualität des Wassers als ausreichend und begründet das mit einem Gutachten.