
AUDIO: „Porneia“: Komödie mit Tiefgang und gehaltvoller Botschaft (4 Min)
Stand: 28.11.2025 17:07 Uhr
Am 27. November war Uraufführung von „Porneia“ am Hamburger Thalia Theater in der Gaußstraße. Das Stück verwandelt die antike Komödie „Lysistrata“ über Frauen, die den Männern Sex verweigern, weil sie Krieg führen, in ein feministisches Pop-Event mit Tiefgang.
Diese Göttinnen muss man einfach gern haben – Athene, Demeter, Aphrodite im grellen Outfit wie aus einer Liveshow von Pop-Diva Lady Gaga: Üppige Frisuren, spitze Bustiers, fließende Stoffe, breites Zahnpasta-Lachen.
„Man“ muss sie gernhaben? Das Wort „Mann“ ist hier eigentlich tabu. Denn das Stück zeigt eine Welt der Frauen. Wir sind auf dem Olymp, dem Berg der Göttinnen. Zwei Freundinnen, Melli und Tricia, sind hier wie durch Zufall hergeraten.
Es muss was Großes passieren! Nieder mit dem Patriarchat!
Bühnenzitat
Feministinnen treffen auf Göttinen
Melli forscht über Femizide – also dem Mord an Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Tricia kämpft gegen frauenfeindlichen Online-Hass. Hier oben, in der kunterbunten Himmelssphäre stehen die beiden Feministinnen vor drei Göttinnen, die ihren Sinn im Leben verloren haben. Ihre Kerle, Zeus und Co., sind nicht zu sehen.
Ich – ich will geliebt und begehrt werden, ich spür hier diese Glut.
Das kenn ich!
Ich glaube, das sind die Wechseljahre.
Zeit für einen Wechsel! Mach mal schöne Musik bitte!
No
Doch!
No.
Du machst jetzt schöne Musik!Bühnenzitat
Grelle Komödie am Rand zur Überdrehtheit

Regie für die Inszenierung „Porneia“ führte Isabelle Redfern.
Wunderbar vor allem Oda Thormeyer als Göttin der Fruchtbarkeit Demeter, die von den beiden Menschen unbedingt wissen will, wie sie so sind, die Männer. Sie hat das Hausfrauen-Dasein satt, sie braucht Sex. Athene stiftet eher Unfrieden, und der Göttin der Liebe, Aphrodite, kommt der Dauer-Sex aus den Ohren raus. Was tun?
„Porneia“ ist eine grelle Komödie, immer am Rand zur Überdrehtheit. An Männern wird hier kein gutes Haar gelassen. Einer ist auch da oben, Enrico: in einer etwas verkrampften Publikumsperformance versucht er, den männlichen Teil des Publikums umzuerziehen – toll, wie sich Jannik Hinsch buchstäblich zum „Horst“ macht.
Gemeinsam für eine neue Männlichkeit!
Bühnenzitat
Männer werden „umprogrammiert“
Dem Publikum gefällt das: „Die Themen, die sie da verarbeitet haben, besprochen haben, sind alle aktuell. Das ist alles leider jeden Tag Thema“, sagt eine Besucherin. Und hier liegt das Problem: Bei dem Thema Femizide gibt es überhaupt nichts zu lachen. Das Lachen bleibt einem manchmal im Hals stecken. Die düsteren Fakten: Die Zahl getöteter Frauen nimmt zu, der Hass auf Frauen wächst. Was die drei Göttinnen und die beiden Aktivistinnen veranlasst, sich zusammenzuschließen, um „Mann“ mit Liebe umzuprogrammieren.
„Es sind schwierige Themen, die wir alle kennen, aber so dargestellt, dass man sie mit Freude wahrnehmen kann – und das ist die Kunst vom Theater“, so eine Zuschauerin nach der Aufführung. Und ein anderer Besucher meint: „Wenn man nur mit Vorwürfen arbeitet, kommt man schwerer zum Publikum durch als mit Humor und mit Musik.“
Fordernd, aber gehaltvoll
Regisseurin Isabelle Redfern gelingt es, mit einer Komödie einen Treffer mit Tiefgang zu landen.
Wir müssen das Gleichgewicht wieder herstellen, ein Gleichgewicht, das ihr verbockt habt!
Wir?
Ja.Bühnenzitat
Klar, der Musicalschluss, die allumfassende Liebesbotschaft und natürlich dieses sehr große Sendungsbewusstsein sind anstrengend. Trotzdem, das Stück „Porneia“ geschrieben von Golda Barton – wohl ein Pseudonym, hinter dem die Regisseurin selbst stecken könnte – macht etwas Ähnliches wie das antike Vorbild „Lysistrata“. Darin verweigern die Frauen den Männern den Sex, solange sie Krieg führen. Und hier?: Überwältigen die Frauen die Männer mit einer wissenden Umarmung. Als wollten sie sagen: „Ohne euch geht es nicht. Aber hört auf, die Welt kaputt zu machen“. Diese Message hat Gehalt.

„Porneia“: Komödie mit Tiefgang und gehaltvoller Botschaft
Die Uraufführung war Donnerstagabend am Thalia Theater in Hamburg. Ein Stück über eine Verschwörung der Frauen, frei nach der antiken Komödie „Lysistrata“.
- Datum:
- 27.11.2025, 20:00 Uhr
- Ende:
- 10.01.2026
- Ort:
-
Thalia Gaußstraße
Gaußstraße 190
22765
Hamburg
- Hinweis zum Termin:
- Weitere Termine sind in Planung
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