Mannheim – „Zukunft wird mit uns gemacht.“ Mit diesem Kampf-Slogan sind die Jusos in ihren Bundeskongress gestartet – und die jungen Genossen ließen am Freitagabend in Mannheim keinen Zweifel daran: Die SPD muss nach links.

Juso-Chef Philipp Türmer (29) holte gleich zum Rundumschlag gegen „Rechtsruck“ und gesellschaftliche Spaltung aus: „Linke Bewegungen konkurrieren nicht miteinander, sondern sie haben einen gemeinsamen Auftrag, den sie erfüllen müssen: diesen Rechtsruck besiegen.“ Tosender, lang anhaltender Applaus.

Bundesvorsitzender Philipp Türmer heizte mit einer „ketzerischen Begrüßung“ kräftig ein

Bundesvorsitzender Philipp Türmer heizte mit einer „ketzerischen Begrüßung“ kräftig ein

Foto: Harald Tittel/dpa

Türmer legte nach und machte klar, wer endlich zahlen muss: die „Reichen“. „Unsere Rente ist doch nur bedroht, weil sich einige eine Premium-Mitgliedschaft leisten, keinen Cent beitragen von ihrem enormen Kapitalvermögen.“ Er würde doch nicht seiner Oma hinterherrennen, um ihr „die Cents aus dem Portemonnaie zu klauen“.

Die Botschaft: mehr Mut, mehr Haltung, mehr Linksruck. Türmer: „Das ist der Auftrag, den wir der SPD klipp und klar ins Stammbuch schreiben!“ Das Rezept der Jusos: Solidarität – und ordentlich Krawall.

Mehr zum ThemaJusos sehen bei sich Kanzler-Potenzial

Türmer wurde mit 66,7 Prozent als Juso-Chef wiedergewählt: Er war der einzige Kandidat für den Posten. Vor zwei Jahren erhielt er nur 54 Prozent.

Nicht nur ihm trauen die Jusos zu, eines Tages Kanzler zu werden! „Alle, die dieses Wochenende in den Bundesvorstand gewählt werden, haben Kanzler-Format“, sagte Daniel Krusic (27), Landesvorsitzender der Jusos Baden-Württemberg.

Beleg dafür: Beim letzten Bundeskongress in Baden-Württemberg 1987 wurde nämlich der spätere Kanzler Olaf Scholz (heute 67) zum Juso-Bundesvize gewählt.

SPD auf dem falschen Weg?

Dass die Mutterpartei gerade schlingert, darin herrschte auf dem Kongress große Einigkeit. Krusic glaubte zu wissen, warum. Er forderte: „Wir müssen die SPD wieder auf links drehen.“

Ähnlich Klara Scheffler (26), Vorsitzende der Jusos Mannheim: „Die Lebensrealitäten der Menschen müssen der Maßstab sein.“ Die SPD sei immer dann stark, wenn sie „nah am Volk“ sei. Die Jusos machen sich also schon auf die Landtagswahlen in mehreren Bundesländern nächstes Jahr bereit.

Kurioses vom ersten Tag

▶︎ Es herrscht striktes Alkoholverbot in der Tagungshalle. Kein Bier für die Jung-Genossen der einstigen Arbeiterpartei! Offenbar soll erst später gesellig getrunken werden, denn Türmer sagte: „Vielleicht etwas verkatert, aber mit ganz viel Energie werden wir am Sonntag nach Hause fahren.“

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▶︎ Die Delegierten müssen ihre Pronomen (sie/ihr, er/ihm, they/them) in der Rednerliste angeben. Debatten werden nach einer männlichen Rede abgebrochen, wenn sich keine Frau oder non-binäre Person auf die Liste setzt. Ist auch so passiert.

BILD fragte nach, ob Männer ihre Geschlechtsidentität spontan ändern können, um mitreden zu dürfen. Antwort: Das geht nicht.

▶︎ Krusic versteckte Nervennahrung unter den Stühlen der Delegierten – jeder fand eine Schokoladen-Maultasche vor.

▶︎ Der jüngste Delegierte ist gerade mal 15 Jahre alt und kommt aus Berlin.

▶︎ Parallel gibt die Schweizer Band „Fäaschtbänkler“ im unteren Stockwerk ein Konzert. An den Eingängen und auf den Toiletten mischen sich Leute in Dirndl und Lederhose unter die Jusos.