Winzige Häuser, große Nachfrage

Früher Armenviertel: Heute ist „Klein Mexiko“ gefragt

Aktualisiert am 29.11.2025 – 04:03 UhrLesedauer: 2 Min.

Klein, aber fein: Die Häuser in "Klein Mexiko" sind äußerst beliebt, dabei sind sie meist nicht größer als 60 Quadratmeter.Vergrößern des Bildes

Klein, aber fein: Die Häuser in „Klein Mexiko“ sind äußerst beliebt, dabei sind sie meist nicht größer als 60 Quadratmeter. (Quelle: Steffen Koller)

Früher zwängten sich bis zu 15 Menschen in die kleinen Häuser, der Stadtteil galt als Armenviertel. Jahrzehnte später ist vieles anders. Vor allem die Preise.

Früher spärlich ausgestattet und als Wohnort der Verstoßenen geächtet, erlebt das Viertel „Klein Mexiko“ in Bremen seit Jahren einen wahren Boom. 1926 erbaut, mussten sich bis zu 15 Personen in die kleinen Häuser zwängen. Die Zeiten haben sich geändert, der Klient ist ein anderes, viele Häuser sind heute saniert und erfreuen sich äußerster Beliebtheit auf dem Immobilienmarkt. Dabei sind die Objekte meist nicht größer als 60 Quadratmeter.

Es war ein Dilemma, aus dem das Viertel damals hervorgegangen war: Viele Bremer und Bremerinnen hatten Ende der 1920er Jahre keine Arbeit, gleichzeitig herrschte große Wohnungsnot. Also entschied sich der damalige Bremer Senat, Häuser zu bauen, die das schlimmste Elend zumindest zeitweise lindern sollten.

Auf kleiner Fläche – „Klein Mexiko“ erstreckt sich lediglich über ein Areal von knapp 1,5 Quadratkilometer – ließen die Stadtverantwortlichen mehrere hunderte Reihenhäuser in simpler Bauweise errichten. Genau 58 Quadratmeter war jedes groß – und nur, wer mindestens vier Kinder hatte, hatte überhaupt eine Chance, dort einzuziehen.

Das Viertel galt als Hochburg für Kommunisten und Sozialdemokraten und als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, war es im Viertel häufig zu Auseinandersetzungen gekommen, berichten Zeitzeugen unter anderem auf der Internetseite spurensuche-bremen.de.

Viele Menschen, die zuvor nie einen Fuß in das Gebiet zwischen Bismarckstraße, Stader Straße, Bei den drei Pfählen und Bennigsenstraße gesetzt hatten, empfanden das Leben dort schon fast abstoßend bunt und erinnerte sie an ferne Länder Mittelamerikas. So kam das Viertel zu seinem Namen „Klein Mexiko“ – und hat ihn bis heute behalten. Der Stadtteil, in dem sich „Klein Mexiko“ befindet, trägt indes den offiziellen Namen Hulsberg.

Viele Objekte sind heute saniert, einige Besitzer haben die Dachböden ausgebaut und so etwas mehr Platz geschaffen. So sind in vielen Fällen aus 58 nun 62 Quadratmeter geworden oder etwas mehr. Viel Platz bieten die Objekte aber weiterhin nicht.

Und dennoch erfreuen sich die Immobilien in dieser Gegend heute großer Beliebtheit. Wie Inserate unterschiedlicher Vermittlungsplattformen zeigen, wechseln die Häuser nicht unter 220.000 Euro den Besitzer. Zum Teil werden fast 300.000 Euro veranschlagt. Das ergibt Quadratmeterpreise von 3.600 und rund 5.000 Euro.