Für ein Auswärtsspiel beim MSV Duisburg muss die U23 von Borussia Mönchengladbach normalerweise rund 40 km weit fahren. Am Freitagabend wurde der Mannschaft diese Reise jedoch erspart, weil die Anhänger des MSV den Borussia-Park fluteten und einen Zuschauerrekord für Gladbachs U23 in der Regionalliga aufstellten – wenn auch in einem gefühlten Auswärtsspiel.

Schließlich besiegelte der MSV in Gladbach mit einem 1:0 die Rückkehr in die 3. Liga. Die Gästefans hatten ihr Kontingent von 16.000 Karten voll ausgeschöpft und den Regionalliga-Auswärts-Rekord von 1860 München übertroffen. Insgesamt waren 20.893 Zuschauer vor Ort. Wegen des großen Andrangs musste die Partie sogar eine Viertelstunde später angepfiffen werden, da nicht alle Fans rechtzeitig das Stadion erreichten.

Das trübte die Stimmung bei den mitgereisten Duisburgern nicht, die ihre Mannschaft schon beim Warmmachen lautstark anfeuerten und die Südkurve im Borussia-Park in Blau und Weiß hüllten. Zu ihrer Freude wurde kurz vor Anpfiff die Vereinshymne des MSV gespielt – der Borussia-Park verwandelte sich in ein „Zebra-Gehege“.

Gladbach: Noah Pesch weitgehend wirkungslos

Wie in den vergangenen elf Spielen, aus denen Duisburg acht Siege und drei Unentschieden geholt hatte, dominierten die Gäste auch das Geschehen am Freitagabend. Borussia hingegen hatte nur eines der vergangenen sieben Spiele gewonnen, zuletzt gab es eine 1:2-Niederlage in Wuppertal. Dementsprechend änderte Trainer Eugen Polanski seine Startelf zweimal: Für Jonathan Foss kam Julian Korb in die Partie, Winsley Boteli wurde durch Noah Pesch ersetzt, der inzwischen fester Bestandteil des Profikaders ist. Am Ende blieben die Wechsel wirkungslos. Vom Anpfiff weg kontrollierte der MSV das Spiel.

Das Tor des Tages gelang Innenverteidiger Tobias Fleckstein, der nach einer Ecke per Kopf traf, bereits in der sechsten Minute. Die Gäste verpassten das zweite Tor nach der nächsten Ecke wenig später nur knapp. Auch danach hatte der MSV mehr vom Spiel, schaltete jedoch einen Gang zurück und kam erst in der 40. Minute per Distanzschuss von Jakob Bookjans zur nächsten guten Torchance.

Auf den Rängen entzündeten die Fans des MSV auch im zweiten Durchgang ein buchstäbliches Feuerwerk – die Bitten des Stadionsprechers, das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen, nahmen sie bestenfalls zur Kenntnis. Sportlich sorgte ihre Mannschaft nach Wiederanpfiff für wenig Aufsehen. Jetzt fand Borussia besser ins Spiel, nennenswerte Torchancen blieben allerdings aus.

Fünf Minuten vor Schluss gab Pesch noch mal einen Schuss von der Strafraumgrenze ab, doch mit dem Schlusspfiff nach 98 Minuten eröffnete der Schiedsrichter die Duisburger Party. Die ersten Bierduschen wurden auf dem Rasen verteilt. Ein Platzsturm blieb zur Freude der Ordnungskräfte jedoch aus. Schon am Montag veranstaltet Borussia in der Südkurve ihre Mitgliederversammlung.

Platzsturm im Borussia-Park bleibt aus

Für Borussia hat die Niederlage keine entscheidenden Auswirkungen auf den Saisonausgang. „Druck hätten wir gegen Duisburg in keiner Situation“, hatte Polanski vor der Partie klargestellt – und angesichts der Insolvenzen des KFC Uerdingen und des 1. FC Düren Kritik geübt an der Regionalliga West: „Ich weiß nicht, ob wir Vierter, Zweiter, Dritter oder Fünfter sind – es gibt fünf Tabellen, ich kann mir eine davon aussuchen.“

Dennoch wollte der Trainer den zuletzt schwachen Leistungen und vor allem Ergebnissen etwas entgegensetzen. Die Duisburger hatten jedoch anderes im Sinn. Polanski tauchte am Freitag nicht nur am Spielfeldrand im Borussia-Park, sondern auch in der Gerüchteküche auf: Nachdem Sandro Wagner seinen Abschied verkündet hat, handelt die „Bild“ Polanski neben Alfred Schreuder und Moritz Volz als neuen Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann.