Nürnberg (Bayern) – Für seine Elisen-Lebkuchen bekam Markus D. (43) eine Goldmedaille. Diese Zeiten sind lange vorbei: Dem Bäckermeister werden Vergewaltigung und sexuelle Nötigung von zwei Mitarbeiterinnen vorgeworfen. Eines der Opfer soll – so die Anklage – ausgerechnet von der Ehefrau des Angeklagten gerettet worden sein, als diese ihren Mann bei einer Attacke überrascht habe.
Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth begann in dieser Woche der Prozess. Laut Staatsanwaltschaft soll der frühere Obermeister der Bäckerinnung in Nürnberg die jungen Frauen zuerst mit Alkohol abgefüllt und dann über sie hergefallen sein. So soll er sich am 7. März 2024 im Büro der Bäckerei über eine Mini-Jobberin gebeugt, sie geküsst und seine Hand in ihre Unterhose geschoben haben.
Staatsanwalt: Ehefrau riss Bäcker vom Opfer
„Entgegen der Vorstellung des Angeklagten kam es zu keinem Eindringen, da die Ehefrau des Angeklagten den Raum überraschend betrat und ihn von der Geschädigten riss“, führt der Staatsanwalt vor Gericht aus.
In dieser Bäckerei soll der Angeklagte über die Frauen hergefallen sein
Foto: Joerg Voelkerling
Noch während die Ermittlungen zu diesem Fall liefen, kam es am 7. Dezember 2024 zu einer weiteren Anzeige: Zunächst soll Markus D. seiner Verkäuferin (19) mehrfach Schnaps in Espressotassen angeboten haben, dann in der leeren Backstube hinter sie getreten sein, am Hals geküsst und sie schließlich mit dem Finger vergewaltigt haben. 13 Tage später nahm ihn die Polizei fest.
Anwalt widerspricht Staatsanwalt
Seit der Verhaftung des Angeklagten ist die Bäckerei geschlossen, ein Zettel dankt der Kundschaft für 30 Jahre Treue. Seine Ehefrau soll sich von ihm getrennt haben.
Im Prozess bezeichnet Markus D. sämtliche Handlungen als einvernehmlich. Sein Verteidiger Dr. Malte Magold erklärte: „Die gesamte Anklage ist freispruchsreif.“
Freund des Opfers fiel „offener BH auf“
Vor Gericht berichtete der Freund des 19-jährigen Opfers: „Ich wollte sie abholen, doch sie reagierte nicht auf Klopfen und Anrufe. Dann kam sie um 14.04 Uhr aus dem Hinterausgang. Ich fragte, ob alles gut sei, da begann sie zu weinen.“ Ihm fielen der offene BH und ihre Schnapsfahne auf. Sie soll ihrem Freund erzählt haben: „Der Markus hat mich angefasst.“
Kommissar Michael M. (45) sagte im Prozess aus, dass die Rechtsmedizin später tatsächlich DNA-Spuren des Angeklagten „an bestimmten Stellen“ der Frau gefunden habe. Der Polizist: „Ich habe da nie etwas angezweifelt, es war für mich schlüssig, wie sie gesprochen hat.“
Richterin Barbara Reim will ihr Urteil am 15. Dezember verkünden. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu vier Jahre Haft.