
AUDIO: St. Paulis Trainer Blessin vor Bayern-Spiel mit Vorfreude (1 Min)
Stand: 29.11.2025 10:53 Uhr
Im Fußball-Profi-Geschäft gibt es kaum größere Gegensätze als zwischen dem FC Bayern und dem FC St. Pauli – dennoch verbindet beide Vereine seit mehr als 20 Jahren eine innige Freundschaft. Nicht nur deshalb können die Kiezkicker heute relativ entspannt nach München fahren. Einen Punktgewinn erwartet wohl niemand.
Die Hamburger können mitten in ihrer schweren Krise beim Rekordmeister befreit aufspielen. Niemand stellt überzogene Erwartungen an sie – und nach den vergangenen Wochen mit acht Niederlagen in Folge ohnehin nicht. Dass heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) beim souveränen Tabellenführer mit der neunten zu rechnen ist, bedarf kaum hellseherischer Kräfte. Daran ändert auch das 1:3 der Bayern am Mittwoch in der Champions League beim FC Arsenal nichts.

Das 0:1 gegen Union Berlin war St. Paulis achte Bundesliga-Niederlage in Serie. Trainer Alexander Blessin steht trotzdem nicht auf der Kippe.
Blessin: „Wir brauchen Matchglück“
Trainer Alexander Blessin („das ist ein absolutes Highlight-Spiel“) hofft ein bisschen darauf, dass die Bayern diese erste Saisonniederlage verdauen müssen und vielleicht auch schon ein wenig in Gedanken beim anstehenden Pokalspiel gegen Union Berlin (Mittwoch) sind: „Dazu müssen wir etwas Matchglück und einen guten Tag haben – zugleich die Bayern einen schlechten Tag.“ Wenn die Partie lange offen bliebe, sei das schon ein Erfolg, so der Coach, auch wenn am Ende eine knappe Niederlage zu Buche schlüge.
„Genießen wird schwierig“
St. Paulis Trainer Alexander Blessin
Torhüter Nikola Vasilj freut sich auf das Gastspiel beim Meister: „Wir können da mental ein bisschen entspannter hinfahren, weil keiner mit uns rechnet. Im letzten Jahr hatten wir zwei gute Spiele (0:1, 2:3, Anm. der Redaktion) gegen sie, warum also nicht noch eins? Im Fußball ist alles möglich.“ Leider natürlich auch eine sehr hohe Niederlage – und die wäre alles andere als förderlich für die Moral. „Genießen wird schwierig“, sagte Blessin und ergänzte: „Wir werden leiden müssen.“
Smith: Gute Übung für die Defensive
Abwehrchef Eric Smith schätzt die Chancen seiner Mannschaft entsprechend realistisch ein: „Selbst wenn wir zehnmal in Folge gewonnen hätten, würden wir keine drei Punkte aus diesem Spiel erwarten“, erklärte der Schwede. „Vielleicht kommt dieses Spiel gerade richtig, um an unserem Defensivverhalten zu arbeiten. Denn dort werden wir vermutlich ein bisschen mehr zu verteidigen bekommen.“ 41 Treffer haben die Bayern schon in elf Spielen erzielt – das sind fast vier pro Partie. Angesichts der bereits 21 Gegentore St. Paulis ist nicht zu erwarten, dass in München die Null steht.
Wichtiger sind die Partien nach dem Bayern-Spiel
Aber weil die Ausgangssituation so klar ist, gibt die Begegnung dem FC St. Pauli und seinem Cheftrainer Blessin auch eine kurze Atempause in der Krise. Danach stehen bis zur Weihnachtspause vier wesentlich wichtigere Partien an. Nach dem Achtelfinalspiel im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach am Dienstag (18 Uhr) geht es vier Tage später in der Liga zum starken Aufsteiger 1. FC Köln. Außerdem ist noch der aktuelle Tabellenletzte 1. FC Heidenheim (13.12.) am Millerntor zu Gast, letzter Gegner des Jahres ist auswärts der derzeitige Vorletzte Mainz 05 (21.12.).
„Mal ein dreckiges Spiel mit 0:0 oder 1:0 mitnehmen und daraus Mut schöpfen und eine kleine Serie einleiten.“
St. Paulis Trainer Alexander Blessin
Das seien „vier Gegner, die schlagbar sind“, hatte Blessin nach der Niederlage gegen Union Berlin (0:1) gesagt. Sein Ziel: „Dann mal ein dreckiges Spiel mit 0:0 oder 1:0 mitzunehmen und daraus Mut zu schöpfen und eine kleine Serie einzuleiten.“ Dass der 52-Jährige trotz der Negativserie im Verein nicht zur Disposition steht, weiß er zu schätzen. Präsident Oke Göttlich und auch Sportdirektor Andres Bornemann haben Blessin auch nach dem Berlin-Spiel den Rücken gestärkt.
Siege gegen München als schlechtes Omen
„Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei als tausend Feinde zu unserem Unglück“, heißt es bei der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. So dürfte es dem FC St. Pauli und seinen rund 7.200 mitreisenden Fans guttun, am Sonnabend bei Freunden zu Gast zu sein. 2003 hatte der FC Bayern, vor allem dank der Initiative von Manager Uli Hoeneß, mit einem Benefizspiel zur Rettung des damals finanziell schwer angeschlagenen FC St. Pauli beigetragen.
Auf eine sportliche Rettungsaktion im aktuellen Abstiegskampf dürfen die Hamburger aber wohl kaum hoffen. Ein Blick in die Statistik zeigt zudem: Gewannen die Kiezkicker überraschend gegen die Bayern – 1991 in München (1:0) und 2002 am Millerntor (2:1) -, stiegen sie am Ende der Saison ab…
Mögliche Aufstellungen:
FC Bayern: Neuer – Boey, Upamecano, Kim, Bischof – Kimmich, Goretzka – Karl, Guerreiro, Luis Diaz – Jackson
FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Pyrka, Sands, Oppie – Fujita, Irvine – Hountondji, Pereira Lage

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.