Foto: KI-generiert mit Adobe / Firefly
von Keven Nau
29. November 2025
In der Leipziger Straße 32 brennt in den Räumen der AIDS-Hilfe schon Licht, obwohl viele Geschäfte noch geschlossen sind. Auf dem Tisch im Eingangsbereich liegen Flyer und eine Schale mit Kondomen. Im Wartezimmer sitzen Menschen, die aus sehr unterschiedlichen Gründen gekommen sind – manche angespannt, manche entschlossen, andere einfach unsicher. Man merkt schnell, dass der Besuch vielen Überwindung kostet.
Warum die Hilfe jetzt wichtiger wird
Kurz vor dem Welt-AIDS-Tag hat die AIDS-Hilfe Halle ihr Angebot erweitert. Nicht, weil es gut in eine Jahresstatistik passt, sondern weil der Bedarf wächst. Viele Menschen warten lange auf Termine, schieben Tests vor sich her oder finden keine passende Beratung. In Halle zeigt sich das seit Jahren besonders deutlich.
In Thieles Büro stehen Testkits, Akten und eine Tasse Kaffee. Wenn der Geschäftsführer der AIDS-Hilfe über seine Arbeit spricht, tut er das ruhig und klar.
„Wir möchten Menschen den Zugang zu Testungen und Beratung so niedrigschwellig wie möglich machen“, sagt er. „Sexuelle Gesundheit ist ein Menschenrecht.“
Für ihn und sein Team bedeutet das: einen Ort zu schaffen, an dem Menschen ohne Angst Fragen stellen können – egal, wie lange sie dafür gebraucht haben.
Mehr Testmöglichkeiten
Neben den bisherigen Schnelltests auf HIV, Syphilis und Hepatitis C gibt es nun auch Tests auf Hepatitis A, Gonorrhoe (Tripper) und Chlamydien. Die neuen Tests kosten 15 Euro, die bisherigen bleiben kostenlos. Die Ergebnisse liegen schnell vor; besprochen wird direkt vor Ort – ohne volles Wartezimmer und ohne Erklärungsdruck.
Das Angebot richtet sich an alle, die nicht zur Hausärztin wollen, weil sie niemandem erklären möchten, warum sie einen Test brauchen. Und an Menschen, die gar nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen.
Neue Sexualberatung
Neu ist auch eine lebensweltorientierte Sexualberatung. Sie soll das auffangen, was in vielen Praxen keinen Platz hat: Fragen zu Identität, Beziehungen, Orientierung oder Unsicherheiten. Ein Erstgespräch kostet 30 Euro, weitere Termine 60.
Viele Menschen kommen in die Beratung, weil sie sich woanders nicht trauen oder kein Gegenüber finden, das zuhört. In Halle ist die Anonymität oft Voraussetzung, überhaupt Hilfe zu holen. Niemand muss sagen, wie er heißt oder warum er da ist. Gerade für queere Menschen, Jugendliche oder Menschen mit Migrationsgeschichte spielt das eine große Rolle.
Ein Schritt, der weit über Halle hinausreicht
Mit der Erweiterung reagiert die AIDS-Hilfe Halle auf das, was sie täglich erlebt: steigende Nachfrage, viele offene Fragen und zu wenige Anlaufstellen im Umland. Die Erweiterung zeigt, wie Versorgung vor Ort aussehen kann, wenn sie erreichbar, diskret und offen für unterschiedliche Lebensrealitäten ist.
Sexuelle Gesundheit betrifft viele Menschen und sie braucht Orte, die leicht zugänglich sind. Halle hat einen solchen Ort.