Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich: Das Rätselraten um DEL-Schlusslicht Dresdner Eislöwen wird immer größer.

Nur zwei Tage nach dem desaströsen Auftritt bei der 1:6-Pleite im Kellerduell gegen Iserlohn und der daraus resultierenden Freistellung von Trainer Niklas Sundblad und Sportchef Matthias Roos zeigte das Team unter Interimscoach Petteri Kilpivara ein völlig anderes Gesicht, holte beim 2:3 n.V. bei Spitzenreiter Ingolstadt fast sensationell, aber völlig verdient einen Punkt.

Für das inzwischen abgeschlagene Schlusslicht der DEL wäre sogar noch mehr drin gewesen, einzig die mangelnde Chancenverwertung verhinderte einen Sieg. Dabei gab es vor dem Spiel nicht wenige, die eine zweistellige Niederlage prophezeihten.

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Denkste! Die Truppe spielte beim haushohen Favoriten munter mit, zeigte phasenweise erfrischendes Eishockey, ließ sich auch vom zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand nicht beirren. Und sie hatte mit Janick Schwendener, der diesmal den Vorzug vor Jussi Olkinuora erhielt, einen überragenden Mann zwischen den Pfosten.

Zu alt, zu langsam, leistungsmäßig über dem Zenit, zu wenig Kondition – von all dem, was den Profis zuletzt vorgeworfen wurde, war nichts zu sehen. „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, sie hat heute ein tolles Spiel geliefert und sich für den Kampf zumindest mit einem Punkt belohnt. Auf dieser Leistung können wir aufbauen“, meinte Kilpivaara nach dem Spiel völlig zu Recht.

Ratlos: Aufstiegstrainer Niklas Sundblad schaffte mit den Eislöwen den Turnaround nicht

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Foto: dpa

Allerdings stellen sich dabei so einige Fragen: Warum ging das plötzlich, woher kam die Leistungs-Explosion innerhalb von nur 48 Stunden? Hat die Mannschaft etwa gegen Ex-Coach Sundblad gespielt oder wurde sie von Kilpivaara einfach besser eingestellt? Hat sie befreit aufgespielt, weil sie diesmal eigentlich nichts zu verlieren hatte?

Schwendener bei Magenta Sport mit einem Erklärungsversuch: „Wir haben uns eigentlich nicht so viel vorgenommen, wollten möglichst einfach und mit viel Herzblut spielen. Das Ziel ist jetzt zusammenzuhalten und die einfachen Dinge richtig zu machen.“

Schwendener: „Das war unser bestes Spiel“

Der Top-Goalie weiter: „Hut ab vor der Mannschaftsleistung, das war bisher unser bestes Spiel. Und eine gute Message den Verantwortlichen und den Fans gegenüber, die uns immer so supporten. Die haben es auf jeden Fall verdient, dass wir uns hier unten den Arsch aufreißen.“

In der Tat. Wozu das Team in der Lage ist, hat es eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dass es keine Eintagsfliege war, müssen Turnbull und Co. am Sonntag (19 Uhr) gegen Red Bull München zeigen.

Umso schmerzhafter war unter diesen Umständen die Trennung von Niklas Sundblad, der die Mannschaft seit Januar 2024 erst vorm Sturz in die Drittklassigkeit rettete und dann in die DEL führte.

Janick Schwendener (hinten) war in Ingolstadt ein ganz starker Rückhalt für die Dresdner

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Foto: Fotostand

„Als wir ihm die Entscheidung mitgeteilt haben, hatte jeder Tränen in den Augen“, verrät Geschäftsführer Maik Walsdorf auf Magenta Sport. „Er hat mit uns Geschichte geschrieben, das wird uns in 20 Jahren noch verbinden. Aber wir hatten nur noch diese eine Chance, um frische Luft in die Kabine zu lassen.“

Wie sieht das Anforderungsprofil für seinen Nachfolger aus? „Wir brauchen einen sehr geradlinigen Trainer. Damit im Team nochmal mehr klare Regeln herrschen und jeder bei Null anfängt“, so Walsdorf. „Unser Ziel ist, jemanden zu finden, der die Liga kennt. Dafür werden wir noch zwei, drei Tage brauchen.“

Bleibt Sundblad in Dresden?

Warum Matthias Roos als Sportchef aus dem Rennen genommen wurde, aber trotzdem im Verein bleibt, erklärt Walsdorf so: „Er macht im Hintergrund so viel Arbeit für den Verein, das ist sensationell. Wir können ihn gar nicht gehen lassen.“

Selbst eine weitere Zusammenarbeit mit Sundblad ist denkbar. „Er ist ein Fachmann durch und durch. Vielleicht kann er sich vorstellen, mit uns weiterzuarbeiten und die Mannschaft mit zusammenzustellen“, hofft Walsdorf. „Wir müssen das jetzt alle erstmal sacken lassen, dann setzen wir uns zusammen.“