Schon von Weitem fallen die leuchtend gelben Fliesen des Geschäfts auf. Wer in den vergangenen Wochen in der Torstraße in Berlin-Mitte vorbeikam, dürfte „Inari San“ kaum übersehen haben. Was im März dieses Jahres auf gerade einmal 18 Quadratmetern in Frankfurt am Main begann, ist innerhalb von acht Monaten zu einem der angesagtesten Food-Konzepte Deutschlands geworden. Im Oktober hat „Inari San“ seinen zweiten Standort in der Hauptstadt eröffnet – und auch hier stehen die Menschen Schlange.
Hinter dem Erfolg steht Content Creatorin Phi (31), die gemeinsam mit ihren Cousins und besten Freunden ein Konzept entwickelt hat, das Inari-Sushi und Matcha-Kreationen verbindet. Eine Kombination, die auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, aber offensichtlich funktioniert. In Berlin gibt es bisher nichts Vergleichbares.
Was sind Inari?
Im Zentrum von Phis Konzept steht ein Gericht, das in Japan zwar weitverbreitet ist, in Deutschland jedoch kaum bekannt ist: Inari. Dabei handelt es sich um kleine Tofu-Taschen, die mit Sushi-Reis gefüllt werden. Bei „Inari San“ bekommt das traditionelle Gericht ein modernes Upgrade. Im Japanischen bedeutet „San“ Berg – und auf die Inari-Taschen kommt tatsächlich ein kleiner „Genuss-Berg“ an kreativen Toppings aus Fleisch, Fisch und veganen Optionen.
Am meisten schätzt die Gründerin daran, dass sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen kann. Zudem habe das Konzept einen entscheidenden Vorteil: „Man braucht keinen Koch. Die Basis bleibt immer die gleiche, nur die Toppings variieren“, erklärt sie gegenüber der Berliner Morgenpost.
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Die Inspiration kam von Phis japanischem Freund, dessen Lieblingsessen Inari sind. „Eigentlich habe ich alles meinem Freund zu verdanken. Er hat mich dazu gebracht, das Konzept nach Deutschland zu bringen“, erzählt sie.
Phi kommt ursprünglich aus Ulm und lebt seit ihrem 16. Lebensjahr in Frankfurt am Main. Sie kommt aus einer Gastronomie-Familie und kennt die Branche von klein auf. „Eigentlich wollte ich nie wieder in der Gastronomie arbeiten“, sagt sie und lacht. Doch die Idee ließ sie nicht los. Gemeinsam mit ihren Cousins und ihren Freunden beschloss sie, es einfach zu versuchen. Zwei ihrer Freunde setzten sogar ihr Studium aus, um „Inari San“ mit aufzubauen.
Matcha und Sushi – eine ungewöhnliche Kombination
Die Kombination mit Matcha war ursprünglich gar nicht geplant. „Sushi und Matcha ergibt ja gar keinen Sinn“, lacht die Inhaberin. Doch bei der Frage, welche Getränke sie servieren wollen, setzte sich der Matcha durch. Warum? Weil Phi sehr gerne Matcha trinkt. Das passt zu ihrem Konzept: „Alles auf der Karte ist nur das, was ich auch mag.“
Auf den ersten Blick wirken die Preise nicht günstig. Phi erklärt jedoch, dass alles vor Ort zubereitet wird. Der Matcha wird direkt aus Japan importiert, ebenso wie der Reis und weitere Zutaten. Selbst das Furikake, die Gewürzmischung für den Reis, stellt das Team im Haus her – denn die fertige Variante enthält Fisch, und Phi legt Wert auf eine vegane Basis für die vier veganen Optionen auf der Karte.
Ein ungeplanter Star auf der Speisekarte ist der Bananenpudding. Ursprünglich nur als ein Eröffnungs-Special gedacht, wurde er zum Liebling der Gäste. So sehr, dass Phi an ihre Grenzen kam: „Ich war zum Teil bis vier Uhr morgens da und habe Pudding gemacht – und danach war er in drei Stunden ausverkauft.“ Schließlich teilte sie das Rezept auf Social Media, damit ihre Fans den Pudding zu Hause nachkochen können.

Berlin: Treffer um 5 Uhr morgens
Die Expansion nach Berlin war reiner Zufall – oder Schicksal, wie Phi es nennt. „Die Vorbesitzerin hat schon ein Jahr versucht, diese Location hier zu vermieten. An dem Tag, an dem sie den Makler gewechselt hat, wurde es online gestellt. Wir haben es um 5 Uhr morgens gesehen, sind am nächsten Tag nach Berlin gekommen und haben direkt zugesagt“. Nun steht Phi vor ihrem zweiten Laden direkt am Rosenthaler Platz in Berlin und kann es selbst kaum glauben.
Ihr erster Laden in Frankfurt am Main öffnete auf 18 Quadratmetern in der Kleinmarkthalle. Der Berliner Standort ist deutlich größer und bietet Platz, um neben den Klassikern auch andere Specials vorzubereiten. Sitzplätze gibt es allerdings keine.
Zwei Städte, verschiedene Rhythmen
Bereits kurz nach der Eröffnung des zweiten Standorts fallen Phi die Unterschiede zwischen beiden Städten auf. „Frankfurt steht einfach viel zu früh auf“, stellt sie schmunzelnd fest. Um 11 Uhr stehen die Gäste dort bereits Schlange. Berlin tickt anders: „Wir machen auf und es kommen langsam ein paar Leute rein und holen sich ihren Matcha. Erst gegen Abend wird es voll.“ Berlin bleibt also länger wach.
Auch optisch unterscheiden sich die Standorte: Frankfurt ist grün gehalten, Berlin in Gelb. „Ich fühle irgendwie Gelb, wenn ich an Berlin denke“, erklärt Phi ihre Entscheidung. Jede Stadt hat ihre eigene Farbe, und das sieht man besonders auf Social Media. „Wenn jemand in Frankfurt postet, weiß man direkt, es ist Frankfurt. Und bei Gelb weiß man, es ist Berlin.“

Mehr als nur ein Tiktok-Trend
Phi ist auf Social Media sehr erfolgreich und hat bisher jeden Schritt bis zur Ladeneröffnung mit ihren Followern geteilt. Knapp 380.000 Menschen folgen ihr auf Tiktok. Man könnte meinen, „Inari San“ sei nur ein weiterer Hype. Doch Phi beobachtet etwas anderes: „Ich sehe ganz viele Gesichter mehrmals hier in Berlin oder in Frankfurt. Wir haben richtig viele Stammkunden – das zeigt mir, dass wir nicht nur ein Trendprodukt sind.“
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Rückblickend ist die Gründerin selbst überrascht über die rasante Entwicklung einer spontanen Idee. „Es ist verrückt, wie sich alles entwickelt hat“, sagt Phi und bemerkt, dass sie „bis heute alles mit Bauchgefühl angegangen“ ist. Welche Stadt als Nächstes kommt, steht allerdings noch nicht fest.