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Andy Weinzierl (l.) gründete Sushi Bikes mit TV-Moderator Joko Winterscheidt. Im April 2024 stieg Winterscheidt aus.Andy Weinzierl (l.) gründete Sushi Bikes mit TV-Moderator Joko Winterscheidt. 2024 stieg der aus der Firma aus. © Suppan/Sushi Bikes

Sushi Bikes hat Insolvenz angemeldet. In letzter Zeit belasteten negative Rezensionen das Ex-Unternehmen von Joko Winterscheidt.

Sushi Bikes sollte ab 2026 Gewinn machen – statt dessen kämpft die E-Radl-Firma aus München ums Überleben. Am 14. November meldete das Unternehmen, das von TV-Star Joko Winterscheidt mitgegründet wurde, Insolvenz an (tz berichtete). Und alle fragen sich: Wie konnte das passieren?

Auf Anfrage will sich Geschäftsführer Andreas Weinzierl nicht äußern. Doch es gibt seit längerem Hinweise, dass Dinge schief laufen bei Sushi Bikes: schlechte Zahlen – und schlechte Rezensionen.

Google-Rezensionen seit einem Jahr oft negativGoogle rezension Sushi BikesDieser Nutzer bemängelt auf Google die Qualität seines Sushi Bike. © Google

Auf Google hat Sushi Bikes 4,1 Sterne bei 600 Bewertungen – eigentlich ein guter Wert, wie Weinzierl auf Anfrage auch hervorhebt. Allerdings: Im vergangenen Jahr waren viele Rezensionen sehr negativ. Die häufigsten Beschwerden: mangelhafte Qualität oder Verarbeitung – und Service-Probleme. Kunden bemängelten, dass Akkus schnell ausfielen, dass Räder beschädigt geliefert wroden seien oder dass sie rosteten.

Einige Kunden lobten die Firma, gaben fünf von fünf Sternen – die meisten Bewerter fällten in den vergangenen zwölf Monaten aber eher ein schlechtes Urteil. Ein Käufer schrieb gar: „Finger weg“.

Ob die Kritik immer berechtigt war, ist schwer zu klären. Die Frage ist aber: Schreckten solche Bewertungen am Ende viele potentielle Käufer ab und kosteten der Firma deshalb viel Geld? Auf Anfrage wollte Weinzierl nicht näher darauf eingehen.

Google rezension Sushi BikesDiese Rezension kritisiert den Kundenservice. © Goopgle

Auch die Bilanzen offenbarten schon vor Jahren Probleme bei Sushi Bikes: 2023 waren die Umsätze laut Jahresabschluss stark gesunken – von 10,7 Millionen in 2022 auf 7,6 Millionen Euro. Rund 25 Prozent weniger! Dabei waren die Absatzzahlen bei E-Bikes laut Verband der Deutschen Fahrradindustrie ZIV in jenem Jahr in etwa stabil.

Sushi Bike verkaufte laut Chef schon mehr als 30 000 E-FahrräderShowroom von Sushi Bikes in München.Showroom von Sushi Bikes in München. © Sushi Bikes (Screenshot)

Sushi-Chef Weinzierl blieb optimistisch: 2024 sammelte die Firma 565 000 Euro über Crowdfunding auf der Internet-Plattform „Conda“ ein – nicht unüblich. 311 Investoren gaben der Rad-Firma Geld. Die verpflichtete sich im Gegenzug dazu, bis 2029 ihnen 8 bis 9 Prozent Zinsen zu zahlen. Auch das nicht unüblich. Weinzierl pries bei dieser Geld-Sammel-Aktion seine Firma besonders an: So hatte Sushi Bikes ihm zufolge seit Gründung 2019 rund 30 000 E-Räder verkauft. Einige Modelle seien im Mai 2024 bereits ausverkauft gewesen – allerdings hatte Sushi Bikes auch wenige auf Lager, so Weinzierl als Antwort auf eine Investoren-Frage.

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Aber: Laut Medienberichten machte Sushi Bikes 2024 trotzdem einen Jahresverlust von 2,7 Millionen Euro – auch diese Summe wollte der Firmen-Chef nicht kommentieren. In jenem Jahr stieg auch Moderator Joko Winterscheidt aus der Firma aus. Trotz der Probleme zeigte sich Andreas Weinzierl damals optimistisch. Seine Prognose: Gewinn ab 2026. Aber: Stattdessen kam jetzt die Insolvenz.