Wenn am Sonntag Norris, Verstappen und Piastri in ihren Formel-1-Wagen in Katar um den Grand Prix fahren, dann sind an dem Megaevent ganz woanders auf der Welt auch Wuppertaler beteiligt. Und das in nicht unerheblichem Ausmaß. Denn die gesamte Kommunikationstechnik für die Formel 1 macht die Firma Riedel. WZ-Leser durften gestern bei dem Unternehmen an der Uellendahler Straße einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Um das Fazit einmal vorwegzunehmen: „Es ist überwältigend, wie groß das Unternehmen ist und was hier alles gemacht wird“, fasst WZ-Leser Eberhard Hornig seine Eindrücke des Vormittags zusammen. Und in der Tat ist der Teil des Unternehmens, der von der Straße aus sichtbar ist, nur ein Bruchteil von dem, was hinter der Hecke und über den Globus verteilt alles auf die Wuppertaler Wurzeln zurückzuführen ist.

Wuppertal ist der größte von 30 Standorten

1987 hat Thomas Riedel das Unternehmen gegründet und ist auch bis heute alleiniger Besitzer der Gruppe. 30 Standorte mit insgesamt mehr als 1000 Mitarbeitern gehören zu Riedel, Hauptquartier und mit rund 500 Mitarbeitern und weiterhin größter Standort ist Wuppertal. 3500 Veranstaltungen betreut das Unternehmen jährlich, darunter Megaevents mit weltweiter medialer Aufmerksamkeit wie die Formel-1, den Eurovision Songcontest oder die Olympischen Spiele in Paris. Sportproduktionen von Wrestling bis Fußball, diverse Medienproduktionen, Entertainment wie Wacken und Rock am Ring, sowie Regierungsveranstaltungen wie den G20-Gipfel oder das Weltwirtschaftsforum werden mit Technik aus dem Bergischen erst möglich.

Gemeinsam mit dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat Thomas Riedel 2023 ein Sail-GP-Team gegründet und zusammengestellt. Die Rennserie rund um die Highspeed-Katamarane wird durch das ZDF übertragen, die dabei natürlich auf die Technik aus Wuppertal setzen. Um einzufangen, wie rasant die Boote auf dem Wasser unterwegs sind, hat Riedel neben der Tontechnik auch Hubschrauber, Drohnen und zahlreiche Kameras auf den Booten für gute Bilder im Einsatz. Damit die Technik nicht dem Salzwasser zum Opfer fällt, wird in der Wuppertaler Entwicklungsspate stetig nach Lösungen gesucht, die Schutz bieten, aber die Qualität der Übertragung nicht beeinflusst.

„Wir sind die Hausmeister der Technik und agieren im Hintergrund“, erklärt Lutz Rathmann, Direktor der Geschäftssparte Managed Technology. Vieles von dem, was auf den Bildschirmen daheim zu sehen und zu hören ist, wird aus dem Hauptquartier aus gesteuert, dazu müssen gar nicht extra Mitarbeiter von Riedel vor Ort sein. Die Schiedsrichter der DFL kommunizieren auf dem Platz mit Geräten von Riedel, gesteuert aus Wuppertal. 36 Stadien sind an diese Technik angeschlossen.

Rathmann macht auch deutlich, was es bedeutet, wenn Technik von Riedel ausfällt. Dann gibt es größere Probleme, als nur einen schwarzen Bildschirm zu Hause. Wenn bei der Formel-1 eine rote Flagge nicht kommuniziert werden kann, weil die Funktechnik ausfällt, kann es um Leben gehen. Oder wenn an anderer Stelle eine Strategie nicht rechtzeitig weitergeben werden kann, kann der Schaden in die Millionen gehen. „Darum sind wir nach wie vor sehr ehrfürchtig vor dem, was unsere Kunden mit unserer Technik transportieren möchten“, so Rathmann.

Bei der Führung durch das Unternehmen wurde aber klar, das trotz der großen Erfolge alle auf dem Teppich geblieben sind. „Thomas Riedel hat das Unternehmen zwei Straßen von hier im Hinterhof seiner Eltern gegründet. Nun versuchen wir den Spagat zwichen Hinterhof und Weltkonzern“, sagt Unternehmenssprecher Serkan Güner. Das Büro von Thomas Riedel sei zum Beispiel immer offen für alle Mitarbeiter, vom Praktikanten bis zur Führungsspitze. Und der Empfangsbereich ist gezielt als gemütliche Lounge konzipiert, um gar nicht erst das Flair eines anonymen Konzerns aufkommen zu lassen. Doch spätestens in der Logistik, in der auf Monitoren, ähnlich wie am Flughafen, angezeigt wird, welche Geräte wohin verschickt werden müssen, wird dann aber doch klar, um welche Dimensionen es bei Riedel geht. „Wir sind sind weltweit mit 40 000 Geräten der größte Funkgeräteverleiher“, so Güner.

Dass das Unternehmen die Wuppertaler interessiert, zeigten schon die Anmeldungen. Nach nur einem Aufruf in der WZ waren alle Plätze für den Blick hinter die Kulissen vergeben. „Ich war einfach neugierig. Immer, wenn ich nun den Fernseher einschalte, werde ich darauf achten, ob ich irgendwo das Riedel-Logo sehe“, sagt Leserin Cornelia Büttner.