Karim Adeyemi (v.) jubelt über seinen Treffer im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen

analyse

Stand: 29.11.2025 22:32 Uhr

Sportlich verfügt Karim Adeyemi über tolles Potenzial. Nur mit der Disziplin hapert es gelegentlich. Macht ihm scheinbar wenig aus. Wie die erneute Galavorstellung gegen Leverkusen zeigte.

Als Karim Adeyemi am Samstagabend in der 80. Minute den Rasen der BayArena in Leverkusen verließ, durfte er stolz in den frenetischen Jubel der Dortmunder Fanecke winken. Der 23-jährige Angreifer hatte mal wieder eine blitzsaubere Partie für den BVB auf’s Parkett gelegt. Wieselflink, pfeilschnell, immer wieder anspielbar und mit einem Traum-Kopfball zum zwischenzeitlichen 2:0 dann auch noch der Mann, der das Bundesliga-Topspiel endgültig auf die Dortmunder Seite gezogen hatte. Es war eine Klasse-Leistung.

Wie schon ein paar Tage zuvor: Da war Adeyemis Vorstellung gegen den FC Villarreal brillant. Nach schwieriger erster Hälfte hatte er seinen BVB in den zweiten 45 Minuten beinahe ganz allein zum 4:0-Sieg in der Champions League geführt.

„Karim ist vom lieben Gott geküsst worden“

Sein Trainer war mächtig stolz auf seinen Agreifer, den er erst kürzlich als „Weltklasse-Spieler“ geadelt hatte. „Ich muss ihm immer wieder aufzeigen, was seine Stärken sind. Karim ist vom lieben Gott geküsst worden“, schwärmte Nico Kovac im „Kicker“ nach dem Leverkusen-Spiel. „Er hat so eine Geschwindigkeit und so eine Wucht, die muss er noch viel mehr ausnutzen und einsetzen. Wenn er ins Eins-gegen-eins gehen kann und den Raum besprintet, dann ist er stark. Daran muss ich tagtäglich mit ihm arbeiten, ihn überzeugen und ihn dahin bekommen.“

Dass dem Nationalspieler nun auch noch ein derart starkes Kopfballtor gelang – für Kovac keine Überraschung: „Er hat eine Sprungkraft, der hat Federn drin. So hoch habe ich noch nie einen Spieler springen sehen. Das ist schon brutal, was der an Kräften entwickeln kann.“

Staatsanwaltschaft lässt ihn kalt

Begeisterung allerorten um Adeyemi – „Wie kann das sein?“ mag sich der neutrale Betrachter fragen – angesichts der Schlagzeilen, die wenige Tage vor diesen Partien auf Adeyemi eingeprasselt waren? Da hatte der flinke Dribbler einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft auf dem Tisch liegen. „Illegaler Waffenbesitz“ lautete die Anklage – keine kleine Sache. Sicherlich eine Akte mit Potenzial, einen jungen Fußballer auch sportlich mal mehr oder weniger aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Und Adeyemi? Gibt sich trotzig, zeigt nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 3:2 im Spiel gegen den VfB Stuttgart (3:3) eine Geste, die als so etwas wie „Bla bla“ gedeutet wird. „Hört auf zu labern“, mag die Interpretation seiner Botschaft lauten.

Mit viel Arbeit ins Team intergriert

Sie haben viel Freude bei Borussia Dortmund mit dem Wuschelkopf. Zumindest meistens dann, wenn er für Schwarz-Gelb aus dem Rasen steht. Da hat Adeyemi gelernt, sich ins Team einzugliedern. Es war nicht leicht, ihm Mannschaftsdienlichkeit beizubringen. Mit nach hinten zu arbeiten, wenn es nötig ist. Mitspieler zu sehen und zu bedienen, wenn sie besser positioniert sind. Wegwerfende Handbewegungen zu unterlassen, wenn er ausgewechselt wird. Hat Adeyemi alles mühsam gelernt – mit der Zeit.

Freuen sich nach Spielende gemeinsam – Karim Adeyemi (v. l.) und Niko Kovac

Schwieriger scheint sich die Erziehung des Ausnahmetalentes neben dem Platz zu gestalten. Mit Hilfe von DFB-Sportdirektor Rudi Völler und den BVB-Verantwortlichen kam er aus der Nummer mit dem illegalen Waffenbesitz glimpflich heraus. Ein paar Sozialstunden wird er ableisten müssen, dann ist die Sache erledigt. Unrechtsbewusstsein? Ist bei dem jungen Fußballhelden eher nicht zu erkennen.

Vertragsverlängerung stockt

Stattdessen geistern schon wieder ganz neue Schlagzeilen um den gebürtigen Münchener, der schon als Jugendlicher nicht leicht zu führen war und der die Realschule einst ohne Abschluss verließ. Die Rufe nach einer Verlängerung des 2027 auslaufenden Vertrages, der vor wenigen Wochen beim Verein noch höchste Priorität eingeräumt wurde, sollen zuletzt erheblich leiser geworden sein.

Ein Angebot zu verbesserten Konditionen sollen Adeyemi und sein Berater Jorge Mendes zudem abgelehnt haben. Schon geistern angebliche Interessenten wie Manchester United und der FC Arsenal durch die Boulevard-Gazetten. Karim Adeyemi scheint dies alles nicht zu beeindrucken. Er spielt besser Fußball als jemals zuvor.