Janina Hartwig, Sebastian Goder und Cem Lukas Yeginer spielen die Hauptrollen in „Mein Name ist Erling“. Foto: © Oliver FantitschDie Weihnachtszeit rückt näher, und was passt da besser als eine besinnliche Geschichte auf der Bühne? Die Stadthalle Erkrath bot ihrem Publikum am Mittwochabend zwar kein klassisches Märchen, sondern eine Komödie, die jedoch überraschend tiefgründig und nachdenklich war.
Obwohl die Besucherzahlen mit knapp über 300 Zuschauern etwas hinter den Erwartungen zurückblieben, wurden diejenigen, die den Weg in die Halle fanden, vorzüglich unterhalten. Es war keine platte Schenkelklopfer-Aufführung, sondern ein Stück, das leise zum Nachdenken anregte.
Es war mitten im Weihnachtseinkaufsstress als sich Rosmarie und John nach 34 Jahren zufällig über den Weg liefen. Nach einem freudigen Hallo und dem Austausch von Freundlichkeiten trennte man sich wieder. Die Handlung nahm richtig Fahrt auf, als Protagonistin Rosmarie nach der Verabschiedung von John wieder allein zu Hause war. Plötzlich stand ein junger Mann namens Erling vor ihrer Tür, der sich dreist als Rosmaries Sohn ausgab. An dieser Stelle wurde die Weihnachtsgeschichte mystisch und die Dialoge zwischen der vermeintlichen Mutter, ihrem „Sohn“ und später auch dem zurückkehrenden angeblichen Vater John, sorgten für einige Lacher im Publikum. Cem Lukas Yeginer als Sohn Erling lieferte eine herausragende Leistung ab. Er spielte mit ganzem Körpereinsatz, lautstark, befremdlich, witzig und emotional und erntete dafür mehrmals verdienten Szenenapplaus.
Der erste Teil der Komödie mag noch etwas zäh gewesen sein, doch der zweite Akt steigerte sich enorm und brachte immer neue, überraschende Wendungen. Die emotionale Bombe platzte, als Rosmarie und John – sichtlich überfordert von der Situation – entschieden, Erling nicht in ihre familiäre Gemeinschaft aufzunehmen. Sichtlich enttäuscht verließ Erling die Wohnung, doch sein Auftritt hatte eine längst überfällige Aussprache zwischen Rosmarie und John erzwungen. John gestand, seit zwei Jahren von seiner Ehefrau getrennt zu sein. Rosmarie wiederum offenbarte, dass sie nach der Trennung von John vor 34 Jahren eine Totgeburt hatte.
Die Komödie nutzt Erling als ein mystisches, dramatisches Werkzeug, das die Mauer zwischen den Hauptfiguren niederreißt. Seine wahre Identität – ob Engel, verlorener Geist oder einfach ein rätselhafter junger Mann – bleibt das Denksporträtsel für die Zuschauer und verleiht dem Stück seinen poetischen Tiefgang Nach dieser emotionalen Aussprache gab es für das einstige Paar doch noch ein Happy End. Die letzte Einstellung zeigte Rosmarie und John in enger Verbundenheit. John spielte wieder das Cello, ein Klang, den Rosmarie so sehr geliebt hatte. Die überzeugend und mit Herzblut spielenden Schauspieler wurden vom Publikum mit langanhaltendem Applaus bedacht. Erst das Schließen des Vorhangs beendete den verdienten Feierabend der Akteure.
So klappt erfolgreiches Theater: Ein unterhaltsames Stück, das trotz Komödiencharakter zum Nachdenken anregt, leidenschaftliche Schauspieler und gut aufgelegte Zuschauer. Die Erkrather sind eingeladen, auch zukünftig Teil solcher erfolgreichen Theaterabende zu sein. Das letzte Theaterstück 2025 wird am Mittwoch, den 03.12.2025 die Komödie „Weiße Turnschuhe“ mit, unter anderen, Jochen Busse, Florian Odendahl, Simone Pfennig und Claus Thull- Emden sein. Die Komödie von René Heinersdorff verspricht, wie immer, ein Brüller zu werden. Am Donnerstag, den 11.12.2025 findet dann noch der literarische Wettbewerb „The Best of Poetry Slam“ in der Stadthalle statt. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740
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