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Während des Ukraine-Kriegs soll Russlands Wirtschaft mit Sanktionen und gezielten Drohnenattacken eingedämmt werden. Jetzt brennen Putins Schattentanker.

Kiew/Moskau – Angesichts der russischen Übermacht im Ukraine-Krieg setzt Kiew seit Ausbruch der Kämpfe vor knapp vier Jahren immer wieder gezielte Attacken, die Russland im Konflikt regelmäßig empfindliche Verluste zufügen. Seit einigen Monaten sind Angriffe auf Russlands Wirtschaft Kern dieser Strategie. Wie ukrainische Vertreter betonten, zielen die Drohnenattacken auf Öl-Raffinerien, Energieinfrastrukturen oder Nachschublinien darauf ab, Wladimir Putins Handlungsspielraum im Ukraine-Krieg weiter einzuschränken.

Russlands Präsident Putin bei Gipfeltreffen in Kirgistan.Russlands Präsident Wladimir Putin. Zwei Tanker seiner Schattenflotte wurden nun auf dem Schwarzen Meer beschädigt. (Archivbild) © Alexander Kazakov/dpa

Während US-Präsident Donald Trump zuletzt mit seinem Friedensplan einen Vorstoß gewagt hat, der ein Ende des Ukraine-Kriegs erreichen soll, setzt Kiew im Kampf gegen Russland weiter auf gezielte Attacken. Zuletzt brannte es auf der Krim: Eine Öl-Raffinerie war wiederholt zum Ziel geworden. Doch nun gibt es Berichte, wonach auch zwei Öltanker im Schwarzen Meer in Brand geraten sind. Die Hintergründe der Vorfälle sind noch unklar. Die russische Agentur TASS schrieb unter Berufung auf türkische Medien, dass es sich bei den Vorfällen um Drohnenangriffe gehandelt haben könnte.

Putins Schattenflotte brennt: Wichtiger Arm von Russlands Wirtschaft getroffen

Nach Angaben türkischer Behörden heißt es hingegen, dass die Brände aus unbekannten Gründen ausgebrochen seien. Wie ntv berichtet, ereignete sich der Vorfall nahe der türkischen Küste. An Bord der Schiffe befanden sich 45 Besatzungsmitglieder, die gerettet werden konnten. Der Tanker „Kairos“ meldete den Informationen nach einen externen Aufprall, der das Feuer verursacht haben soll. Das Schiff sei auf dem Weg in den russischen Hafen Noworossijsk gewesen. Der zweite Öltanker, die „Virat“, habe gemeldet, „getroffen“ worden zu sein, teilte die türkische Meeresbehörde DGM mit. Sie machte keine Angaben dazu, um welche Art Treffer es gehe.

Beide Schiffe werden Putins Schattenflotte zugerechnet und sind damit ein wichtiges Instrument für Russlands Wirtschaft. Nach Angaben von OpenSanctions steht die „Virat“ seit Januar 2025 auf den Sanktionslisten der Amerikaner und anderen Staaten. Die „Kairos“ wird durch die EU seit Juli sanktioniert, gefolgt vom Vereinigten Königreich und der Schweiz. Beide Öltanker fuhren nach Angaben der Webseite Vesselfinder unter gambischer Flagge.

Putins Verbündete: Diese Länder stehen im Ukraine-Krieg an der Seite RusslandsRusslands Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen der Gemeinschaft unabhängiger StaatenFotostrecke ansehen

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind immer wieder Seeminen im Schwarzen Meer entdeckt und zerstört worden. Die Minen, die von Streitkräften zum Schutz ihrer Küsten genutzt werden, sind in den vergangenen Jahren insbesondere durch Stürme abgetrieben. Angesichts der Gefahr durch die Seeminen richteten die Türkei, Bulgarien und Rumänien, drei Nato-Länder, die am Schwarzen Meer liegen, im Jahr 2024 eine Marineeinheit zur Bekämpfung der Minen in dem Gewässer ein.

Russlands Wirtschaft im Visier: Putin umgeht Sanktionen mit Schattenflotte

Putins Schattenflotte hat sich seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs zum effektiven Mittel entwickelt, um westliche Sanktionen zu umgehen. Wie Geopolitical Monitor schreibt, ist das Ziel des sogenannten Schattenflotten-Systems, internationale Kontrollen und Beschränkungen zu umgehen. Hierfür werden die Schiffe unter fremdländischen Flaggen registriert. Russland kann in der Folge Ölpreisobergrenze umgehen und den Geldfluss in das Land aufrechterhalten. Nach Einschätzung des Mediums hat Putin trotz internationaler Sanktionen die Schattenflotte ausgebaut und zu einer bedeutenden Einnahmequelle für Russlands Wirtschaft entwickelt.

Im Frühjahr 2025 hieß es laut Daten der Kyiv School of Economics (KSE), dass Russland seit 2022 Milliardensummen in den Ausbau dieser Flotte investiert hat, die mittlerweile schätzungsweise über 400 Schiffe umfasst. Im Herbst 2024 kam ein Briefing des Europäischen Parlaments zu dem Schluss, dass die Schattentanker 66 Prozent des russischen Seeöls transportieren würden. Russlands Wirtschaft soll im großen Stil von diesen Mechanismen profitieren.

Putins Schattenflotte: Neue Sanktionen geplant

Für Wladimir Putin scheint die Schattenflotte ein effektives Mittel, um den Ukraine-Krieg finanzieren zu können. Aufgrund des Ausmaßes hat die EU bereits in der Vergangenheit gezielte Sanktionen gegen diese Strukturen von Russlands Wirtschaft hervorgebracht. Gegenwärtig wird über ein 20. Sanktionspaket gegen Russland debattiert. Dabei geht es insbesondere um das weitere Vorgehen gegen die Schattenflotte.

Doch nicht nur die wirtschaftlichen Folgen sorgen immer wieder für Probleme. Die Vielzahl der Tanker gilt als alt und marode. 2024 kam es im Schwarzen Meer zu einer Umweltkatastrophe, nachdem das Frachtschiff „Volgoneft-212“ in einem Sturm vor der Küste der Krim zerbrochen war. Ein zweiter Tanker, die „Volgoneft-239“, geriet laut Guardian im selben Gebiet in Seenot und lief schließlich nahe dem Hafen von Taman am südlichen Ende der Straße von Kertsch auf Grund.

Ein Berater von Wolodymyr Selenskyj erklärte damals: „Die Unfälle zweier rostiger Schiffe in der Straße von Kertsch führten zu einer weiteren großflächigen Umweltkatastrophe unseres Krieges. Tausende Tonnen Schweröl liefen aus und verursachten tragische Schäden an den Ökosystemen des Asowschen und des Schwarzen Meeres.“ Die meisten Boote seien „hoffnungslos veraltet“, sagte Podalyak weiter und behauptete, sie hätten „fiktive Versicherungen“ und würden ihre wahren Besitzer verschleiern. (Quellen: afp, Guardian, ntv, Kyiv School of Economics, Geopolitical Monitor) (fbu)