Daten zur Hansestadt
In einem Hamburger Viertel lebt fast jedes Kind in Armut
Aktualisiert am 30.11.2025 – 07:57 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Kind sitzt auf seinem Schulranzen (Symbolbild): Viele Kinder im Hamburger Süden wachsen mit wenig Geld auf. (Quelle: Imago/Thomas Koehler/photothek.net)
Einkommen, Wohnfläche, Kinderarmut: In Hamburg unterscheidet sich das Leben je nach Stadtteil deutlich – oft mit erstaunlichen Gegensätzen.
Wer durch Hamburg fährt, erlebt eine Stadt mit vielen Gesichtern: Harburg tickt anders als Wohldorf-Ohlstedt, Bergedorf anders als Wellingsbüttel, Niendorf anders als Hohenfelde. Laut Statistikamt Nord zeigen neue Daten für 2024: Die sozialen Unterschiede zwischen den Stadtteilen sind teils gravierend.
Einer der klarsten Indikatoren für diese Kluft ist das steuerpflichtige Jahreseinkommen. In Nienstedten lag der Durchschnitt bei 168.404 Euro. Auch Blankenese (158.334 Euro), Groß Flottbek (136.297 Euro) und Othmarschen (125.720 Euro) gehören zu den einkommensstärksten Stadtteilen Hamburgs.
Am unteren Ende der Einkommensskala stehen 2024 vor allem Stadtteile südlich der Elbe: Billbrook (19.590 Euro), Kleiner Grasbrook (18.965 Euro), Veddel (22.609 Euro) und Harburg (27.531 Euro). Der Hamburger Durchschnitt lag laut Statistikamt bei 54.684 Euro pro Haushalt und Jahr.
In Stadtteilen mit niedrigem Einkommen waren überdurchschnittlich viele Menschen arbeitslos oder bezogen Bürgergeld. 393 von 2.296 Menschen in Billbrook fielen darunter – das entspricht 20 Prozent der Erwerbsfähigen. Auch in Rothenburgsort (805 Personen, 12,3 Prozent) und auf der Veddel (532 Personen, 11,5 Prozent) lag die Quote deutlich über dem Durchschnitt von 6,3 Prozent.
In Billbrook erhielten 1.340 von 2.296 Menschen Bürgergeld – das sind 58,3 Prozent. In Billwerder waren es 378 von 1.277 Menschen (29,6 Prozent), auf der Veddel 1.124 von 2.668 (42,1 Prozent). Zum Vergleich: In Nienstedten lag die Quote bei nur einem Prozent – gerade einmal 66 von 6.574 Menschen bezogen dort Bürgergeld.
Auch bei der Kinderarmut zeigen sich deutliche Unterschiede. Wer in Billbrook aufwächst, hat es laut Statistik eher schwer: Nur eines von fünf Kindern lebte dort 2024 nicht in einem Haushalt, der Bürgergeld bezog. In Billwerder waren es 60 Prozent, in Hammerbrook noch fast jedes zweite Kind.
Im wohlhabenden Elbvorort Nienstedten waren es hingegen nur 11 von rund 800 Kindern – knapp 1,4 Prozent. Im stadtweiten Durchschnitt lebten 1.415 Hamburger Kinder in Haushalten mit Mindestsicherung (17,7 Prozent).
Alleinleben ist in Hamburg längst Normalität: 2024 wohnte mehr als jeder Dritte allein – rund 592.000 Menschen, das sind 55,3 Prozent aller Haushalte. Besonders hoch war der Anteil im Kleinen Grasbrook (80,6 Prozent), in Billbrook (74,8 Prozent) und in Dulsberg (73,6 Prozent). Deutlich seltener lebten Menschen allein in Lemsahl-Mellingstedt (30,1 Prozent) oder Wohldorf-Ohlstedt (34 Prozent).
