
Frankreich wirft den USA vor, mit seinen Militäroperationen gegen mutmaßliche Drogenboote in der Karibik gegen das Völkerrecht zu verstoßen. Kolumbien stoppte aus Protest den Geheimdienst-Austausch.
Frankreich hat die US-Militäroperationen in der Karibik als völkerrechtswidrig kritisiert. Außenminister Jean-Noel Barrot sagte am Dienstag am Rande des G7-Außenministertreffens in Kanada, die Einsätze würden mit Sorge beobachtet. In den französischen Überseegebieten in der Karibik lebten mehr als eine Million französische Staatsbürger. Diese könnten von einer Instabilität betroffen sein, würde die Lage eskalieren.
Dem US-Militär zufolge wurden bislang mindestens 19 Angriffe auf mutmaßliche Drogenschiffe in der Karibik und vor der Pazifikküste Lateinamerikas ausgeführt, wobei mindestens 76 Menschen getötet wurden. US-Vertreter bestätigten am Dienstag die Verlegung des Flugzeugträgers „Gerald R. Ford“ in die Region. Dort befinden sich bereits acht Kriegsschiffe, ein Atom-U-Boot und F-35-Kampfflugzeuge. Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro wirft den USA vor, mit dem Aufmarsch seinen Sturz herbeiführen zu wollen.
Weitere Länder sehen Drohgebärde der USA
Nicht nur die venezolanische Regierung betrachtet das Zusammenziehen zusätzlicher Militäreinheiten in der Karibik als Drohgebärde, sondern auch andere Länder: Kolumbien etwa stoppt als Reaktion auf die US-Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote den Austausch von Geheimdienstinformationen mit den USA. Auf „allen Ebenen“ der Geheimdienste sei angeordnet worden, „die Kommunikation und sonstige Kontakte mit US-Sicherheitsbehörden auszusetzen“, erklärte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro am Dienstag auf X. Dies gelte so lange, wie die Raketenangriffe auf Boote andauerten.
Wie der US-Sender CNN unter Berufung auf Insider berichtete, hat auch Großbritannien den Austausch von Geheimdienstinformationen mit den USA über mutmaßliche Drogenhandelsschiffe in der Karibik ausgesetzt, um eine Verwicklung in mögliche Angriffe zu vermeiden. Die britische Regierung lehnte eine Stellungnahme bislang ab. „Wir äußern uns nicht zu Sicherheits- oder Geheimdienstfragen“, sagte ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer. Die USA seien Großbritanniens „engster Partner bei der Verteidigung, der Sicherheit und den Geheimdiensten“, betonte er.
Wachsende Spannung zwischen USA und Venezuela
Anfang September begann die US-Armee mit Angriffen auf angebliche Drogenschmuggler-Boote in der Karibik, später wurden auch Boote im östlichen Pazifik attackiert. Die USA haben bislang keine Beweise dafür vorgelegt, dass die angegriffenen Boote tatsächlich Drogen beförderten. Washington wirft Venezuela vor, den Drogenschmuggel in die USA aktiv zu fördern und damit die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bürger zu gefährden.
Mit der Ankunft des US-Flugzeugträgers „Gerald R. Ford“ vor der Küste Lateinamerikas dürften sich die Spannungen zwischen den USA und Venezuela weiter verschärfen. Der größte Flugzeugträger der Welt traf nach Angaben der US-Armee am Dienstag in Begleitung dreier Zerstörer in seinem Einsatzgebiet ein.