• In Leipzig droht dem Literaturhaus der Verlust seiner angestammten Räume im Haus des Buches.
  • Der Leiter des Hauses begründet die Kündigung mit der drohenden Insolvenz.
  • Der Träger-Verein kommt anders als bisher nicht mehr ohne Fördermittel über die Runden und appelliert an die Stadt, die sich gern mit dem Titel Buchstadt schmückt und 2025 ein Themenjahr begeht.

Das Literaturhaus Leipzig wird im Januar seine angestammten Räume im Haus des Buches kündigen. Der Schritt sei notwendig, um ein mögliches Verfahren wegen Insolvenzverschleppung abzuwenden, wie der Leiter des Hauses, Thorsten Ahrend, im Gespräch mit MDR KULTUR erklärte.

Literaturhaus Leipzig droht Insolvenz

Ahrend und sein Team warnen seit langem davor, dass ihnen das Geld ausgehe und die Schließung drohe. Die Kündigung ist nun die erste Maßnahme, die das Literaturhaus Leipzig ergreift.

Durchs nächste Jahr kommen wir noch, aber 2027 wären wir insolvent.

Thorsten Ahrend, Literaturhaus Leipzig

Das Geld für den Betrieb, das über die Zinserträge einer Stiftung eingenommen wurde, wird Ahrend zufolge 2026 aufgebraucht sein. „Durchs nächste Jahr kommen wir noch, aber 2027 würden wir insolvent gehen“, sagte Ahrend MDR KULTUR.

Fördergelder bei Stadt Leipzig beantragt

Um das Literaturhaus vor dem Aus zu retten, brauche es die Unterstützung der Stadt Leipzig. Ahrend spricht von jährlich 205.000 Euro. Er habe bereits Förderanträge gestellt. „Die vergangenen 35 Jahre sind wir ohne Förderung hingekommen, aber natürlich sind die Mittel langsam kleiner geworden und deswegen gibt es leider diese Konsequenz.“

Das Literaturhaus wirtschaftete seit 1990 mit einem Vereinsvermögen, das sich aus Mitteln des DDR-Kulturhaushalts speiste. Mit den Zinserträgen aus diesem Grundstock konnten Miete und Programm finanziert werden, so dass keine öffentlichen Gelder beansprucht wurden. Das sei ungewöhnlich, betonte Vorsitzende Stephanie Jacobs im „Börsenblatt“: „Soweit mir bekannt ist, gibt es kein Literaturhaus in Deutschland, der Schweiz und Österreich, das ohne eine öffentliche Grundförderung arbeitet.“

Angesichts der niedrigen Zinserträge warnte Geschäftsführer Thorsten Ahrendt bereits seit mehr als drei Jahren, allerdings sah die Stadt der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge bislang angesichts des noch nicht aufgebrauchten Vereinsvermögens noch keinen Handlungsbedarf. Akut werde die Situation dann zum Haushaltsbeschluss 2027, warnt Ahrendt.

Literaturhaus macht sich für Leseförderung stark

Das Literaturhaus Leipzig ist das einzige Literaturhaus in Sachsen. Es setzt sich für Buch- und Leseförderung ein und veranstaltet unter anderem Lesungen, Podiumsdiskussionen, Literaturcafés, Filmvorführungen und eine Schreibwerkstatt für Kinder.

Zu Gast waren allein in diesem Jahr prominente Autorinnen und Autoren wie Büchnerpreisträgerin Ursula Krechel, die Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa oder Ian McEwan sowie Lokalmatadoren wie Martina Hefter, Clemens Meyer oder Dirk Oschmann.