Die Luft in den Städten soll sauberer werden, so will es die Europäische Union. Von 2030 an wird in der EU die zulässige Belastung durch Stickstoffdioxid (NO₂) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel auf 20 Mikrogramm gesenkt. Um die Werte binnen vier Jahren zu halbieren, wird die Stadt München noch einiges unternehmen müssen. Erst im vergangenen Jahr ist es gelungen, dass erstmals an allen Messstellen der aktuell gültige Wert eingehalten wurde.

Ein strengeres Diesel-Fahrverbot, das auch für Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 gegolten hätte, konnte die Stadt abwenden, indem sie auf einem Abschnitt des Mittleren Rings Tempo 30 eingeführt hat. Doch was ist in vier Jahren, wenn der Grenzwert deutlich verschärft wird? Ob dann neue Fahrverbote oder Tempolimits auf die Münchner zukommen, steht noch nicht fest. Das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) macht aber deutlich, dass es nicht untätig bleiben wird.

In den vergangenen Jahren ist die Luftqualität in München schon deutlich besser geworden, wie aus einem neuen Bericht des RKU hervorgeht. Die Stadt München betreibt 51 Messstationen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind und an denen die Werte für NO₂ mit sogenannten Passivsammlern erfasst werden. In diesen reichern sich die Schadstoffe an, die Auswertung erfolgt im Labor. An 30 dieser städtischen Messstandorte wird der künftig geltende strengere Grenzwert schon heute eingehalten.

Denn die Stadt hat bereits einige Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen, die Wirkung zeigen. Dazu gehören neben dem im vergangenen Jahr eingeführten Tempo 30 auf dem Mittleren Ring auch die Einführung der Umweltzone im Jahr 2012, zu der inzwischen auch der Mittlere Ring zählt, und das seit 2023 geltende Fahrverbot für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 4. Hinzu kommen das schon seit 2008 geltende Lkw-Transitverbot auf dem Mittleren Ring, die Förderung der E-Mobilität sowie des Bus-, Bahn-, Fuß- und Radverkehrs oder der Einsatz von Elektro-Bussen in viel befahrenen und belasteten Bereichen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Erneuerung der Fahrzeugflotte: Neue Autos blasen weniger Schadstoffe in die Luft als alte.

Alle bereits laufenden Maßnahmen zur Verkehrswende trügen zu einer besseren Luftqualität bei und unterstützten somit jetzt schon die Einhaltung der strengeren Grenzwerte ab 2030, teilt das RKU auf Nachfrage mit. „Allerdings ist bereits heute klar, dass mit Blick auf die Verschärfung der Grenzwerte ab 2030 wahrscheinlich weitere Maßnahmen notwendig werden“, schreibt eine Sprecherin. Die neue Luftqualitätsrichtlinie verpflichte die EU-Mitgliedsstaaten bereits vor Inkrafttreten der neuen Grenzwerte dazu, innerhalb von zwei Jahren sogenannte Luftqualitätsfahrpläne aufzustellen, wenn zwischen 2026 und 2029 Grenzwertüberschreitungen festgestellt werden.

Weil in München 2024 noch an einigen Stationen NO₂-Jahresmittelwerte von mehr als 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen worden seien, sei davon auszugehen, dass auch im Jahr 2026 der neue Grenzwert an einigen Stationen überschritten werde. Dann müsse die Stadt innerhalb von zwei Jahren einen Luftqualitätsfahrplan mit geeigneten Maßnahmen zur Stickstoffdioxidreduktion aufstellen. „Die verwaltungsinternen Vorbereitungen für den Luftqualitätsfahrplan laufen bereits“, so die RKU-Sprecherin.

Die 51 Passivsammler betreibt die Stadt freiwillig. Ausschlaggebend für Maßnahmen sind die fünf Messstationen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt an der Landshuter Allee, am Stachus, in Johanneskirchen, Allach und an der Lothstraße. An diesen wurde der aktuelle Grenzwert 2024 eingehalten, sogar an der Landshuter Allee, wo seit Juni 2024 Tempo 30 gilt, um die Emissionen zu senken. Die Landshuter Allee galt lange Zeit als „schmutzigste Straße“ Deutschlands. Der seit 2010 geltende Grenzwert von 40 Mikrogramm im Jahresmittel wurde dort regelmäßig gerissen.

Deshalb klagten die Deutsche Umwelthilfe und der Verkehrsclub Deutschland zunächst gegen den Freistaat. Nachdem dieser aber die Verantwortung für die Luftreinhaltung 2021 an die Kommunen abgegeben hatte, richtete sich die Klage gegen die Stadt München. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof verurteilte schließlich im März 2024 die Stadt zur Einhaltung des Grenzwerts und forderte explizit ein verschärftes Diesel-Fahrverbot, auch für Euro-5-Diesel. Das gibt es bis heute nicht, da der Grenzwert an der kritischen Stelle, der Landshuter Allee, 2024 unterschritten wurde, wenn auch knapp. Der Stadtrat setzte die Verschärfung aus.

Auch dieses Jahr wird der Grenzwert eingehalten, wie es aussieht. Doch an der Landshuter Allee wird es wieder knapp. Die Monatswerte kann man sich im Messwertarchiv auf der Homepage des Landesamts für Umwelt anschauen. Die relevanten Durchschnittswerte für 2025 stehen aber erst Ende des Jahres fest. Klar ist aber schon jetzt: Der künftig schärfere Grenzwert würde an der Landshuter Allee nach derzeitigem Stand deutlich überschritten.