Galerie mit 16 Bildern: Lamp of Murmuur – Blood Mire Death Tour 2025 in Berlin


Der amerikanische Black-Metal-Underground hat in jüngerer Vergangenheit so manche schwarz glänzende Perle ausgespuckt. Auch LAMP OF MURMUUR konnten sich in dieser überaus lebendigen Szene bereits einen Namen machen, wobei sich das Projekt des anonymen kalifornischen Einzelkämpfers M. um einiges wandelbarer präsentiert als der Durchschnitt. Und so schickt sich das Mastermind auch auf dem vierten Album „The Dreaming Price In Ecstasy“ wieder an, eine etwas andere Region des schwarzmetallischen Kosmos (und darüber hinaus) zu erkunden.
LAMP OF MURMUUR gehen in die nächste Entwicklungsphase
Herrschte auf dem Debüt „Heir Of Ecliptical Romanticism“ noch roher, mit Keyboards und Synthesizern versetzter Lo-fi-Black-Metal, so wurde das Ganze auf „Submission And Slavery“ geschickt um ein paar dezente Gothic-Einflüsse erweitert. Auf „Saturnian Bloodstorm“ war es dann schlagartig vorbei mit dem Kerker-Gerumpel, denn hier gaben sich LAMP OF MURMUUR ganz der IMMORTAL-Verehrung hin, mit einem besonderen Fokus auf deren Überalbum „At The Heart Of Winter“ und seinen epischen Kompositionen.
Der Einstieg ins neue Album mit „Forest Of Hallucinations“ und seinen treibenden, leicht angethrashten Riffs lässt zunächst vermuten, dass es auf „The Dreaming Prince In Ecstasy“ wieder in eine ganz ähnliche Richtung geht. Doch auch hier deuten symphonische Elemente und an CRADLE OF FILTH bzw. frühe DIMMU BORGIR erinnernde, schaurige Keyboard-Passagen bereits an, was sich im weiteren Verlauf des Albums bestätigen wird. Offenkundig hat sich M. diesmal nämlich nicht unwesentlich von den Symphonic-Black-Metal-Kapellen der 90er inspirieren lassen und setzt dementsprechend vermehrt auf Bombast.
Stücke wie „Hategate“ und „Reincarnation Of The Witch“ behalten sich dennoch ihre energische Wuchtigkeit bei; hier weht trotz verspielter Keyboards und finsterer Opulenz weiterhin eine Steife Brise aus Blashyrkh. LAMP OF MURMUUR beschränken sich aber keineswegs darauf, hier einfach eine symphonisch angehauchte Variante von IMMORTAL zu mimen, denn das atmosphärische, rein instrumentale Interlude „Angelic Vortex“ leitet zur experimentelleren zweiten Albumhälfte in Form des dreiteiligen Titelstücks über.
„The Dreaming Prince In Ecstasy“ ist das bisher vielseitigste Album
Hier zollt M. ganz unverhohlen seiner Liebe zu 80er Gothic und New Wave Tribut. Nun ist die Vermischung dieser Stile mit Black Metal heutzutage an sich kein Novum mehr und spätestens seit dem Erfolg von TRIBULATION auch einer breiteren Masse zugänglich. Trotzdem entfaltet die gegenständliche Mischung bei LAMP OF MURMUUR einen ganz eigenen Charakter, denn die ersten beiden Teile verzichten bis auf den Gesang nicht nur weitestgehend auf Schwarzmetallisches, grade der mit „Moondance“ untertitelte erste Teil ist durch seine fast schon trancige Leitmelodie auch überaus tanzbar und vermittelt in der Tat ein Gefühl der Ekstase.
Teil Zwei wiederum gibt sich deutlich ruhiger und atmosphärischer, hier haben die FIELDS OF THE NEPHILIM und ihre finsteren Soundlandschaften deutliche Spuren hinterlassen. Erst beim dritten Teil von „The Dreaming Prince In Ecstasy“ hält der Black Metal wieder Einzug, diesmal jedoch in düster-melodischer Form und besonders durch den erhabenen Klargesangs-Part im Mittelteil an spätere EMPEROR erinnernd. Mit der melancholischen Akustiknummer „A Brute Angel’s Sorrow“, zu dem Crying Orc von KËKHT ARÄKH einen Gesangsbeitrag leistet, klingt das Album ruhig und stimmungsvoll aus.
Abzüge bei Sound und Gesang
LAMP OF MURMUUR bleiben also wandelbar, wobei M. auf „The Dreaming Prince In Ecstasy“ im Grunde versucht, die verschiedenen Einflüsse seiner vorherigen Alben zusammenzufassen und teilweise neu anzuordnen. Ganz ohne Schwächen kommt die Scheibe allerdings nicht daher. Wer auf die reine Lehre des Black Metal schwört, wird mit der zweiten Albumhälfte möglicherweise Schwierigkeiten haben, was natürlich Geschmackssache ist.
Ein weniger subjektiver Kritikpunkt ist allerdings der dumpfe, etwas pappige und dadurch ziemlich drucklose Sound des Albums. Hier kann auch nicht auf den gewollten Lo-fi-Ansatz der ersten beiden Alben abgestellt werden, denn es ist offensichtlich, dass „The Dreaming Prince In Ecstasy“ eigentlich einen gewissen Wumms haben sollte. Leider ist das Ergebnis recht undifferenziert geraten und klingt eher wie gewollt und nicht gekonnt, was den Hörgenuss empfindlich schmälert. Ein weiteres Problem sind diesmal außerdem die Vocals des Meisters, welche abseits der guten Klargesangspassagen so klingen, als hätte M. beim Krächzen permanent eine Wollsocke in der Backentasche. Das hat man in der Vergangenheit schon besser hingekriegt.
Sieht man darüber hinweg, ist auch das neueste Werk von LAMP OF MURMUUR eine ziemlich eklektische und teilweise unberechenbare Angelegenheit mit hohem Unterhaltungswert, die einen in gespannter Erwartungshaltung darauf zurücklässt, was der exzentrische Ami als nächstes ausheckt. Ebenfalls empfehlenswert ist übrigens auch sein Nebenprojekt MAGUS LORD, mit dem M. auf den Spuren von SUMMONING sowie Viking-Ära BATHORY wandelt und erst in Mai eine starke EP veröffentlich hat.![]()